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Eine Woche wie im Rausch – Eine Crossover-Story

Fortsetzung von „Gestrandet in Tokyo

Der Montagmorgen brach über Tokyo an, und die ersten Sonnenstrahlen fanden ihren Weg durch einen Spalt im Vorhang des Gästezimmers. Funny blinzelte. Ein unbekanntes Zimmer. Ein fremdes Bett. Für einen kurzen, panischen Moment wusste sie nicht, wo sie war. Erschrocken richtete sie sich auf. Doch dann fluteten die Erinnerungen des Vortages zurück: der Albtraum am Flughafen, der verlorene Koffer, die erdrückende Einsamkeit – und dann Ami. Das hübsche, unglaublich freundliche Mädchen, das sie wie ein rettender Engel aus ihrer Misere geholt und ihr Unterschlupf gewährt hatte. Ein Seufzer der Erleichterung entwich ihr.

Aus der Ferne drang das leise Klappern von Geschirr an ihr Ohr. Funny schwang die Beine aus dem Bett. Ein kurzer Abstecher ins Bad, um sich frisch zu machen, dann folgte sie neugierig den Geräuschen, die sie in eine helle, moderne Küche führten. Dort wirbelte Ami bereits umher und schien mit flinken Händen ein kleines Frühstück zu zaubern. Der Duft von Misosuppe und gegrilltem Fisch lag in der Luft.

„Guten Morgen, Ami!“, grüßte Funny fröhlich.

Ami drehte sich mit einem Lächeln um.

„Guten Morgen, Funny! Gut geschlafen?“

„Wie ein Stein“, gestand Funny. „Dieses Bett ist himmlisch. Und du bist ja schon richtig fleißig!“

„Nur ein kleines japanisches Frühstück“, erwiderte Ami bescheiden und deutete auf den Tisch, auf dem sich neben der Misosuppe und dem gegrillten Lachs auch Reis, eingelegtes Gemüse (Tsukemono) und Tamagoyaki (gerolltes Omelett) befanden.

„Setz dich doch! Hast du schon Pläne für heute?“

Funny bestaunte das Arrangement.

„Wow, das nennst du ‚klein‘? Das sieht fantastisch aus! Vielen Dank!“

Sie setzte sich.

„Ja, also, mein erster Plan wäre, irgendwie zu Hause anzurufen. Ich muss Darin und Lily Bescheid geben, dass alles okay ist, und sie können mir dann hoffentlich die Adresse von meinem Hotel geben. Ich möchte dir wirklich nicht länger zur Last fallen als unbedingt nötig.“

Ami, die gerade dabei war, grünen Tee aufzugießen, hielt inne. Ein kaum merklicher Schatten huschte über ihr Gesicht. Sie setzte sich Funny gegenüber.

„Funny,“ begann sie zögerlich, während sie mit den Fingern auf ihrer Teetasse spielte, „du fällst mir überhaupt nicht zur Last. Ganz im Gegenteil.“

Sie hob den Blick, und Funny sah eine Spur von Traurigkeit in ihren sonst so klaren Augen.

„Ich… ich freue mich wirklich, dass du hier bist. Wenn es nach mir ginge, könntest du die ganze Zeit hier wohnen bleiben, bis du wieder abreist.“

Etwas verlegen fuhr Ami fort: „Ich bin die meiste Zeit allein hier. Meine Mutter ist, wie gesagt, fast immer unterwegs. Meine besten Freundinnen von früher sind inzwischen über das ganze Land verteilt, und hier an der Uni…“ Sie seufzte leise. „Obwohl ich schon im vierten Semester bin, habe ich noch nicht wirklich tiefere Kontakte geknüpft. Es bleibt meist bei oberflächlichen Gesprächen über den Lernstoff. Die späten Nachmittage und besonders die Abende sind oft… sehr einsam.“ Ein kleines, fast entschuldigendes Lächeln. „Ich verkrieche mich dann meistens in meine Bücher und lerne. Dadurch bin ich dem Stoff zwar weit voraus, aber…“ Sie ließ den Satz unvollendet. „Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn du bis zum Ende deines Aufenthalts hierbleiben würdest.“

Funny war berührt von Amis Offenheit. Sie musste nicht lange überlegen. Die Vorstellung, in dieser riesigen, fremden Stadt ganz allein in einem unpersönlichen Hotelzimmer zu sitzen, war wenig verlockend.

„Ami,“ sagte sie mit einem warmen Lächeln, „das ist unglaublich lieb von dir. Und ehrlich gesagt, wäre ich auch viel lieber hier bei dir, als allein in einem Hotel. Dann bin ich nicht so verloren in dieser riesigen Stadt.“

Amis Gesicht hellte sich sichtlich auf.

