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The Do-Over Damsel Conquers the Dragon Emperor

In der Flut von Anime-Adaptionen, die sich dem beliebten Genre der Zeitreise-Romanzen widmen, sticht The Do-Over Damsel Conquers the Dragon Emperor als ein Werk hervor, das durch eine einzigartige Mischung aus hochdramatischer politischer Intrige und charakterfokussierter Komödie besticht. Die Serie entfaltet eine Erzählung, die auf starken Kontrasten aufbaut: eine kriegserprobte Heldin im Körper eines Kindes, ein gefürchteter Tyrann, der insgeheim eine sanfte Seele ist, und eine Geschichte, die geschickt zwischen düsteren Themen wie Verrat und unbeschwerter Romantik balanciert. Im Zentrum steht die Adlige Jill Cervel, die nach ihrem ungerechten Tod eine zweite Chance im Leben erhält und in einem Akt der Verzweiflung ihr Schicksal an ihren einstigen Erzfeind, den Drachenkaiser Hadis, bindet. Diese Prämisse bildet den Ausgangspunkt für eine tiefgreifende Untersuchung von Schicksal, Selbstbestimmung und den komplexen moralischen Grauzonen, die entstehen, wenn man die Vergangenheit neu schreibt.


Übersicht


Handlung: Eine zweite Chance im Reich des Feindes

Die Geschichte von The Do-Over Damsel Conquers the Dragon Emperor beginnt mit einer Tragödie. Jill Cervel, eine talentierte Militärkommandantin und Adlige, hat ihr Leben ihrem Verlobten, Kronprinz Gerald der Kratos, gewidmet. Sie trainierte unermüdlich, um ihm und ihrem Königreich von Nutzen zu sein, nur um auf schockierende Weise verraten zu werden. Als sie die inzestuöse Beziehung zwischen Gerald und seiner jüngeren Schwester Faris aufdeckt, wird sie fälschlicherweise eines Verbrechens beschuldigt, eingekerkert und schließlich bei einem Fluchtversuch getötet. Dieser Verrat und der ungerechte Tod bilden das traumatische Fundament, das ihre Handlungen in ihrem zweiten Leben antreibt.

In ihren letzten Momenten wünscht sie sich eine zweite Chance, und dieser Wunsch wird ihr auf wundersame Weise gewährt. Jill erwacht sechs Jahre in der Vergangenheit, auf genau dem Ball, auf dem ihr unheilvolles Schicksal mit der Verlobung zu Gerald besiegelt wurde. In panischer Angst vor einer Wiederholung der Ereignisse und um dem aufdringlichen Prinzen zu entgehen, fasst sie einen verzweifelten, impulsiven Entschluss: Sie macht dem erstbesten Mann, der hinter ihr steht, einen Heiratsantrag.

Dieser Fremde entpuppt sich als Kaiser Hadis Teos Rave, der Herrscher des verfeindeten Rave-Imperiums und der Mann, den sie aus ihrer früheren Zeitlinie als grausamen Tyrannen und größten Feind ihres Königreichs kannte. Dieser dramatische Twist ist der zentrale Katalysator für die gesamte Handlung. Jills anfängliches Bedauern und ihr Versuch, den Antrag zurückzuziehen, stoßen auf die überraschende und aufrichtige Freude von Hadis. Seine anschließenden Handlungen – er nimmt sie mit auf sein Schiff, bringt sie in sein Schloss und gewinnt sie schließlich mit seinen Kochkünsten für sich – sind die ersten Anzeichen dafür, dass der Hadis dieser Zeitlinie nicht der Mann ist, an den sie sich erinnert. Angesichts dieser unerwarteten Freundlichkeit und der Chance auf ein neues Leben fasst Jill einen neuen Entschluss: Sie wird nicht nur überleben, sondern das Schicksal aktiv verändern. Sie schwört, Hadis vor dem Abstieg in die Dunkelheit zu bewahren, den sie aus ihrer Vergangenheit kennt, und ihm stattdessen Glück zu bringen.


Genre-Einordnung

The Do-Over Damsel Conquers the Dragon Emperor lässt sich am treffendsten als Fantasy-Romanze mit starkem Fokus auf politische Intrigen und Zeitreise-Elementen klassifizieren. Diese Einordnung ist vielschichtig und begründet sich in den zentralen narrativen Säulen der Serie. Die romantische Beziehung zwischen Jill und Hadis ist unbestreitbar der Motor der Handlung, doch sie entfaltet sich vor dem komplexen Hintergrund eines drohenden Krieges, göttlicher Flüche und undurchsichtiger Hofpolitik, was dem Ganzen eine Ebene politischer Intrige verleiht.

Die Serie weist deutliche Parallelen zum populären „Villainess“-Subgenre auf, das durch Titel wie My Next Life as a Villainess oder Tearmoon Empire bekannt wurde. Jill ist jedoch keine wiedergeborene „Schurkin“, sondern eine verratene Heldin, was die Serie eher in das benachbarte, aber eigenständige „Second Chance“- oder „Returner“-Genre einordnet. Ein weiteres wesentliches Merkmal sind die komödiantischen Elemente. Der Humor entsteht oft aus dem scharfen Kontrast zwischen dramatischen, ernsten Situationen und den skurrilen Eigenheiten der Charaktere, was die Serie von geradlinigeren Dramen unterscheidet.

Die Serie nutzt die visuellen und narrativen Konventionen der Shoujo-Romanze – eine junge Protagonistin, ein Fokus auf Beziehungen, attraktive männliche Hauptfiguren –, untergräbt jedoch gezielt zentrale Erwartungen. Jill ist keine passive Empfängerin romantischer Avancen, sondern eine aktive, durchsetzungsstarke Protagonistin, die in der Beziehungsdynamik oft als der „Ehemann“ beschrieben wird. Im Gegensatz dazu ist der primäre Liebespartner, Hadis, kein weltgewandter Prinz, sondern ein emotional unbeholfener und sozial ungeschickter Kaiser, der die Rolle der umsorgten „Ehefrau“ einnimmt. Diese bewusste Umkehrung der Geschlechterrollen ist eine Dekonstruktion traditioneller Dynamiken innerhalb des Genres. Somit verwendet die Serie den Rahmen einer Fantasy-Romanze, um unkonventionelle Machtstrukturen und Geschlechterdynamiken in einer Beziehung zu erforschen, was sie zu mehr als nur einem einfachen Genrevertreter macht.


