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Adiuva et Protege Adventskalender – 03.12.

„Guten Morgen!“

Funnys Stimme klang hell und klar wie ein kristallener Glockenton durch die Flure und Zimmer des kleinen WG-Häuschens. Sie stand bereits im Wohnzimmer und zog die Vorhänge mit einer eleganten Handbewegung auf.

„Leute, aufwachen! Es hat geschneit! Wir haben unser eigenes Winterwunderland im Garten!“

Sie wartete auf die übliche Antwort. Normalerweise würde jetzt aus dem ersten Stock ein dumpfes Grollen kommen, gefolgt von dem Geräusch eines Kissens, das gegen die Tür fliegt, und einem gemurmelten Fluch über die Unbarmherzigkeit der frühen Stunde.

Doch heute: Stille.

Funny legte den Kopf schief. Ihre feinen Ohren zuckten. Aus Darins Zimmer hörte sie das vertraute mechanische Klicken – er war vermutlich schon seit einer Stunde wach und kalibrierte irgend eine seiner Erfindungen neu. Aber aus Lilys Zimmer? Nichts.

Darin kam die Treppe herunter, das hellblaue T-Shirt auf links gedreht (was er noch nicht bemerkt hatte), und rieb sich die Augen.

„Morgen, Funny. Ist doch nur gefrorenes Wasser!“

„Es ist Schnee, Darin! Magischer, weißer Schnee! Aber… hörst du das?“

Darin lauschte.

„Ich höre nichts.“

„Eben.“ Funny blickte besorgt zur Decke. „Kein Schnarchen. Kein Grollen. Kein ‚Ich bring euch alle um‘. Das gefällt mir nicht.“

Die beiden schlichen die Treppe hinauf und blieben vor der Tür mit dem Schild „Drachenhöhle – Betreten auf eigene Gefahr (Gilt besonders für Funny!)“ stehen. Funny lauschte. Absolute Totenstille.

„Plan B“, flüsterte Funny. „Die nukleare Option.“

Darin nickte ernst. Er wusste, was zu tun war. Er ging zurück in die Küche. Es dauerte nicht lange, da begannen Geräusche nach oben zu dringen, die normalerweise jeden Blumenelfen im Umkreis von drei Kilometern aufwecken würden. Das Mahlen von Bohnen. Das Zischen von Dampf.

„Funny?“ rief Darin von unten, seine Stimme klang etwas hektisch. „Wo sind Lilys Marshmallows? Die rosa-weißen?“

Funny stand immer noch an der Tür, die sie nun einen winzigen Spalt breit geöffnet hatte, um den Luftstrom zu optimieren.

„Speisekammer, drittes Regal, zweites Fach von oben! Hinter der Einhorn-Schokolade!“

Wieder Stille im Zimmer.

Unten braute Darin nicht irgendeinen Kaffee. Er braute Darins Lily Spezial. Eine Mischung, die stark genug war, um einen Toten zu wecken und süß genug, um ihn danach glücklich zu machen: Doppelter Espresso, davon eine Kanne, eine Prise Zimt, ein gehäufter Löffel dunkle Trinkschokolade.

Der Duft, der nun durch das Treppenhaus zog, war göttlich. Er war warm, er war intensiv, er war pure Verführung. Funny wedelte mit der Hand, um die Duftmoleküle direkt durch den Türspalt zu lenken.

„Komm schon, Li-chan“, flüsterte sie. „Das ist dein Treibstoff.“

Nichts. Keine Regung. Kein Rascheln der Bettdecke.

Jetzt schlug Funnys Herzschlag um. Von „leicht amüsiert“ zu „Alarmstufe Rot“. Dass Lily ein Morgenmuffel war, gehörte zur Weltordnung wie die Schwerkraft. Aber dass sie Kaffee ignorierte? Das war wider die Natur.

Funny öffnete die Tür endgültig und trat leise ein. Das Zimmer war dunkel, nur ein schwacher Lichtstreif fiel herein. Auf dem Bett lag ein unförmiger Haufen Decken. Funny trat näher. Schon bevor sie das Bett erreichte, spürte sie es. Die magischen Wellen, die vom Bett ausgingen, waren chaotisch, hitzig und völlig falsch.

„Lily?“

Funny zog vorsichtig die Decke zurück. Darunter kam ein Rotschopf zum Vorschein, der völlig zerzaust war. Lilys Gesicht war hochrot, Schweißperlen standen auf ihrer Stirn, und sie atmete flach und raschelnd. Sie glühte förmlich, als hätte sie einen kleinen Heizkessel verschluckt.

