Agent Aika ist ein prägender Titel der späten 1990er Jahre, einer Ära, in der der Markt für Original Video Animations (OVAs) florierte und Nischenproduktionen für ein erwachsenes Publikum mit hohen Budgets realisiert werden konnten. Die Serie erlangte schnell einen berüchtigten Ruf, der untrennbar mit ihrem exzessiven und unerbittlichen Einsatz von „Fanservice“ verbunden ist. Im Zentrum der Rezeption steht eine fast schon obsessive Fixierung auf die Unterwäsche der weiblichen Charaktere, die in unzähligen Szenen prominent in den Fokus gerückt wird. Dies wirft die zentrale Frage auf: Ist Agent Aika lediglich ein Relikt einer vergangenen, weniger zurückhaltenden Epoche des Anime, das sich ausschließlich über seine voyeuristische Perspektive definiert? Oder heben die überraschend hohe Produktionsqualität, die flüssige Action und die unerschütterliche Hingabe an eine bizarre Prämisse die Serie in den Status eines Kult-Klassikers, der einer genaueren Analyse würdig ist?. Die Antwort liegt in einer nuancierten Betrachtung, die über die offensichtliche Provokation hinausgeht und die technischen sowie stilistischen Aspekte dieses polarisierenden Werks beleuchtet.
Übersicht
- Handlung: Eine Welt unter Wasser
- Genre-Einordnung
- Setting und Umfeld
- Charakterbeschreibungen
- Zeichnungen: Qualität und Stil
- Animation: Qualität und Umsetzung
- Soundtrack: Qualität und Wirkung
- Stärken der Serie
- Schwächen der Serie
- Fazit
Handlung: Eine Welt unter Wasser
Die Erzählung von Agent Aika entfaltet sich über zwei separate Serien, die im Abstand von einem Jahrzehnt produziert wurden. Die Handlungszusammenfassungen werden hier weitgehend spoilerfrei gehalten, um die grundlegenden Prämissen und Konflikte darzulegen.
Agent Aika (1997–1999)
Die Geschichte spielt in einer nahen Zukunft, 20 Jahre nachdem eine globale Katastrophe den Großteil der Landmassen der Erde unter Wasser gesetzt hat. In dieser neuen Welt hat sich der Beruf des „Salvagers“ etabliert – Spezialisten, die wertvolle Artefakte aus den versunkenen Metropolen bergen. Die Protagonistin ist Aika Sumeragi, eine 26-jährige, hochqualifizierte Agentin, die für die kleine K2 Corporation arbeitet. Das Unternehmen wird von dem gutmütigen Gozo Aida und seiner energiegeladenen Tochter Rion geleitet.
Angesichts finanzieller Schwierigkeiten nimmt die K2 Corporation einen gefährlichen, aber äußerst lukrativen Auftrag an: die Bergung einer mysteriösen und potenten Energiequelle namens „Lagu“. Dieser Auftrag bringt sie in direkten Konflikt mit dem größenwahnsinnigen Rudolf Hagen und seiner sadistischen Schwester Neena. Die Geschwister planen, Lagu zu nutzen, um die Menschheit auszulöschen und die Welt mit ihren eigenen Nachkommen neu zu bevölkern, die von ihrer Privatarmee, dem Delmo Corps, ausgetragen werden sollen. Die Handlung konzentriert sich auf Aikas Kampf gegen die Pläne der Hagens, bei dem sie ihre außergewöhnlichen Kampfkünste und ein spezielles Bustier aus einem Material namens „Ultranate“ einsetzt, das ihr übermenschliche Kräfte verleiht.