Setting und Umfeld: Ein Kontinent im Zwiespalt

Die Handlung spielt auf dem Kontinent Platy, der durch das heilige Rakia-Gebirge geografisch in zwei große Nationen geteilt ist. Im Westen liegt das

Königreich Kratos, eine Nation, die von Magie geprägt ist und unter dem Schutz der Göttin Kratos steht, der Göttin der Liebe und der Erde. Im Osten erstreckt sich das Rave-Imperium, ein Land, in dem Magie selten ist, aber Drachen geboren werden. Es wird vom Drachengott Rave, dem Gott der Logik und des Himmels, bewacht.

Die Gesellschaftsstruktur ist feudal und aristokratisch geprägt. Die politische Macht ist in den Händen von Königsfamilien konzentriert, und Ehen dienen oft als strategische Instrumente zur Machtsicherung. Jills ursprüngliche Verlobung mit Gerald war ein solches politisches Manöver, das die Grenze sichern sollte, die ihre Familie beschützt.

Der Kernkonflikt der Welt ist jedoch nicht nur politischer, sondern auch theologischer Natur. Der tief verwurzelte Hass zwischen den beiden Nationen spiegelt den fundamentalen Gegensatz ihrer Schutzgottheiten wider: Liebe gegen Logik. Dieser göttliche Kampf manifestiert sich auf der menschlichen Ebene in Form von Krieg, Vorurteilen und Flüchen, die das Schicksal der Charaktere maßgeblich beeinflussen.

Die Weltgestaltung ist dabei mehr als nur eine Kulisse; sie ist eine thematische Erweiterung der zentralen Charakterkonflikte. Das Königreich Kratos, das für die „Liebe“ steht, wird von einem Prinzen regiert, dessen Liebe eine verdrehte, inzestuöse Besessenheit ist. Das Rave-Imperium, das die „Logik“ repräsentiert, wird von einem Kaiser geführt, der emotional verkümmert ist und dem ein logisches Verständnis für zwischenmenschliche Beziehungen fehlt. Jill, die aus Kratos stammt, muss Logik und Strategie einsetzen, um zu überleben, während Hadis aus Rave lernen muss, Liebe und Emotionen anzunehmen, um gerettet zu werden. Der Kontinent Platy fungiert somit als ein Makrokosmos der philosophischen und emotionalen Reise, die Jill und Hadis gemeinsam antreten. Dies verwandelt die Geschichte von einer einfachen Romanze in eine Allegorie über die Notwendigkeit, ein Gleichgewicht zwischen Liebe und Vernunft zu finden.


Das Frauenbild: Zwischen Selbstermächtigung und problematischen Tropen

Die Darstellung von Frauen in The Do-Over Damsel Conquers the Dragon Emperor ist komplex und bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen starker Selbstermächtigung und der Verwendung kontroverser erzählerischer Mittel. Im Mittelpunkt dieser Dichotomie steht die Protagonistin Jill.

Einerseits wird Jill als erfrischend proaktive und mächtige Heldin präsentiert. In ihrem früheren Leben war sie eine gefeierte Militärkommandantin, die als „Tochter des Kriegsgottes“ galt. Dieses Wissen, ihr strategischer Verstand und ihre immense magische Kraft bleiben ihr auch in ihrem neuen Leben erhalten, was sie trotz ihres kindlichen Aussehens zu einer beeindruckenden Kraft macht. Sie ist durchsetzungsfähig, mutig und übernimmt oft die Führung, wodurch sie die im Titel angedeutete Rolle der „Jungfer in Nöten“ konsequent unterläuft.

Andererseits wird diese Ermächtigung direkt mit dem kontroversesten Element der Erzählung konfrontiert: der Romanze mit großem Altersunterschied. Jill ist physisch zehn Jahre alt, als sie sich mit dem 19-jährigen Hadis verlobt. Die Erzählung selbst erkennt an, dass diese Konstellation befremdlich und verstörend ist, und lässt Jill selbst ihr Unbehagen äußern. Obwohl später eine Erklärung für Hadis‘ Präferenz für eine junge Braut geliefert wird – ein Fluch der Göttin Kratos, der Frauen über 14 Jahren anfällig für Besessenheit macht –, wird dies von vielen als zweckdienliche Ausrede betrachtet, um eine problematische Fantasie zu ermöglichen.

Auch andere weibliche Charaktere wie Faris tragen zur Komplexität des Frauenbildes bei. Ihre Figur ist tief in Themen wie Inzest und göttliche Besessenheit verstrickt, was sie zu einer tragischen Gestalt macht, deren Handlungsfähigkeit und Autonomie ständig in Frage gestellt werden.

Die Serie platziert ihre weiblichen Charaktere konsequent in Situationen, in denen ihre Handlungsfähigkeit bedroht ist – sei es durch politische Manipulation in Jills erstem Leben, durch körperliche Unterlegenheit in ihrem zweiten Leben oder durch göttliche Besessenheit bei Faris. Der Kern von Jills Reise ist ihr Kampf, ihre Autonomie gegen diese überwältigenden Kräfte zurückzugewinnen und durchzusetzen. Ihre „zweite Chance“ ist der ultimative Akt, die Kontrolle über ihre eigene Geschichte zu übernehmen. Die kontroverse Darstellung von Frauen ist somit nicht zufällig, sondern zentral für den thematischen Kern der Serie. Sie nutzt problematische Szenarien, um eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit weiblicher Selbstbestimmung zu schaffen und die Frage zu stellen, was es bedeutet, mächtig und kontrolliert zu sein, wenn Gesellschaft, Schicksal und sogar die Götter gegen einen stehen.


Charakterbeschreibungen

Jill ist die dynamische Protagonistin der Geschichte, definiert durch eine kraftvolle Dualität. Mental ist sie eine 16-jährige Kriegsveteranin mit einem scharfen taktischen Verstand und außergewöhnlicher Stärke. Physisch ist sie jedoch ein 10-jähriges Mädchen, das eine Vorliebe für Süßigkeiten und niedliche Dinge hat. Ihre Charakterentwicklung ist eine Reise der Versöhnung dieser beiden Seiten. Sie nutzt die Erfahrungen ihres früheren Lebens nicht für Rache, sondern um eine bessere Zukunft für sich und jene zu schaffen, die sie zu beschützen wählt – allen voran Hadis. Ihre Stimme wird von Shū Uchida geliehen.