„Wirklich? Oh, das ist wunderbar!“

Erleichterung und Freude schwangen in ihrer Stimme mit. Sie stand auf.

„Komm, ich zeig dir den Rest der Wohnung richtig!“

Nach einer kurzen Tour durch die hellen, geschmackvoll eingerichteten Räume, zückte Ami einen Schlüsselbund.

„Hier, das ist ein Schlüssel für die Wohnung.“

Funny lächelte.

„Das ist sehr nett, aber den brauche ich gar nicht.“

Ami sah sie fragend an.

„Du musst nur einmal die Wohnungstür von außen berühren und ganz fest daran denken, dass ich jederzeit Zugang haben soll“, erklärte Funny. „Das ist wie ein Generalschlüssel, den du mir damit erteilst. Überall, wo du problemlos reinkommst und mir den Zugang wünschst, kann ich dann auch hinein.“

Ami staunte.

„Magie ist wirklich faszinierend! Das macht einiges viel einfacher.“

„Genau“, bestätigte Funny. „Ich werde heute die Formalitäten mit dem Geld erledigen, das mir meine Freunde schicken, und mir vielleicht schon einen ersten Überblick verschaffen. Ab morgen stürze ich mich dann ins Tokyoter Getümmel. Am Sonntag sind die Awards, und Montagabend fliege ich leider schon wieder zurück.“

Ein kleiner Stich der Wehmut durchfuhr beide bei dem Gedanken an den Abschied, aber es war ja noch eine ganze Woche hin.

„Wirst du denn den Weg hierher zurück finden können?“, fragte Ami fürsorglich. „Soll ich dir eine Karte zeichnen oder die Adresse aufschreiben?“

Funny schüttelte lächelnd den Kopf.

„Auch das ist nicht nötig. Die Magie sorgt dafür, dass ich Orte, an denen ich einmal war und zu denen ich zurückkehren möchte, immer wiederfinde.“

„Praktisch!“, meinte Ami beeindruckt. Sie führte Funny zu einem kleinen Schreibtisch im Wohnzimmer, auf dem ein Laptop stand. „Hier, den kannst du jederzeit benutzen, um Kontakt aufzunehmen. Und bedien dich einfach in der Küche, wenn du Hunger bekommst. Ich esse heute in der Uni-Mensa, aber vielleicht können wir ja heute Abend zusammen kochen?“

„Sehr gerne!“, stimmte Funny begeistert zu.

Kurz darauf verabschiedete sich Ami, um pünktlich zu ihren Vorlesungen zu kommen.

Allein in der Wohnung, setzte sich Funny an den Laptop und startete einen Videoanruf nach Feenland. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Darins besorgtes Gesicht auf dem Bildschirm erschien.

„Funny! Endlich! Ich hab mir schon Sorgen gemacht, als du dich gestern nicht gemeldet hast! Ist alles in Ordnung? Wo bist du?“

Im Hintergrund hörte man ein Poltern und dann Lilys aufgeregte Stimme: „Ist das Fun-chan? Darin, lass mich auch sehen!“

Kurz darauf drängte sich Lilys roter Haarschopf mit ins Bild.

Funny lachte erleichtert.

„Hallo ihr beiden! Ja, mir geht es gut. Es gab da ein kleines… nun ja, ein größeres Problem mit meinem Gepäck.“

Sie erzählte ihnen von dem verschwundenen Koffer, ihrer Verzweiflung am Flughafen und ihrer glücklichen Begegnung mit Ami.

„Südamerika?“, rief Lily ungläubig. „Dein Koffer macht Urlaub ohne dich? Eine Frechheit! Sollen wir sofort losfliegen und dich da rausholen, Fun-chan? Darin, hol die Notfall-Teleportkristalle!“

Darin legte Lily beruhigend eine Hand auf die Schulter.

„Lily, beruhige dich. Funny scheint ja in guten Händen zu sein.“

Er sah Funny prüfend an.

„Diese Ami… du sagst, sie kommt dir bekannt vor?“

Funny nickte.

„Ja, sehr sogar. Sie hat dunkelblaues Haar, so wie… na ja, ihr wisst schon. Aber sie hat nichts dergleichen erwähnt, also habe ich das Thema auch nicht angesprochen, aber dadurch verstehe ich, warum sie mich gleich als Blumenelfe erkannt hat. Außerdem ist sie einfach unglaublich nett und studiert Medizin.“

„Eine Medizinstudentin also“, murmelte Darin nachdenklich. „Das erklärt vielleicht ihre schnelle Auffassungsgabe und Hilfsbereitschaft.“

Lily schmollte ein wenig.