Aika R-16: Virgin Mission (2007)
Diese Prequel-Serie ist zehn Jahre vor den Ereignissen der Original-OVA angesiedelt und stellt eine 16-jährige Aika Sumeragi vor. Sie ist eine High-School-Schülerin, die gerade ihre C-Klasse-Lizenz als Salvager erworben hat. Sie wird von ihrer wohlhabenden und ehrgeizigen Klassenkameradin Eri Shinkai, der Präsidentin des schuleigenen „Schatzsucher-Clubs“, für eine Mission rekrutiert. Das Ziel ist die Entschlüsselung einer Karte, die als Schmetterlingstattoo auf die Brust einer weiteren Mitschülerin, der unter Amnesie leidenden Karen Minamino, tätowiert ist.
Ihre Expedition an Bord von Eris Luxusjacht wird jedoch von ihrer eigenen Klassenlehrerin und anderen Schülerinnen sabotiert. Diese werden von einer feindlichen Organisation ferngesteuert, die es auf Karen abgesehen hat. Karen scheint der Schlüssel zu einer verborgenen Unterwasserbasis und einer alten Biotechnologie zu sein.
Unterschiede
Der offensichtlichste Unterschied zwischen den beiden Serien liegt in der Darstellung der Protagonistin und dem Ton der Erzählung. Die Originalserie präsentiert eine reife, selbstbewusste und professionelle Aika, die einer globalen Bedrohung gegenübersteht. Aika R-16 hingegen zeigt eine jüngere, hitzköpfigere Aika, die sich noch in ihrer Entwicklung befindet und oft von der übertriebenen Sexualität ihrer Mitschülerinnen und Lehrerin peinlich berührt ist. Die erzählerischen Einsätze sind in R-16 zudem lokaler und persönlicher. Die Handlung entspinnt sich aus einem Schulclub-Abenteuer, das außer Kontrolle gerät, während die Original-OVA von Weltherrschaftsplänen und genetischen Neupopulationsfantasien handelt.
Die Produktion eines Prequels ein ganzes Jahrzehnt nach Abschluss der Originalserie ist ein starkes Indiz für den anhaltenden Kultstatus und die kommerzielle Langlebigkeit von Agent Aika. Anime-Studios investieren selten in die Wiederbelebung vergessener oder erfolgloser Marken. Die Entscheidung von Bandai Visual und Studio Fantasia, zur Welt von Aika zurückzukehren, belegt, dass die Original-OVA eine treue und profitable Fangemeinde aufgebaut hatte. Die Wahl, eine jüngere Aika in einem High-School-Setting zu zeigen, war zudem eine strategische Entscheidung. Sie ermöglichte es den Machern, das populäre Schul-Genre zu nutzen und potenziell ein neues Publikum anzusprechen, während sie gleichzeitig den etablierten Fans die Kernmerkmale der Serie – Action und Fanservice – lieferten. Somit ist die Existenz von R-16 nicht nur eine Fortsetzung, sondern eine Bestätigung der kontroversen, aber erfolgreichen Formel des Originals.
Genre-Einordnung
Agent Aika lässt sich vordergründig als postapokalyptische Science-Fiction-Action-Komödie einordnen. Diese Klassifizierung greift jedoch zu kurz, da sie das definierende Merkmal der Serie außer Acht lässt: ihre Identität als Ecchi-Anime. Die gesamte Struktur der Serie – von der Erzählung über das Charakterdesign und die Kampfchoreografie bis hin zur Kameraführung – ist dem primären Ziel untergeordnet, einen unaufhörlichen Strom von Fanservice zu generieren. Im Mittelpunkt stehen dabei die sogenannten „Panty Shots“, also das gezielte Zeigen von Unterwäsche.
Die Handlung, obwohl vorhanden, dient oft nur als dünnes Gerüst, um die zahlreichen Ecchi-Sequenzen miteinander zu verbinden. Die Serie treibt diesen Ansatz derart auf die Spitze, dass sie an eine Parodie grenzt. Die schiere Menge und die kreative Absurdität der Höschenblitzer deuten auf eine bewusste stilistische Übertreibung hin, die über reine Titillation hinausgeht.
Agent Aika lotet die Grenzen des Ecchi-Genres aus und führt sie ad absurdum.