Der titelgebende Drachenkaiser ist eine Figur voller tiefer Widersprüche. In Jills Vergangenheit war er ein gefürchteter Tyrann, doch in der neuen Zeitlinie entpuppt er sich als emotional unreifer, sozial unbeholfener und zutiefst einsamer junger Mann mit einer tragischen Vergangenheit. Ein Fluch hat ihn isoliert und an den Rand der Verzweiflung getrieben. Seine Entwicklung wird maßgeblich durch Jills Einfluss vorangetrieben; er lernt zu vertrauen, zu lieben und Glück zu finden. Seine unerwartete Begabung für das Kochen und Backen wird zu einem zentralen Ausdruck seiner sanften Natur. Gesprochen wird er von Kikunosuke Toya.

Gerald ist der anfängliche Antagonist, ein manipulativer und grausamer Prinz, der Jill als Deckmantel für seine inzestuöse Affäre mit seiner Schwester Faris benutzt. Er verkörpert die korrumpierte „Liebe“ des Kratos-Königreichs. Faris ist eine weitaus tragischere und komplexere Figur. In der ursprünglichen Zeitlinie wird angedeutet, dass ihre Handlungen das Ergebnis einer Besessenheit durch die Göttin Kratos sind. In der neuen Zeitlinie behält sie mehr von ihrem eigenen Willen, was sie zu einer moralisch ambivalenten Figur macht, die sowohl Opfer als auch Täterin ist. Gerald wird von Shunichi Toki gesprochen, Faris von Ayumi Mano.  

Der Drachengott und Hadis‘ Ziehvater sowie Mentor. Durch einen Fluch geschwächt, erscheint er als kleiner, niedlicher weißer Drache, der nur für Personen mit starker Magie sichtbar ist. Er dient als Ratgeber, liefert wichtige Hintergrundinformationen und sorgt für komödiantische Auflockerung. Seine Stimme stammt von Shiori Izawa.

Jills loyale Untergebene aus ihrem früheren Leben, ein Schwertkämpfer und eine meisterhafte Bogenschützin. Sie stammen ursprünglich aus dem Rave-Imperium und schwören ihr auch in der neuen Zeitlinie schnell wieder die Treue. Sie agieren als ihre vertrauenswürdigen Ritter und ausführende Kraft. Zeke wird von Tatsumaru Tachibana und Camila von Mari Hino gesprochen.

Hadis‘ ältere Halbgeschwister. Risteard ist zerrissen zwischen seiner Pflicht gegenüber dem Geheimnis der kaiserlichen Familie – dass sie Usurpatoren sind – und seinem Wunsch, seine jüngeren Geschwister zu schützen. Elentzia ist eine pragmatischere Figur, die ebenfalls versucht, ihre Familie zu bewahren, was zu einer komplexen politischen Dynamik am Hof von Rave führt. Risteard wird von Makoto Furukawa und Elentzia von Kaori Nazuka gesprochen.


Zeichnungen: Qualität und Stil

Die künstlerische Leitung der Serie ist eine ihrer größten Stärken. Die Charakterdesigns von Sana Komatsu, die auf den Originalillustrationen von Mitsuya Fuji basieren, sind durchweg als „wunderschön“ und „prächtig“ zu bezeichnen. Sie fangen die elegante, von

Shoujo-Einflüssen geprägte Ästhetik der Vorlage perfekt ein und verleihen den Charakteren eine hohe visuelle Anziehungskraft. Die Hintergründe sind detailreich und atmosphärisch gestaltet und tragen maßgeblich zum Aufbau der Fantasy-Welt bei. Eine besondere Stärke ist der fließende und effektive Einsatz von

Chibi- oder deformierten Zeichenstilen in komödiantischen Momenten. Dieser Stilbruch sorgt für einen gelungenen tonalen Kontrast und verstärkt den Humor der Szenen erheblich.


Animation: Qualität und Umsetzung

Die Animation, produziert vom Studio J.C. Staff, stellt die größte technische Schwäche der Serie dar. Während die Darstellung von Mimik und Gestik in dialoglastigen oder humorvollen Szenen im Allgemeinen kompetent ist, fallen die Actionszenen qualitativ deutlich ab. In vielen Analysen wird bemängelt, dass Kämpfe oft auf statische Bilder, Kameraschwenks und „Diashows“ reduziert werden, denen es an Flüssigkeit und Wucht fehlt. Diese Inkonsistenz deutet auf ein begrenztes Budget oder einen engen Produktionsplan hin, bei dem die Ressourcen gezielt auf die Charakterinteraktionen anstatt auf Actionspektakel konzentriert wurden.

Die Produktionsentscheidungen spiegeln die thematischen Prioritäten der Serie wider. J.C. Staff, ein Studio mit einem breit gefächerten Portfolio, arbeitete während dieser Saison an mehreren Projekten gleichzeitig. Die Entscheidung, die Action-Animation bei einer Serie mit einer Krieger-Protagonistin zurückzustellen, ist bezeichnend. Sie legt nahe, dass die Produzenten den Kern der Anziehungskraft in den romantischen und komödiantischen Interaktionen zwischen den Charakteren sahen. Die Animationsqualität ist in den Szenen am höchsten, die die Beziehung zwischen Jill und Hadis entwickeln. Im Grunde ist die Serie eine charaktergetriebene Romantikkomödie im Gewand einer Action-Fantasy, und die Produktionswerte spiegeln dies wider – im Guten wie im Schlechten


Soundtrack: Qualität und Wirkung

Die musikalische Untermalung von Komponist Shuhei Mutsuki wird durchweg als eine der herausragenden Stärken der Serie bewertet. Der Soundtrack ist vielseitig und wirkungsvoll. Er wechselt nahtlos zwischen großen, orchestralen Themen für politische Intrigen und Kämpfe, zarten Melodien für romantische Momente und skurrilen, unbeschwerten Stücken für die Komödie. Das Opening „Awaku Kasuka“ von sajou no hana zeichnet sich durch seine eingängige Melodie und seine subtil-absurde Bildsprache aus, insbesondere die Tanzszenen von Prinz Gerald finden Erwähnung. Das Ending „Gradation“ von HaNaTan wird als ergreifend und passend für die emotionaleren Untertöne der Geschichte beschrieben.