„Eine neue beste Freundin also, hm?“

Funny lächelte nachsichtig.

„Ach, Lily. Es gibt nur wenige Dinge auf der Welt, die mehr werden, wenn man sie teilt. Freundschaft gehört definitiv dazu.“ Dann fügte sie leiser hinzu, ihr Blick wanderte kurz zu Darins Bild auf dem Schirm: „Und Liebe natürlich auch.“

Lilys Schmollen wich einem wissenden Grinsen. Den Seitenblick und die gemurmelte Ergänzung hatte sie sehr wohl mitbekommen.

„Na gut, na gut. Aber wehe, sie ist netter als ich!“

Darin räusperte sich.

„Ich werde veranlassen, dass dir Geld bei einer internationalen Bank in Tokyo hinterlegt wird. Die Zugangsdaten schicke ich dir gleich. Du sollst deiner Gastgeberin ja nicht die ganze Zeit auf der Tasche liegen.“

„Danke, Darin, das ist perfekt“, sagte Funny erleichtert. „Und keine Sorge, Lily, niemand ist so herrlich chaotisch wie du!“

Nachdem sie noch eine Weile geplaudert und Darin und Lily versichert hatte, dass alles den Umständen entsprechend gut war, beendete Funny den Anruf.

Sie atmete tief durch. Die Verbindung zu ihren Freunden hatte ihr gutgetan. Sie notierte sich die Bankdaten, die Darin ihr geschickt hatte. Ein Blick in Amis Kühlschrank bestätigte ein altes Gerücht: Er war gut gefüllt mit verschiedenen Sorten von Sandwiches und Onigiri.

„Perfekt für den kleinen Hunger beim Lernen“, murmelte Funny schmunzelnd und schnappte sich ein Thunfisch-Sandwich.

Frisch gestärkt machte sie sich auf den Weg zur angegebenen Bank. Dank der unsichtbaren Hilfe der Magie, die Darins finanzielle Transaktion beschleunigte, war das Geld tatsächlich sofort verfügbar. Mit einem Bündel Yen in der Tasche (welche Tasche?) war ihr erster Kauf ein detaillierter Stadtführer für Tokyo.

Zurück in Amis Wohnung – die Tür öffnete sich ihr mit einem leisen Klick, als sie davorstand, genau wie sie es Ami erklärt hatte – breitete sie den Stadtplan auf dem Wohnzimmertisch aus. Ihre Augen leuchteten. Es gab so viel zu sehen! Schreine und Tempel, der berühmte Fischmarkt, Asakusa, vielleicht ein Ausflug nach Kamakura zum Großen Buddha. Der öffentliche Teil des Kaiserlichen Gartens, der Tokyo Tower und der hoch aufragende Skytree. Und natürlich Akihabara, das Mekka für Anime-Fans, Mandarake in Shibuya und Nakano, die riesigen Animate- und K-Books-Läden… Die Liste wurde immer länger. Ihr Zeitplan war sportlich, aber sie war entschlossen, so viel wie möglich mitzunehmen.

Als Ami am späten Nachmittag von der Uni nach Hause kam, fand sie Funny tief über den Stadtplan gebeugt, mit einem konzentrierten Ausdruck, der sie an ihre eigene Lernhaltung erinnerte.

„Na, schon große Pläne geschmiedet?“, fragte Ami lächelnd und warf einen Blick auf die vielen Markierungen.

Funny blickte auf.

„Oh, hallo Ami! Und ob! Aber ich fürchte, ich habe mir etwas viel vorgenommen für eine knappe Woche.“

Ami lachte.

„Das sieht wirklich ambitioniert aus! Aber keine Sorge, einiges lässt sich gut kombinieren.“

Sie beugte sich über den Plan.

„Schau mal, den Meiji-Schrein könntest du gut mit einem Bummel durch Harajuku verbinden. Da wollte ich dich am Samstag ohnehin mitnehmen, wenn du magst. Da trifft sich Tokyos Jugend, zum Shoppen, Quatschen und um die neuesten Styles zu präsentieren. Das musst du gesehen haben!“

„Harajuku? Das klingt fantastisch!“, rief Funny begeistert. „Und Ami, ich habe auch eine Idee! Wie wäre es, wenn du mich am Sonntag zu den Anime Awards begleitest? Ich bin doch akkreditiert und darf noch jemanden mitbringen.“

Amis Augen leuchteten.