Dadurch fungiert die Serie als eine Art Maßstab oder Urtext für das Genre. Sie ist nicht nur ein Beispiel für Ecchi, sondern dessen maximalistische, kompromisslose Ausprägung. Ihr Vermächtnis besteht darin, dass sie als Vergleichspunkt für nachfolgende, auf Fanservice ausgerichtete Animes dient und oft als das Nonplusultra des „Panty Shot“-Animes zitiert wird. Diese singuläre Fokussierung unterscheidet
Agent Aika von Serien, in denen Fanservice nur ein gelegentliches Element ist. Hier ist er die zentrale Ästhetik und der eigentliche Daseinszweck. Die Serie sicherte sich so ihren Platz in der Anime-Geschichte nicht nur als „Guilty Pleasure“, sondern als Meisterstück einer sehr spezifischen und kontroversen Kunstform.
Setting und Umfeld
Das Umfeld, in dem die Geschichten von Agent Aika spielen, ist funktional gestaltet und dient in erster Linie als Bühne für die Handlung und den Fanservice.
Die Welt von Agent Aika
Die Originalserie spielt in einer Zukunft, in der 90 bis 95 % der Erdoberfläche von Wasser bedeckt sind, nachdem eine globale Katastrophe 20 Jahre zuvor stattgefunden hat. Die Menschheit hat sich an diese neue Realität angepasst und lebt in höher gelegenen Gebieten. Der Beruf des „Salvagers“, der das Bergen von Gütern aus den versunkenen Städten umfasst, ist zu einem wichtigen Wirtschaftszweig geworden. Trotz des postapokalyptischen Szenarios ist die Gesellschaft technologisch weit fortgeschritten, mit modernen Flugzeugen, U-Booten und Waffensystemen. Dieses Setting bietet eine logische Grundlage für Unterwasser-Actionsequenzen und die Erkundung von Ruinen.
Die Welt von Aika R-16
Das Prequel verlagert den Schauplatz drastisch in eine scheinbar idyllische und elitäre private High School. Der Konflikt entspringt den Aktivitäten eines Schulclubs, und die Hauptschauplätze sind der Campus, eine luxuriöse Privatjacht und eine geheime Unterwasserbasis. Dieser Wechsel des Settings ermöglicht andere Arten von Fanservice-Szenarien, wie zum Beispiel typische Klassenraumsituationen oder Badeszenen auf der Jacht, mündet aber dennoch in die für die Serie charakteristische Unterwasser-Action.
In beiden Fällen ist das World-Building bewusst oberflächlich gehalten. Der Fokus liegt nicht auf einer tiefgründigen soziologischen oder ökologischen Untersuchung der Welt, sondern auf den Handlungen der Charaktere innerhalb dieser visuell interessanten Arenen. Das postapokalyptische Szenario rechtfertigt gefährliche Missionen, während das Schul-Setting klassische Anime-Tropen bedient. Die Welt ist kein eigenständiger Charakter, sondern eine vielseitige und funktionale Bühne, die konsequent den Kernanforderungen der Serie dient: Action und Ecchi zu ermöglichen.
Charakterbeschreibungen
Die Charaktere in Agent Aika sind primär Archetypen, die spezifische Funktionen innerhalb der Action-Ecchi-Formel erfüllen, anstatt komplexe emotionale Entwicklungen durchzumachen.
Aika Sumeragi
Agent Aika (26 Jahre): In der Originalserie ist Aika eine hochkompetente und professionelle Salvagerin. Sie wird als „sexy, gewandt und kultiviert“ beschrieben und ist eine Expertin in Kampfkünsten und im Fliegen von Jets. Ihre besonderen Fähigkeiten stammen von wissenschaftlichen Experimenten ihrer Eltern und werden durch ihr „Ultranate“-Bustier aktiviert, das sie in eine dunklerhäutige, blauhaarige Kämpferin mit übermenschlicher Stärke verwandelt. Sie bewahrt stets eine kühle, geschäftsmäßige Haltung. Innerhalb der Serie zeigt sie kaum emotionale Entwicklung und fungiert als unerschütterliche Action-Heldin. Ihre japanische Stimme ist Rei Sakuma, die deutsche Simone Kloss.