Stärken der Serie

Eine proaktive und fesselnde Protagonistin: Jills Charakter ist der primäre Anziehungspunkt. Ihre Mischung aus militärischer Kompetenz, emotionaler Entschlossenheit und liebenswerten „mädchenhaften“ Momenten macht sie zu einer charismatischen und unkonventionellen Heldin, die das Publikum sofort für sich gewinnt.

Einzigartige Charakterchemie: Die Rollentausch-Dynamik zwischen der „männlichen“ Jill und dem „jungfräulichen“ Hadis schafft eine frische und fesselnde Romanze, die sowohl humorvoll als auch herzerwärmend ist. Diese unkonventionelle Beziehung ist ein zentrales Highlight.

Reiche Weltgestaltung und Mythologie: Der zugrundeliegende politische und mythologische Konflikt zwischen den beiden Nationen und ihren Göttern bietet eine fesselnde und tiefgründige Kulisse für die persönliche Geschichte der Charaktere. Dies verleiht der Handlung zusätzliches Gewicht und Komplexität.

Effektive tonale Balance: Trotz einiger abrupter Wechsel gelingt es der Serie größtenteils, dunkle Themen, ernste politische Dramen und unbeschwerte Komödie zu einem vielschichtigen und unterhaltsamen Seherlebnis zu verbinden.


Schwächen der Serie

Der kontroverse Altersunterschied: Dies ist der größte und unvermeidbarste Makel der Serie. Die romantische Verbindung zwischen einem 10-jährigen Mädchen und einem 19-jährigen Mann ist für viele Zuschauer grundsätzlich problematisch und eine erhebliche Hürde, ungeachtet des „mentalen Alters“ der Protagonistin oder der erzählerischen Rechtfertigungen.

Inkonsistente Animationsqualität: Die mangelhafte Qualität der Actionszenen ist eine spürbare Schwäche. Sie untergräbt die Darstellung von Jill als mächtige Kriegerin und mindert die Wirkung entscheidender Konflikte.

Pacing- und Tonprobleme: Die Handlung fühlt sich zeitweise überhastet an, und die abrupten Sprünge zwischen extremen Dramen (wie Inzest und Verrat) und Slapstick-Komödie können bisweilen ungleichmäßig und irritierend wirken.


Fazit

The Do-Over Damsel Conquers the Dragon Emperor präsentiert sich als eine zutiefst fesselnde, aber fundamental fehlerbehaftete Serie. Sie triumphiert durch die Stärke ihrer charismatischen Hauptfiguren, ihre einzigartige romantische Dynamik und ihre reichhaltige, durchdachte Welt. Gleichzeitig wird sie durch eine inkonsistente Animation und eine zentrale Prämisse, die für viele moralisch nicht zu verteidigen ist, zurückgehalten. Es ist ein Anime, der von seinem Publikum eine hohe Toleranz für seine kontroversen Elemente verlangt, diejenigen, die darüber hinwegsehen können, aber mit einer überraschend tiefgründigen und unterhaltsamen, charaktergetriebenen Geschichte belohnt. Letztendlich ist die Serie ein denkwürdiger, zum Nachdenken anregender und spaltender Titel, der das Konzept eines „Guilty Pleasure“ perfekt verkörpert.

Titel in Deutschland: The Do-Over Damsel Conquers the Dragon Emperor
Titel in Japan: Yarinaoshi Reijō wa Ryūtei Heika o Kōryaku-chū
Erscheinungsjahr: 2024
FSK-Freigabe: FSK 12 (eingeschätzt)
Produktionsstudio: J.C. Staff
Genre: Fantasy, Romance, Political Intrigue
Episodenanzahl: 12
Laufzeit pro Episode: ca. 23 Minuten

Erwartungen übertroffen
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Persönliche Meinung

The Do-Over Damsel Conquers the Dragon Emperor hat das Zeug zum Meisterwerk. Das Storytelling ist fesselnd, die Ästhetik und das grundlegende Design sind eine Augenweide. Mit Jill als Protagonistin wird echte „FRAUENPOWER!“ zelebriert, während ihr zur Seite mit Hadis ein liebenswerter „Schnuffi-Charakter“ gestellt wird, der viele Herzen im Sturm erobert. Die Serie schafft es zudem meisterhaft, die Balance zwischen ernstem Drama und heiterem Slapstick zu halten, die nur selten aus den Fugen gerät.

Also alles gut? Ich wünschte, es wäre so. Denn die Serie hat zwei signifikante Makel. Der eine ist technischer Natur: Die Qualität der Animationen kann mit dem hohen Niveau der restlichen Produktion schlicht nicht mithalten. Der andere ist weitaus komplexer und spaltet die Gemüter: der Altersunterschied zwischen Jill und Hadis.

Hier prallen gegensätzliche Meinungen massiv aufeinander. Fakt ist, dass politisch motivierte Zwangsverheiratungen schon im Kindesalter, insbesondere beim Adel, historisch gang und gäbe waren. Aber dieses historische Wissen und die visuelle Konfrontation damit sind zwei gewaltig verschiedene Paar Schuhe. Jill ist physisch 10 Jahre alt, Hadis ist 19. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass wir als Zuschauer wissen, dass Jills Geist bereits 16 Jahre alt ist – denn Hadis weiß das nicht. Er hat sich bewusst für eine Zehnjährige entschieden. Zwar wird betont, dass er sich der Notwendigkeit bewusst ist, mit einer echten Beziehung zu warten, bis Jill älter ist , doch das grundlegende Unbehagen bleibt.

Ein Großteil der Zuschauer, die dies als schweren Makel empfinden, hat verständlicherweise im Kopf, dass eine solche Konstellation in unserer heutigen Zeit ein absolutes No-Go ist. Und das ist auch absolut richtig so. Darunter leidet jedoch unweigerlich das Empfinden für die Serie, da dieser Aspekt permanent mitschwingt.

Wir haben uns entschieden, diesen ethischen Aspekt bei der quantitativen Bewertung außen vor zu lassen. Den einen Stern Abzug gibt es daher ausschließlich, weil die Qualität der Animationen nicht mit der sonstigen Brillanz der Serie mithalten kann.