„Zu den Anime Awards? Ich? Aber… darf ich das denn einfach so?“

„Natürlich! Ich würde mich riesig freuen, wenn du mitkommst!“, versicherte Funny.

„Das ist ja unglaublich! Sehr, sehr gerne!“, stammelte Ami überwältigt. „Und… wenn du Lust hast, könntest du mich vielleicht am Montagmorgen, deinem letzten Tag, ein Stück zur Uni begleiten? Ich könnte dir meinen Campus zeigen. Danach würde ich dich dann zum Flughafen bringen.“

„Einverstanden!“, sagte Funny ohne zu zögern.

Die beiden Mädchen begannen, aufgeregt durcheinander zu plaudern, Pläne zu schmieden, sich gegenseitig von Orten und Erlebnissen zu erzählen, die sie miteinander teilen wollten. Sie kicherten über Funnys ambitionierte Zeitplanung und Amis praktische Vorschläge. Es lag eine Woche voller Abenteuer und neuer Entdeckungen vor ihnen, und beide spürten, dass dies der Beginn einer ganz besonderen Freundschaft war.

Die Tage flogen dahin wie im Rausch. Funny erkundete tagsüber die Wunder Tokyos, von der spirituellen Ruhe der alten Tempel bis zum neonhellen Trubel Shibuyas. Ami stieß oft nach ihren Vorlesungen dazu, und gemeinsam entdeckten sie versteckte Gassen, probierten ungewöhnliche Leckereien und lachten, bis ihnen die Bäuche wehtaten. Der Ausflug nach Harajuku am Samstag war ein Farbenrausch, und die Anime Awards am Sonntag ein glitzerndes Spektakel, das Funny professionell für FUNime.de dokumentierte, während Ami an ihrer Seite mitfieberte.

Doch viel zu schnell war der Montagmorgen da. Ein Hauch von Wehmut lag in der Luft, als Funny ihren – glücklicherweise inzwischen wiederaufgetauchten und von Ami am Flughafen abgeholten – Koffer packte. Nach einem kurzen Besuch auf Amis beeindruckendem Universitätscampus fuhren sie ein letztes Mal gemeinsam mit dem Narita Express zum Flughafen.

Vor dem Security-Zugang blieben sie stehen. Der Moment des Abschieds war gekommen.

„Danke, Ami,“ flüsterte Funny, und Tränen traten ihr in die Augen. „Danke für alles. Du warst… du bist die beste Zufallsbekanntschaft, die man sich nur wünschen kann.“

„Ich hab zu danken, Funny,“ erwiderte Ami ebenso bewegt, während ihr ebenfalls die Tränen über die Wangen kullerten. „Diese Woche mit dir war… einfach wunderschön. Ich werde dich so vermissen.“

Eine Woche. Es hatte nur eine Woche gebraucht, um eine feste, tiefe Freundschaft zu gründen. Eine Freundschaft, die so unerwartet gekommen war wie ein Sommerregen an einem heißen Tag. Sie wussten, es würde schwer werden. Feenland und Tokyo lagen nicht nur Tausende von Kilometern, sondern eigentlich ganze Welten auseinander. Doch in ihren Herzen trugen sie die Gewissheit, dass ihre Freundschaft Wege finden würde, diese Distanz zu überbrücken.

Sie umarmten sich fest, ein langer, stummer Abschied.

Dann, mit einem letzten, tapferen Lächeln, löste sich Funny und ging durch die Sicherheitskontrolle. Ami beobachtete staunend, wie ihre Freundin mit einer Leichtigkeit und Geschwindigkeit durch die Prozedur glitt, die fast schon… magisch wirkte. Wieder einmal musste sie feststellen, dass Funny etwas ganz Besonderes war.

Als Funny verschwunden war, eilte Ami zur Aussichtsplattform. Sie wollte einen letzten Blick auf das Flugzeug erhaschen, das ihre neue Freundin zurück in ihre Welt bringen würde. Als die Maschine abhob und als silberner Punkt am Horizont verschwand, winkte Ami ihr nach. Ein Kloß saß ihr im Hals, aber auch ein warmes Gefühl der Hoffnung breitete sich in ihr aus. Sie würde Funny wiedersehen. Ganz bestimmt. Und bis dahin würde sie die Erinnerung an diese unglaubliche Woche wie einen kostbaren Schatz hüten.

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Kommentare

Eine Antwort zu „Eine Woche wie im Rausch – Eine Crossover-Story“

  1. Avatar von Ursula Brehm
    Ursula Brehm

    Sehr schöne, liebevolle Worte über Hilfsbereitschaft und Freundschaft

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