Aika R-16 (16 Jahre): Im Prequel ist Aika impulsiver und hitzköpfiger. Obwohl sie bereits über beachtliche Kampf- und Flugfähigkeiten verfügt, ist sie noch eine Schülerin und reagiert sichtlich verlegen auf die offene Zurschaustellung von Sexualität durch ihre Umgebung. Diese jüngere Version bietet eine wichtige Grundlage, die zeigt, dass ihre spätere Professionalität ein über die Jahre erlerntes Merkmal ist. Gesprochen wird sie von Ami Koshimizu (Japanisch) und Malika Bayerwaltes (Deutsch).
Rion Aida
Aikas Partnerin und die Tochter ihres Chefs Gozo. Sie ist eine aufgeweckte, technisch versierte junge Frau mit Brille, die als Sidekick und für komödiantische Einlagen dient. Sie ist Aika und dem angeschlagenen Unternehmen ihres Vaters treu ergeben. Ihre japanische Stimme ist Hiroko Konishi, ihre deutsche Christine Schlembach.
Eri Shinkai
Aikas Klassenkameradin und Auftraggeberin in R-16. Als steinreiche, aber geizige Präsidentin des Schatzsucher-Clubs ist sie manipulativ, aber im Grunde gutherzig. Ihre hyperaktive und mysteriensüchtige Art treibt die Handlung voran. Gesprochen von Misato Fukuen (Japanisch) und Gabrielle Pietermann (Deutsch).
Gozo Aida
Der Leiter der K2 Corporation. Als ehemaliger Industriespion führt er sein Bergungsunternehmen nach dem altmodischen und unrentablen Motto „bester Service zum günstigsten Preis“. Er ist eine Vaterfigur für Aika. Seine Stimme stammt von Akio Ōtsuka (Japanisch) und Pit Gregorg (Deutsch).
Gusto Turbulence
Ein rivalisierender Salvager, der hartnäckig, aber erfolglos in Aika verliebt ist. Er ist unabhängig und kompetent und taucht oft in entscheidenden Momenten auf, um entweder zu helfen oder unbeabsichtigt mit Aika zu konkurrieren. Gesprochen von Jūrōta Kosugi (Japanisch) und Bruno Niederprüm (Deutsch).
Maypia Alexymetalia
Eine rothaarige Klasse-A-Regierungsagentin, die anfangs Hagens Armee infiltriert. Sie ist hochprofessionell und trägt sogar ihre eigenen Visitenkarten bei sich. Nachdem sie von ihren Auftraggebern im Stich gelassen wird, schließt sie sich als freiberufliche Verbündete Aikas Team an. Ihre Stimmen sind Sakiko Tamagawa (Japanisch) und Nina Marschke (Deutsch).
Rudolf Hagen
Der Hauptantagonist des ersten Handlungsbogens. Er ist ein effeminierter, sexbesessener Größenwahnsinniger, der mit Lagu die Menschheit auslöschen und die Erde mit seinen eigenen „überlegenen“ Nachkommen neu bevölkern will. Sein Verlangen nach Aika ist ein zentraler Antrieb der Handlung. Gesprochen von Kaneto Shiozawa (Japanisch) und Sascha Kaufmann (Deutsch).
Neena Hagen
Rudolfs sadistische und ihm krankhaft ergebene Schwester. Sie ist extrem eifersüchtig auf jede Frau, die die Aufmerksamkeit ihres Bruders erregt, insbesondere auf Aika. Ihre instabile Persönlichkeit und ihre freizügige Kleidung machen sie zu einer denkwürdigen Gegenspielerin. Gesprochen von Atsuko Tanaka (Japanisch) und Adeline Schebesch (Deutsch).