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The Do-Over Damsel Conquers the Dragon Emperor

In der Flut von Anime-Adaptionen, die sich dem beliebten Genre der Zeitreise-Romanzen widmen, sticht The Do-Over Damsel Conquers the Dragon Emperor als ein Werk hervor, das durch eine einzigartige Mischung aus hochdramatischer politischer Intrige und charakterfokussierter Komödie besticht. Die Serie entfaltet eine Erzählung, die auf starken Kontrasten aufbaut: eine kriegserprobte Heldin im Körper eines Kindes, ein gefürchteter Tyrann, der insgeheim eine sanfte Seele ist, und eine Geschichte, die geschickt zwischen düsteren Themen wie Verrat und unbeschwerter Romantik balanciert. Im Zentrum steht die Adlige Jill Cervel, die nach ihrem ungerechten Tod eine zweite Chance im Leben erhält und in einem Akt der Verzweiflung ihr Schicksal an ihren einstigen Erzfeind, den Drachenkaiser Hadis, bindet. Diese Prämisse bildet den Ausgangspunkt für eine tiefgreifende Untersuchung von Schicksal, Selbstbestimmung und den komplexen moralischen Grauzonen, die entstehen, wenn man die Vergangenheit neu schreibt.


Übersicht


Handlung: Eine zweite Chance im Reich des Feindes

Die Geschichte von The Do-Over Damsel Conquers the Dragon Emperor beginnt mit einer Tragödie. Jill Cervel, eine talentierte Militärkommandantin und Adlige, hat ihr Leben ihrem Verlobten, Kronprinz Gerald der Kratos, gewidmet. Sie trainierte unermüdlich, um ihm und ihrem Königreich von Nutzen zu sein, nur um auf schockierende Weise verraten zu werden. Als sie die inzestuöse Beziehung zwischen Gerald und seiner jüngeren Schwester Faris aufdeckt, wird sie fälschlicherweise eines Verbrechens beschuldigt, eingekerkert und schließlich bei einem Fluchtversuch getötet. Dieser Verrat und der ungerechte Tod bilden das traumatische Fundament, das ihre Handlungen in ihrem zweiten Leben antreibt.

In ihren letzten Momenten wünscht sie sich eine zweite Chance, und dieser Wunsch wird ihr auf wundersame Weise gewährt. Jill erwacht sechs Jahre in der Vergangenheit, auf genau dem Ball, auf dem ihr unheilvolles Schicksal mit der Verlobung zu Gerald besiegelt wurde. In panischer Angst vor einer Wiederholung der Ereignisse und um dem aufdringlichen Prinzen zu entgehen, fasst sie einen verzweifelten, impulsiven Entschluss: Sie macht dem erstbesten Mann, der hinter ihr steht, einen Heiratsantrag.

Dieser Fremde entpuppt sich als Kaiser Hadis Teos Rave, der Herrscher des verfeindeten Rave-Imperiums und der Mann, den sie aus ihrer früheren Zeitlinie als grausamen Tyrannen und größten Feind ihres Königreichs kannte. Dieser dramatische Twist ist der zentrale Katalysator für die gesamte Handlung. Jills anfängliches Bedauern und ihr Versuch, den Antrag zurückzuziehen, stoßen auf die überraschende und aufrichtige Freude von Hadis. Seine anschließenden Handlungen – er nimmt sie mit auf sein Schiff, bringt sie in sein Schloss und gewinnt sie schließlich mit seinen Kochkünsten für sich – sind die ersten Anzeichen dafür, dass der Hadis dieser Zeitlinie nicht der Mann ist, an den sie sich erinnert. Angesichts dieser unerwarteten Freundlichkeit und der Chance auf ein neues Leben fasst Jill einen neuen Entschluss: Sie wird nicht nur überleben, sondern das Schicksal aktiv verändern. Sie schwört, Hadis vor dem Abstieg in die Dunkelheit zu bewahren, den sie aus ihrer Vergangenheit kennt, und ihm stattdessen Glück zu bringen.


Genre-Einordnung

The Do-Over Damsel Conquers the Dragon Emperor lässt sich am treffendsten als Fantasy-Romanze mit starkem Fokus auf politische Intrigen und Zeitreise-Elementen klassifizieren. Diese Einordnung ist vielschichtig und begründet sich in den zentralen narrativen Säulen der Serie. Die romantische Beziehung zwischen Jill und Hadis ist unbestreitbar der Motor der Handlung, doch sie entfaltet sich vor dem komplexen Hintergrund eines drohenden Krieges, göttlicher Flüche und undurchsichtiger Hofpolitik, was dem Ganzen eine Ebene politischer Intrige verleiht.

Die Serie weist deutliche Parallelen zum populären „Villainess“-Subgenre auf, das durch Titel wie My Next Life as a Villainess oder Tearmoon Empire bekannt wurde. Jill ist jedoch keine wiedergeborene „Schurkin“, sondern eine verratene Heldin, was die Serie eher in das benachbarte, aber eigenständige „Second Chance“- oder „Returner“-Genre einordnet. Ein weiteres wesentliches Merkmal sind die komödiantischen Elemente. Der Humor entsteht oft aus dem scharfen Kontrast zwischen dramatischen, ernsten Situationen und den skurrilen Eigenheiten der Charaktere, was die Serie von geradlinigeren Dramen unterscheidet.

Die Serie nutzt die visuellen und narrativen Konventionen der Shoujo-Romanze – eine junge Protagonistin, ein Fokus auf Beziehungen, attraktive männliche Hauptfiguren –, untergräbt jedoch gezielt zentrale Erwartungen. Jill ist keine passive Empfängerin romantischer Avancen, sondern eine aktive, durchsetzungsstarke Protagonistin, die in der Beziehungsdynamik oft als der „Ehemann“ beschrieben wird. Im Gegensatz dazu ist der primäre Liebespartner, Hadis, kein weltgewandter Prinz, sondern ein emotional unbeholfener und sozial ungeschickter Kaiser, der die Rolle der umsorgten „Ehefrau“ einnimmt. Diese bewusste Umkehrung der Geschlechterrollen ist eine Dekonstruktion traditioneller Dynamiken innerhalb des Genres. Somit verwendet die Serie den Rahmen einer Fantasy-Romanze, um unkonventionelle Machtstrukturen und Geschlechterdynamiken in einer Beziehung zu erforschen, was sie zu mehr als nur einem einfachen Genrevertreter macht.