„Oh nein“, hauchte Funny. Sie legte ihre kühle Hand auf Lilys Stirn. „Du brennst ja.“

Lily wimmerte leise im Schlaf und drehte den Kopf weg.

Funny fackelte nicht lange. Die Strategin übernahm das Kommando. Sie drehte sich auf dem Absatz um und schoss aus dem Zimmer. Sie nahm die Treppen nicht, sie flog fast, die Füße berührten kaum die Stufen. Unten riss sie den Medizinschrank in der Küche auf.

Darin, der gerade die Marshmallows auf dem Kaffee drapierte, zuckte zusammen.

„Funny? Was ist…?“

„Fieber! Hoch! SEHR HOCH!“ rief Funny, während ihre Hände flink durch Fläschchen und Tiegel suchten. „Das Blumenelfen-Sumpffieber. Oder die Drachen-Grippe. Egal, wir brauchen das Harte Zeug.“

Sie zog eine kleine, unscheinbare Flasche aus dunkelblauem Glas hervor. Der Inhalt schimmerte leicht, selbst durch das Glas hindurch.

„Die Ein-Jahres-Mischung“, erkannte Darin ehrfürchtig.

„Genau die. Morgentau vom ersten Frühlingstag, angesetzt mit Runensteinen bei Vollmond, ein Jahr gereift.“

Funny rannte schon wieder nach oben.

Darin griff sich das Tablett. Er wusste, was gleich passieren würde. Er musste bereit sein.

Oben kniete Funny bereits neben dem Bett. Sie schraubte das Fläschchen auf. Ein Geruch nach frischen Wiesen, Minze und einem lauen Frühlingstag entwich.

„Ganz ruhig, Süße“, flüsterte Funny liebevoll und strich Lily eine nasse Strähne aus der Stirn. „Das schmeckt scheußlich, aber es hilft.“

Mit einer Pipette zog sie die schimmernde Flüssigkeit auf.

Tropfen eins landete genau auf Lilys Nasenspitze. Lily zuckte. Ihre Nase kräuselte sich.

Tropfen zwei tupfte Funny auf die heiße Stirn. Ein leises Zischen war zu hören, als würde Wasser auf einen heißen Stein treffen. Die Rötung von Lilys Gesicht ging augenblicklich zurück.

Tropfen drei ließ Funny vorsichtig in Lilys halb geöffneten Mund fallen.

Die Flüssigkeit hatte Lilys Zunge noch nicht einmal richtig berührt, da riss Lily die Augen auf. Das Grau ihrer Iriden blitzte auf wie ein Gewitterhimmel. Sie schoss in eine sitzende Position, kerzengerade, die Bettdecken flogen nach allen Richtungen davon.

„KAAAAAAAFFEEEEEEEEEE!“

Der Schrei war so laut, dass unten in der Küche vermutlich die Tassen im Schrank davon klirrten.

Funny kicherte und ließ sich erleichtert auf den Teppich plumpsen.

„Wirkung bestätigt. Patientin lebt.“

In genau diesem Moment erschien Darin im Türrahmen, das Tablett balancierend wie ein Profi-Kellner. Er grinste schief.

„Hat hier jemand nach Treibstoff gerufen?“

Lily, die gerade noch halb im Delirium lag, fixierte die große Tasse mit den langsam schmelzenden Marshmallows. Ihre Augen wurden groß, das Fieber schien wie weggeblasen – oder zumindest durch pures Koffein-Verlangen verdrängt.

„Darin!“

Lily streckte die Hände aus wie ein verdurstender Wüstenwanderer nach einer Oase. Sie nahm die Tasse, trank einen tiefen, gierigen Schluck und ließ sich dann mit einem wohligen Seufzen in die Kissen zurück sinken.

Sie blinzelte Funny und Darin an, der Blick nun wieder klar und voller Wärme.

„Ihr seid die Besten“, murmelte sie und kuschelte sich in die Decke, die Funny ihr wieder über die Beine legte. „Hab ich was verpasst?“

„Nur den Schnee“, sagte Funny und strich ihr über den Kopf. „Aber der läuft uns nicht weg. Trink aus, dann schauen wir uns das Winterwunderland an. Vom Fenster aus. Heute lässt Du alles ein wenig ruhiger angehen “

Darin setzte sich ans Fußende des Bettes. „Und wehe, du wirst wieder krank. Ich hab keine Marshmallows mehr.“

Lily kicherte leise. Der 3. Dezember hatte stürmisch begonnen, war aber nun genau da, wo er sein sollte: warm, sicher und voller Kaffeeduft.