Die Delmo Corps
Hagens rein weibliche Privatarmee, auch Delmogeny genannt. Sie sind eine streng organisierte Truppe, deren Uniformen farblich nach Rang und Funktion kodiert sind (z. B. Schwarz für einfache Soldatinnen, Blau für Elite-Infanterie, Weiß für Offiziere und Gold für Spezialeinheiten nach Hagens Tod). Trotz ihrer Organisation werden sie regelmäßig und mühelos von Aika und ihren Verbündeten besiegt. Ihre Hauptfunktion besteht darin, den Bildschirm mit Action und einer Vielzahl von bewusst inszenierten, am Boden liegenden Körpern in Miniröcken zu füllen.
Die einzige nennenswerte Charakterentwicklung findet statt, wenn man die 16-jährige Aika mit ihrem 26-jährigen Ich vergleicht. Dieser Kontrast deutet auf eine Dekade der Reifung von einer reaktiven Teenagerin zu einer gefassten Professionellen hin, die jedoch außerhalb der sichtbaren Handlung stattfindet. Dies macht das Prequel R-16 unerlässlich, um der Hauptfigur überhaupt eine Form von Tiefe zu verleihen. Die Charaktere sind somit am besten als funktionale Archetypen zu verstehen, deren Wert darin liegt, wie effektiv sie die Action und den Fanservice der Serie unterstützen.
Zeichnungen: Qualität und Stil
Die Original-OVA aus den Jahren 1997–1999 weist eine unverkennbare Ästhetik der späten 90er auf, die auf handgemalten Cels basiert. Der Zeichenstil, maßgeblich von Charakterdesigner Noriyasu Yamauchi geprägt, zeichnet sich durch lebendige, kräftige Farben aus, die förmlich vom Bildschirm springen, sowie durch scharfe und ansprechende Charakterdesigns. Diese Designs sind gezielt darauf ausgelegt, Fanservice zu maximieren, weshalb kurze Röcke und figurbetonte Kleidung die Norm für fast alle weiblichen Figuren sind. Die Hintergründe sind detailliert und etablieren die Unterwasser- und High-Tech-Umgebungen effektiv.
Aika R-16 aus dem Jahr 2007 wechselt zu einem modernen, digitalen Animationsstil. Dies führt zu einem saubereren und helleren Look mit flüssigerer Animation, obwohl in Kritiken kleinere technische Mängel wie Bildrauschen und Aliasing (Treppeneffekte) erwähnt werden. Die grundlegende Designphilosophie bleibt jedoch identisch: Charakterzeichnungen und Outfits priorisieren weiterhin den Fanservice.
Der Kunststil ist somit paradox: Er ist ein Produkt seiner Zeit und gleichzeitig zeitlos in seiner singulären, unerschütterlichen Zweckbestimmung. Das primäre künstlerische Ziel ist die Hypersexualisierung der weiblichen Besetzung, nicht aus Gründen des Realismus oder der narrativen Tiefe, sondern als Kern der visuellen Identität. Das Budget und der künstlerische Aufwand wurden eindeutig auf die Charakteranimation und die detaillierte Darstellung von Unterwäsche konzentriert, oft auf Kosten anderer visueller Elemente.
Animation: Qualität und Umsetzung
Für ihre Entstehungszeit ist die Animationsqualität von Agent Aika überraschend hoch, besonders in den Actionszenen. Die Kämpfe sind dynamisch und gut choreografiert, in ihrer Inszenierung fast schon als „balletthaft“ zu beschreiben.
Der entscheidende Aspekt der Animation ist jedoch ihre einzigartige „Kinematografie des Fanservice“. Die Kamera ist kein neutraler Beobachter, sondern beteiligt sich aktiv an der Objektivierung. Sie verwendet konstant niedrige, von unten nach oben gerichtete Kamerawinkel („Crotch-Cam“) und Bildausschnitte, die bewusst die Unterwäsche der Charaktere zentrieren. Die Animation von Bewegungen – Stürze, Tritte und Saltos – ist akribisch darauf ausgelegt, eine maximale Entblößung zu erzielen. Selbst bewusstlose Körper landen oft in gezielt „peinlichen Positionen“.