Setting und Umfeld: Ein Kontinent im Zwiespalt

Die Handlung spielt auf dem Kontinent Platy, der durch das heilige Rakia-Gebirge geografisch in zwei große Nationen geteilt ist. Im Westen liegt das

Königreich Kratos, eine Nation, die von Magie geprägt ist und unter dem Schutz der Göttin Kratos steht, der Göttin der Liebe und der Erde. Im Osten erstreckt sich das Rave-Imperium, ein Land, in dem Magie selten ist, aber Drachen geboren werden. Es wird vom Drachengott Rave, dem Gott der Logik und des Himmels, bewacht.

Die Gesellschaftsstruktur ist feudal und aristokratisch geprägt. Die politische Macht ist in den Händen von Königsfamilien konzentriert, und Ehen dienen oft als strategische Instrumente zur Machtsicherung. Jills ursprüngliche Verlobung mit Gerald war ein solches politisches Manöver, das die Grenze sichern sollte, die ihre Familie beschützt.

Der Kernkonflikt der Welt ist jedoch nicht nur politischer, sondern auch theologischer Natur. Der tief verwurzelte Hass zwischen den beiden Nationen spiegelt den fundamentalen Gegensatz ihrer Schutzgottheiten wider: Liebe gegen Logik. Dieser göttliche Kampf manifestiert sich auf der menschlichen Ebene in Form von Krieg, Vorurteilen und Flüchen, die das Schicksal der Charaktere maßgeblich beeinflussen.

Die Weltgestaltung ist dabei mehr als nur eine Kulisse; sie ist eine thematische Erweiterung der zentralen Charakterkonflikte. Das Königreich Kratos, das für die „Liebe“ steht, wird von einem Prinzen regiert, dessen Liebe eine verdrehte, inzestuöse Besessenheit ist. Das Rave-Imperium, das die „Logik“ repräsentiert, wird von einem Kaiser geführt, der emotional verkümmert ist und dem ein logisches Verständnis für zwischenmenschliche Beziehungen fehlt. Jill, die aus Kratos stammt, muss Logik und Strategie einsetzen, um zu überleben, während Hadis aus Rave lernen muss, Liebe und Emotionen anzunehmen, um gerettet zu werden. Der Kontinent Platy fungiert somit als ein Makrokosmos der philosophischen und emotionalen Reise, die Jill und Hadis gemeinsam antreten. Dies verwandelt die Geschichte von einer einfachen Romanze in eine Allegorie über die Notwendigkeit, ein Gleichgewicht zwischen Liebe und Vernunft zu finden.


Das Frauenbild: Zwischen Selbstermächtigung und problematischen Tropen

Die Darstellung von Frauen in The Do-Over Damsel Conquers the Dragon Emperor ist komplex und bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen starker Selbstermächtigung und der Verwendung kontroverser erzählerischer Mittel. Im Mittelpunkt dieser Dichotomie steht die Protagonistin Jill.

Einerseits wird Jill als erfrischend proaktive und mächtige Heldin präsentiert. In ihrem früheren Leben war sie eine gefeierte Militärkommandantin, die als „Tochter des Kriegsgottes“ galt. Dieses Wissen, ihr strategischer Verstand und ihre immense magische Kraft bleiben ihr auch in ihrem neuen Leben erhalten, was sie trotz ihres kindlichen Aussehens zu einer beeindruckenden Kraft macht. Sie ist durchsetzungsfähig, mutig und übernimmt oft die Führung, wodurch sie die im Titel angedeutete Rolle der „Jungfer in Nöten“ konsequent unterläuft.

Andererseits wird diese Ermächtigung direkt mit dem kontroversesten Element der Erzählung konfrontiert: der Romanze mit großem Altersunterschied. Jill ist physisch zehn Jahre alt, als sie sich mit dem 19-jährigen Hadis verlobt. Die Erzählung selbst erkennt an, dass diese Konstellation befremdlich und verstörend ist, und lässt Jill selbst ihr Unbehagen äußern. Obwohl später eine Erklärung für Hadis‘ Präferenz für eine junge Braut geliefert wird – ein Fluch der Göttin Kratos, der Frauen über 14 Jahren anfällig für Besessenheit macht –, wird dies von vielen als zweckdienliche Ausrede betrachtet, um eine problematische Fantasie zu ermöglichen.

Auch andere weibliche Charaktere wie Faris tragen zur Komplexität des Frauenbildes bei. Ihre Figur ist tief in Themen wie Inzest und göttliche Besessenheit verstrickt, was sie zu einer tragischen Gestalt macht, deren Handlungsfähigkeit und Autonomie ständig in Frage gestellt werden.

Die Serie platziert ihre weiblichen Charaktere konsequent in Situationen, in denen ihre Handlungsfähigkeit bedroht ist – sei es durch politische Manipulation in Jills erstem Leben, durch körperliche Unterlegenheit in ihrem zweiten Leben oder durch göttliche Besessenheit bei Faris. Der Kern von Jills Reise ist ihr Kampf, ihre Autonomie gegen diese überwältigenden Kräfte zurückzugewinnen und durchzusetzen. Ihre „zweite Chance“ ist der ultimative Akt, die Kontrolle über ihre eigene Geschichte zu übernehmen. Die kontroverse Darstellung von Frauen ist somit nicht zufällig, sondern zentral für den thematischen Kern der Serie. Sie nutzt problematische Szenarien, um eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit weiblicher Selbstbestimmung zu schaffen und die Frage zu stellen, was es bedeutet, mächtig und kontrolliert zu sein, wenn Gesellschaft, Schicksal und sogar die Götter gegen einen stehen.


Charakterbeschreibungen

Jill ist die dynamische Protagonistin der Geschichte, definiert durch eine kraftvolle Dualität. Mental ist sie eine 16-jährige Kriegsveteranin mit einem scharfen taktischen Verstand und außergewöhnlicher Stärke. Physisch ist sie jedoch ein 10-jähriges Mädchen, das eine Vorliebe für Süßigkeiten und niedliche Dinge hat. Ihre Charakterentwicklung ist eine Reise der Versöhnung dieser beiden Seiten. Sie nutzt die Erfahrungen ihres früheren Lebens nicht für Rache, sondern um eine bessere Zukunft für sich und jene zu schaffen, die sie zu beschützen wählt – allen voran Hadis. Ihre Stimme wird von Shū Uchida geliehen.