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Adiuva et Protege Adventskalender – 03.12.

„Guten Morgen!“

Funnys Stimme klang hell und klar wie ein kristallener Glockenton durch die Flure und Zimmer des kleinen WG-Häuschens. Sie stand bereits im Wohnzimmer und zog die Vorhänge mit einer eleganten Handbewegung auf.

„Leute, aufwachen! Es hat geschneit! Wir haben unser eigenes Winterwunderland im Garten!“

Sie wartete auf die übliche Antwort. Normalerweise würde jetzt aus dem ersten Stock ein dumpfes Grollen kommen, gefolgt von dem Geräusch eines Kissens, das gegen die Tür fliegt, und einem gemurmelten Fluch über die Unbarmherzigkeit der frühen Stunde.

Doch heute: Stille.

Funny legte den Kopf schief. Ihre feinen Ohren zuckten. Aus Darins Zimmer hörte sie das vertraute mechanische Klicken – er war vermutlich schon seit einer Stunde wach und kalibrierte irgend eine seiner Erfindungen neu. Aber aus Lilys Zimmer? Nichts.

Darin kam die Treppe herunter, das hellblaue T-Shirt auf links gedreht (was er noch nicht bemerkt hatte), und rieb sich die Augen.

„Morgen, Funny. Ist doch nur gefrorenes Wasser!“

„Es ist Schnee, Darin! Magischer, weißer Schnee! Aber… hörst du das?“

Darin lauschte.

„Ich höre nichts.“

„Eben.“ Funny blickte besorgt zur Decke. „Kein Schnarchen. Kein Grollen. Kein ‚Ich bring euch alle um‘. Das gefällt mir nicht.“

Die beiden schlichen die Treppe hinauf und blieben vor der Tür mit dem Schild „Drachenhöhle – Betreten auf eigene Gefahr (Gilt besonders für Funny!)“ stehen. Funny lauschte. Absolute Totenstille.

„Plan B“, flüsterte Funny. „Die nukleare Option.“

Darin nickte ernst. Er wusste, was zu tun war. Er ging zurück in die Küche. Es dauerte nicht lange, da begannen Geräusche nach oben zu dringen, die normalerweise jeden Blumenelfen im Umkreis von drei Kilometern aufwecken würden. Das Mahlen von Bohnen. Das Zischen von Dampf.

„Funny?“ rief Darin von unten, seine Stimme klang etwas hektisch. „Wo sind Lilys Marshmallows? Die rosa-weißen?“

Funny stand immer noch an der Tür, die sie nun einen winzigen Spalt breit geöffnet hatte, um den Luftstrom zu optimieren.

„Speisekammer, drittes Regal, zweites Fach von oben! Hinter der Einhorn-Schokolade!“

Wieder Stille im Zimmer.

Unten braute Darin nicht irgendeinen Kaffee. Er braute Darins Lily Spezial. Eine Mischung, die stark genug war, um einen Toten zu wecken und süß genug, um ihn danach glücklich zu machen: Doppelter Espresso, davon eine Kanne, eine Prise Zimt, ein gehäufter Löffel dunkle Trinkschokolade.

Der Duft, der nun durch das Treppenhaus zog, war göttlich. Er war warm, er war intensiv, er war pure Verführung. Funny wedelte mit der Hand, um die Duftmoleküle direkt durch den Türspalt zu lenken.

„Komm schon, Li-chan“, flüsterte sie. „Das ist dein Treibstoff.“

Nichts. Keine Regung. Kein Rascheln der Bettdecke.

Jetzt schlug Funnys Herzschlag um. Von „leicht amüsiert“ zu „Alarmstufe Rot“. Dass Lily ein Morgenmuffel war, gehörte zur Weltordnung wie die Schwerkraft. Aber dass sie Kaffee ignorierte? Das war wider die Natur.

Funny öffnete die Tür endgültig und trat leise ein. Das Zimmer war dunkel, nur ein schwacher Lichtstreif fiel herein. Auf dem Bett lag ein unförmiger Haufen Decken. Funny trat näher. Schon bevor sie das Bett erreichte, spürte sie es. Die magischen Wellen, die vom Bett ausgingen, waren chaotisch, hitzig und völlig falsch.

„Lily?“

Funny zog vorsichtig die Decke zurück. Darunter kam ein Rotschopf zum Vorschein, der völlig zerzaust war. Lilys Gesicht war hochrot, Schweißperlen standen auf ihrer Stirn, und sie atmete flach und raschelnd. Sie glühte förmlich, als hätte sie einen kleinen Heizkessel verschluckt.