Die Animation und Regie unter Katsuhiko Nishijima stellen eine meisterhafte Umsetzung eines sehr spezifischen und kontroversen Ziels dar. Die eingesetzten Techniken sind nicht nachlässig oder zufällig, sondern bewusst, kreativ und gekonnt angewendet. Die Serie kann als formalistische Übung betrachtet werden, bei der jedes Element von Bewegung und Bildkomposition darauf optimiert ist, die primäre Direktive zu erfüllen: das Zeigen von Unterwäsche. Diese technische Finesse im Dienste eines derart niederen Ziels ist der zentrale Widerspruch und die Faszination der Serie. Die Verschmelzung von Action und Ecchi ist so vollständig, dass die Art, wie die Charaktere kämpfen, untrennbar mit der Art und Weise verbunden ist, wie sie visuell exponiert werden. Die Qualität der Animation muss daher nicht nur an ihrer Flüssigkeit gemessen werden, sondern auch an ihrer Effektivität bei der Erreichung ihres Kernziels – und in dieser Hinsicht ist sie außergewöhnlich erfolgreich.
Soundtrack: Qualität und Wirkung
Die Musik der Originalserie wurde von Junichi Kanezaki komponiert. Der Soundtrack wird allgemein als funktional, aber nicht herausragend bewertet. Er untermalt die Action und Dialoge adäquat, tritt aber selten in den Vordergrund oder wertet das Geschehen auf. Die Tonabmischung der Original-OVA ist eine standardmäßige 2.0-Stereo-Präsentation, der die immersive Qualität fehlt, die ein Surround-Sound-Mix den Actionszenen hätte verleihen können.
Die Opening- und Ending-Titel werden oft als die eingängigsten Teile der Musik genannt. Für die Original-OVA sind dies unter anderem „Silent City“ und „More Natural“. Bei
R-16 gelten die von Aikas japanischer Sprecherin Ami Koshimizu gesungenen Lieder „Sailing To The Future“ und „Rise“ als passend und schwungvoll. Die japanische Original-Synchronisation wird als solide und energiegeladen gelobt, während die deutsche Fassung als kompetent, aber im Schnitt manchmal problematisch beschrieben wird. Die englische Vertonung wird oft als weniger überzeugend empfunden.
Im Gegensatz zur visuellen Gestaltung ist der Soundtrack ein rein unterstützendes und konventionelles Element. Es wurde kein Versuch unternommen, die auditive Ebene ebenso radikal oder genreprägend zu gestalten wie die Animation. Die Musik erfüllt ihre Aufgabe, ohne aufzufallen, und überlässt die Bühne vollständig dem visuellen Spektakel.
Stärken der Serie
Technische Kompetenz: Für eine OVA aus den 90er Jahren ist die Animation flüssig, farbenfroh und energiegeladen, mit gut umgesetzten Actionszenen.
Kompromissloses Konzept: Die Serie verfolgt ihr Ziel mit einer unverblümten und unerschütterlichen Konsequenz. Sie weiß genau, was sie sein will, und diese Fokussiertheit kann als kühn und für ein bestimmtes Publikum als sehr unterhaltsam empfunden werden.
„Guilty Pleasure“-Faktor: Für Zuschauer, die für diese spezielle Art von Humor und Action empfänglich sind, bietet die Serie eine unbeschwerte, respektlose und spaßige Erfahrung, die keine tiefere intellektuelle Auseinandersetzung erfordert.
Ikonischer Status: Agent Aika ist ein definitives, fast schon reines Beispiel des Ecchi-Genres und damit ein wichtiges historisches Artefakt zum Verständnis einer spezifischen Nische der Anime-Geschichte.