Der titelgebende Drachenkaiser ist eine Figur voller tiefer Widersprüche. In Jills Vergangenheit war er ein gefürchteter Tyrann, doch in der neuen Zeitlinie entpuppt er sich als emotional unreifer, sozial unbeholfener und zutiefst einsamer junger Mann mit einer tragischen Vergangenheit. Ein Fluch hat ihn isoliert und an den Rand der Verzweiflung getrieben. Seine Entwicklung wird maßgeblich durch Jills Einfluss vorangetrieben; er lernt zu vertrauen, zu lieben und Glück zu finden. Seine unerwartete Begabung für das Kochen und Backen wird zu einem zentralen Ausdruck seiner sanften Natur. Gesprochen wird er von Kikunosuke Toya.

Gerald ist der anfängliche Antagonist, ein manipulativer und grausamer Prinz, der Jill als Deckmantel für seine inzestuöse Affäre mit seiner Schwester Faris benutzt. Er verkörpert die korrumpierte „Liebe“ des Kratos-Königreichs. Faris ist eine weitaus tragischere und komplexere Figur. In der ursprünglichen Zeitlinie wird angedeutet, dass ihre Handlungen das Ergebnis einer Besessenheit durch die Göttin Kratos sind. In der neuen Zeitlinie behält sie mehr von ihrem eigenen Willen, was sie zu einer moralisch ambivalenten Figur macht, die sowohl Opfer als auch Täterin ist. Gerald wird von Shunichi Toki gesprochen, Faris von Ayumi Mano.  

Der Drachengott und Hadis‘ Ziehvater sowie Mentor. Durch einen Fluch geschwächt, erscheint er als kleiner, niedlicher weißer Drache, der nur für Personen mit starker Magie sichtbar ist. Er dient als Ratgeber, liefert wichtige Hintergrundinformationen und sorgt für komödiantische Auflockerung. Seine Stimme stammt von Shiori Izawa.

Jills loyale Untergebene aus ihrem früheren Leben, ein Schwertkämpfer und eine meisterhafte Bogenschützin. Sie stammen ursprünglich aus dem Rave-Imperium und schwören ihr auch in der neuen Zeitlinie schnell wieder die Treue. Sie agieren als ihre vertrauenswürdigen Ritter und ausführende Kraft. Zeke wird von Tatsumaru Tachibana und Camila von Mari Hino gesprochen.

Hadis‘ ältere Halbgeschwister. Risteard ist zerrissen zwischen seiner Pflicht gegenüber dem Geheimnis der kaiserlichen Familie – dass sie Usurpatoren sind – und seinem Wunsch, seine jüngeren Geschwister zu schützen. Elentzia ist eine pragmatischere Figur, die ebenfalls versucht, ihre Familie zu bewahren, was zu einer komplexen politischen Dynamik am Hof von Rave führt. Risteard wird von Makoto Furukawa und Elentzia von Kaori Nazuka gesprochen.


Zeichnungen: Qualität und Stil

Die künstlerische Leitung der Serie ist eine ihrer größten Stärken. Die Charakterdesigns von Sana Komatsu, die auf den Originalillustrationen von Mitsuya Fuji basieren, sind durchweg als „wunderschön“ und „prächtig“ zu bezeichnen. Sie fangen die elegante, von

Shoujo-Einflüssen geprägte Ästhetik der Vorlage perfekt ein und verleihen den Charakteren eine hohe visuelle Anziehungskraft. Die Hintergründe sind detailreich und atmosphärisch gestaltet und tragen maßgeblich zum Aufbau der Fantasy-Welt bei. Eine besondere Stärke ist der fließende und effektive Einsatz von

Chibi- oder deformierten Zeichenstilen in komödiantischen Momenten. Dieser Stilbruch sorgt für einen gelungenen tonalen Kontrast und verstärkt den Humor der Szenen erheblich.


Animation: Qualität und Umsetzung

Die Animation, produziert vom Studio J.C. Staff, stellt die größte technische Schwäche der Serie dar. Während die Darstellung von Mimik und Gestik in dialoglastigen oder humorvollen Szenen im Allgemeinen kompetent ist, fallen die Actionszenen qualitativ deutlich ab. In vielen Analysen wird bemängelt, dass Kämpfe oft auf statische Bilder, Kameraschwenks und „Diashows“ reduziert werden, denen es an Flüssigkeit und Wucht fehlt. Diese Inkonsistenz deutet auf ein begrenztes Budget oder einen engen Produktionsplan hin, bei dem die Ressourcen gezielt auf die Charakterinteraktionen anstatt auf Actionspektakel konzentriert wurden.

Die Produktionsentscheidungen spiegeln die thematischen Prioritäten der Serie wider. J.C. Staff, ein Studio mit einem breit gefächerten Portfolio, arbeitete während dieser Saison an mehreren Projekten gleichzeitig. Die Entscheidung, die Action-Animation bei einer Serie mit einer Krieger-Protagonistin zurückzustellen, ist bezeichnend. Sie legt nahe, dass die Produzenten den Kern der Anziehungskraft in den romantischen und komödiantischen Interaktionen zwischen den Charakteren sahen. Die Animationsqualität ist in den Szenen am höchsten, die die Beziehung zwischen Jill und Hadis entwickeln. Im Grunde ist die Serie eine charaktergetriebene Romantikkomödie im Gewand einer Action-Fantasy, und die Produktionswerte spiegeln dies wider – im Guten wie im Schlechten


Soundtrack: Qualität und Wirkung

Die musikalische Untermalung von Komponist Shuhei Mutsuki wird durchweg als eine der herausragenden Stärken der Serie bewertet. Der Soundtrack ist vielseitig und wirkungsvoll. Er wechselt nahtlos zwischen großen, orchestralen Themen für politische Intrigen und Kämpfe, zarten Melodien für romantische Momente und skurrilen, unbeschwerten Stücken für die Komödie. Das Opening „Awaku Kasuka“ von sajou no hana zeichnet sich durch seine eingängige Melodie und seine subtil-absurde Bildsprache aus, insbesondere die Tanzszenen von Prinz Gerald finden Erwähnung. Das Ending „Gradation“ von HaNaTan wird als ergreifend und passend für die emotionaleren Untertöne der Geschichte beschrieben.