„Oh nein“, hauchte Funny. Sie legte ihre kühle Hand auf Lilys Stirn. „Du brennst ja.“

Lily wimmerte leise im Schlaf und drehte den Kopf weg.

Funny fackelte nicht lange. Die Strategin übernahm das Kommando. Sie drehte sich auf dem Absatz um und schoss aus dem Zimmer. Sie nahm die Treppen nicht, sie flog fast, die Füße berührten kaum die Stufen. Unten riss sie den Medizinschrank in der Küche auf.

Darin, der gerade die Marshmallows auf dem Kaffee drapierte, zuckte zusammen.

„Funny? Was ist…?“

„Fieber! Hoch! SEHR HOCH!“ rief Funny, während ihre Hände flink durch Fläschchen und Tiegel suchten. „Das Blumenelfen-Sumpffieber. Oder die Drachen-Grippe. Egal, wir brauchen das Harte Zeug.“

Sie zog eine kleine, unscheinbare Flasche aus dunkelblauem Glas hervor. Der Inhalt schimmerte leicht, selbst durch das Glas hindurch.

„Die Ein-Jahres-Mischung“, erkannte Darin ehrfürchtig.

„Genau die. Morgentau vom ersten Frühlingstag, angesetzt mit Runensteinen bei Vollmond, ein Jahr gereift.“

Funny rannte schon wieder nach oben.

Darin griff sich das Tablett. Er wusste, was gleich passieren würde. Er musste bereit sein.

Oben kniete Funny bereits neben dem Bett. Sie schraubte das Fläschchen auf. Ein Geruch nach frischen Wiesen, Minze und einem lauen Frühlingstag entwich.

„Ganz ruhig, Süße“, flüsterte Funny liebevoll und strich Lily eine nasse Strähne aus der Stirn. „Das schmeckt scheußlich, aber es hilft.“

Mit einer Pipette zog sie die schimmernde Flüssigkeit auf.

Tropfen eins landete genau auf Lilys Nasenspitze. Lily zuckte. Ihre Nase kräuselte sich.

Tropfen zwei tupfte Funny auf die heiße Stirn. Ein leises Zischen war zu hören, als würde Wasser auf einen heißen Stein treffen. Die Rötung von Lilys Gesicht ging augenblicklich zurück.

Tropfen drei ließ Funny vorsichtig in Lilys halb geöffneten Mund fallen.

Die Flüssigkeit hatte Lilys Zunge noch nicht einmal richtig berührt, da riss Lily die Augen auf. Das Grau ihrer Iriden blitzte auf wie ein Gewitterhimmel. Sie schoss in eine sitzende Position, kerzengerade, die Bettdecken flogen nach allen Richtungen davon.

„KAAAAAAAFFEEEEEEEEEE!“

Der Schrei war so laut, dass unten in der Küche vermutlich die Tassen im Schrank davon klirrten.

Funny kicherte und ließ sich erleichtert auf den Teppich plumpsen.

„Wirkung bestätigt. Patientin lebt.“

In genau diesem Moment erschien Darin im Türrahmen, das Tablett balancierend wie ein Profi-Kellner. Er grinste schief.

„Hat hier jemand nach Treibstoff gerufen?“

Lily, die gerade noch halb im Delirium lag, fixierte die große Tasse mit den langsam schmelzenden Marshmallows. Ihre Augen wurden groß, das Fieber schien wie weggeblasen – oder zumindest durch pures Koffein-Verlangen verdrängt.

„Darin!“

Lily streckte die Hände aus wie ein verdurstender Wüstenwanderer nach einer Oase. Sie nahm die Tasse, trank einen tiefen, gierigen Schluck und ließ sich dann mit einem wohligen Seufzen in die Kissen zurück sinken.

Sie blinzelte Funny und Darin an, der Blick nun wieder klar und voller Wärme.

„Ihr seid die Besten“, murmelte sie und kuschelte sich in die Decke, die Funny ihr wieder über die Beine legte. „Hab ich was verpasst?“

„Nur den Schnee“, sagte Funny und strich ihr über den Kopf. „Aber der läuft uns nicht weg. Trink aus, dann schauen wir uns das Winterwunderland an. Vom Fenster aus. Heute lässt Du alles ein wenig ruhiger angehen “

Darin setzte sich ans Fußende des Bettes. „Und wehe, du wirst wieder krank. Ich hab keine Marshmallows mehr.“

Lily kicherte leise. Der 3. Dezember hatte stürmisch begonnen, war aber nun genau da, wo er sein sollte: warm, sicher und voller Kaffeeduft.

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