Schwächen der Serie
Oberflächliche Handlung und Charaktere: Die Handlung ist oft nur ein Vorwand für Action und Fanservice, und die Charaktere sind größtenteils eindimensionale Archetypen ohne nennenswerte Entwicklung.
Repetitiv und Langweilig: Für Zuschauer, die von dem zentralen Gimmick nicht gefesselt werden, kann die ständige Wiederholung von Fanservice und die simple Handlung schnell ermüdend und „schmerzhaft langweilig“ werden.
Extreme Objektivierung: Der Hauptkritikpunkt ist die konsequente Degradierung und Objektivierung der weiblichen Charaktere. Jede Frau wird als Objekt zum Anstarren präsentiert, was eine erhebliche Hürde für eine breitere Akzeptanz und moderne Sehgewohnheiten darstellt.
Fetisch-Orientierung: Im Kern ist die Serie darauf ausgelegt, einen spezifischen Fetisch zu bedienen. Dadurch wirkt sie weniger wie eine Mainstream-Actionserie und mehr wie ein „Hentai-Fetisch-Titel, der sich als etwas Mainstreamfähiges tarnt“.
Fazit
Agent Aika ist ein zutiefst polarisierendes Werk. Es ist eine technische Meisterleistung auf einem sehr schmalen und kontroversen Grat. Die Serie repräsentiert einen Höhepunkt der OVA-Kultur der 90er Jahre, in der nischenorientierte, erwachsene Inhalte mit hohen Produktionswerten gedeihen konnten. Sie ist gleichzeitig ein Musterbeispiel für einen spezifischen visuellen Stil und ein Paradebeispiel für problematische Objektivierung.
Letztendlich ist Agent Aika beides: Kult-Klassiker und Relikt. Ihre kompromisslose Natur sicherte ihr einen festen Platz bei einer treuen Fangemeinde und damit den Kultstatus. Gleichzeitig machen ihre zentralen Prämissen sie nach heutigen Maßstäben zu einem schwierigen Seherlebnis. Dies zementiert ihren Platz als ein faszinierendes, handwerklich gut gemachtes und doch zutiefst fehlerhaftes Stück Anime-Geschichte.


Agent Aika





Aika R-16: Virgin Mission











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Persönliche Meinung

Als ich 1999 auf der AnimagiC an einem Flohmarktstand Vol. 1 der LD erworben und zum ersten Mal in den Player gelegt hatte, hab ich nach ca. 30 Panty Shots und nicht einmal 2 Minuten wieder ausgemacht. Hä? Was war denn das? Jedenfalls blieb die LD eine gewisse Zeitlang sehr tief in der Sammlung versteckt.
Irgendwann habe ich sie noch einmal hervorgeholt und beschlossen, sie bis zum Ende anzuschauen. Und was soll ich sagen? Die Serie ist genial. Vor allem wenn man das mit einem Party-Spiel verbindet: Wer als erster laut „Panty Shot“ ruft, wenn einer zu sehen war, bekommt einen Punkt. Natürlich war nicht jeder Panty Shot wirklich klar, also wurde zurück gespult, auf Einzelbildschaltung gestellt und genau „analysiert“. Ein HEIDENSPAß!
Und sonst? die Serie ist ok. Aika grundsympathisch. Und mit R16 hat sich die Sympathie noch einmal gesteigert.
Ganz ehrlich, wer die LD ernst nimmt und eine echte Agentenstory erwartet und wegen des Fehlens enttäuscht ist oder gar härteres sehen wollte, hat zum falschen Produkt gegriffen. Es geht hier nicht darum, einer Handlung zu folgen, sondern darum, die konsequente Umsetzung einer einzigen visuellen Idee zu erleben. Man will jeden einzelnen Panty Shot gesehen haben.
3 von 3 Sternen. Einfach für den Spaß!
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