Stärken der Serie

Eine proaktive und fesselnde Protagonistin: Jills Charakter ist der primäre Anziehungspunkt. Ihre Mischung aus militärischer Kompetenz, emotionaler Entschlossenheit und liebenswerten „mädchenhaften“ Momenten macht sie zu einer charismatischen und unkonventionellen Heldin, die das Publikum sofort für sich gewinnt.

Einzigartige Charakterchemie: Die Rollentausch-Dynamik zwischen der „männlichen“ Jill und dem „jungfräulichen“ Hadis schafft eine frische und fesselnde Romanze, die sowohl humorvoll als auch herzerwärmend ist. Diese unkonventionelle Beziehung ist ein zentrales Highlight.

Reiche Weltgestaltung und Mythologie: Der zugrundeliegende politische und mythologische Konflikt zwischen den beiden Nationen und ihren Göttern bietet eine fesselnde und tiefgründige Kulisse für die persönliche Geschichte der Charaktere. Dies verleiht der Handlung zusätzliches Gewicht und Komplexität.

Effektive tonale Balance: Trotz einiger abrupter Wechsel gelingt es der Serie größtenteils, dunkle Themen, ernste politische Dramen und unbeschwerte Komödie zu einem vielschichtigen und unterhaltsamen Seherlebnis zu verbinden.


Schwächen der Serie

Der kontroverse Altersunterschied: Dies ist der größte und unvermeidbarste Makel der Serie. Die romantische Verbindung zwischen einem 10-jährigen Mädchen und einem 19-jährigen Mann ist für viele Zuschauer grundsätzlich problematisch und eine erhebliche Hürde, ungeachtet des „mentalen Alters“ der Protagonistin oder der erzählerischen Rechtfertigungen.

Inkonsistente Animationsqualität: Die mangelhafte Qualität der Actionszenen ist eine spürbare Schwäche. Sie untergräbt die Darstellung von Jill als mächtige Kriegerin und mindert die Wirkung entscheidender Konflikte.

Pacing- und Tonprobleme: Die Handlung fühlt sich zeitweise überhastet an, und die abrupten Sprünge zwischen extremen Dramen (wie Inzest und Verrat) und Slapstick-Komödie können bisweilen ungleichmäßig und irritierend wirken.


Fazit

The Do-Over Damsel Conquers the Dragon Emperor präsentiert sich als eine zutiefst fesselnde, aber fundamental fehlerbehaftete Serie. Sie triumphiert durch die Stärke ihrer charismatischen Hauptfiguren, ihre einzigartige romantische Dynamik und ihre reichhaltige, durchdachte Welt. Gleichzeitig wird sie durch eine inkonsistente Animation und eine zentrale Prämisse, die für viele moralisch nicht zu verteidigen ist, zurückgehalten. Es ist ein Anime, der von seinem Publikum eine hohe Toleranz für seine kontroversen Elemente verlangt, diejenigen, die darüber hinwegsehen können, aber mit einer überraschend tiefgründigen und unterhaltsamen, charaktergetriebenen Geschichte belohnt. Letztendlich ist die Serie ein denkwürdiger, zum Nachdenken anregender und spaltender Titel, der das Konzept eines „Guilty Pleasure“ perfekt verkörpert.

Titel in Deutschland: The Do-Over Damsel Conquers the Dragon Emperor
Titel in Japan: Yarinaoshi Reijō wa Ryūtei Heika o Kōryaku-chū
Erscheinungsjahr: 2024
FSK-Freigabe: FSK 12 (eingeschätzt)
Produktionsstudio: J.C. Staff
Genre: Fantasy, Romance, Political Intrigue
Episodenanzahl: 12
Laufzeit pro Episode: ca. 23 Minuten

Erwartungen übertroffen
Erwartungen übertroffen

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Persönliche Meinung

The Do-Over Damsel Conquers the Dragon Emperor hat das Zeug zum Meisterwerk. Das Storytelling ist fesselnd, die Ästhetik und das grundlegende Design sind eine Augenweide. Mit Jill als Protagonistin wird echte „FRAUENPOWER!“ zelebriert, während ihr zur Seite mit Hadis ein liebenswerter „Schnuffi-Charakter“ gestellt wird, der viele Herzen im Sturm erobert. Die Serie schafft es zudem meisterhaft, die Balance zwischen ernstem Drama und heiterem Slapstick zu halten, die nur selten aus den Fugen gerät.

Also alles gut? Ich wünschte, es wäre so. Denn die Serie hat zwei signifikante Makel. Der eine ist technischer Natur: Die Qualität der Animationen kann mit dem hohen Niveau der restlichen Produktion schlicht nicht mithalten. Der andere ist weitaus komplexer und spaltet die Gemüter: der Altersunterschied zwischen Jill und Hadis.

Hier prallen gegensätzliche Meinungen massiv aufeinander. Fakt ist, dass politisch motivierte Zwangsverheiratungen schon im Kindesalter, insbesondere beim Adel, historisch gang und gäbe waren. Aber dieses historische Wissen und die visuelle Konfrontation damit sind zwei gewaltig verschiedene Paar Schuhe. Jill ist physisch 10 Jahre alt, Hadis ist 19. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass wir als Zuschauer wissen, dass Jills Geist bereits 16 Jahre alt ist – denn Hadis weiß das nicht. Er hat sich bewusst für eine Zehnjährige entschieden. Zwar wird betont, dass er sich der Notwendigkeit bewusst ist, mit einer echten Beziehung zu warten, bis Jill älter ist , doch das grundlegende Unbehagen bleibt.

Ein Großteil der Zuschauer, die dies als schweren Makel empfinden, hat verständlicherweise im Kopf, dass eine solche Konstellation in unserer heutigen Zeit ein absolutes No-Go ist. Und das ist auch absolut richtig so. Darunter leidet jedoch unweigerlich das Empfinden für die Serie, da dieser Aspekt permanent mitschwingt.

Wir haben uns entschieden, diesen ethischen Aspekt bei der quantitativen Bewertung außen vor zu lassen. Den einen Stern Abzug gibt es daher ausschließlich, weil die Qualität der Animationen nicht mit der sonstigen Brillanz der Serie mithalten kann.


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