Fortsetzung von „Das Geheimnis der stillen Steine – Teil 2„
Letzte Planungen
Die Nacht war tiefschwarz und still, nur durchbrochen vom Knistern ihres magischen Lagerfeuers. Die drei saßen lange beieinander, die schreckliche Erkenntnis über die Natur ihres Gegners hing wie ein Leichentuch über ihnen. Wortlos aßen sie ihre Rationen. Jede Geste war langsam, jeder Blick voller unausgesprochener Sorgen. Erst weit nach Mitternacht, als die Sterne am höchsten standen, erhoben sie sich.

„Ich übernehme die erste Wache“, sagte Funny leise, ihre Stimme fest, um die Angst zu verbergen, die auch in ihr nagte.
Darin und Lily nickten nur und verschwanden im Zelt. Funny setzte sich an den Rand des Schutzschildes, ihr Scharfschützengewehr griffbereit, und blickte hinaus in das finstere Tal, in dem das absolute Böse lauerte.
Am nächsten Morgen war die Stimmung nicht besser, aber entschlossener. Bevor sie aufbrachen, modifizierten sie das Schutzfeld. Darin arbeitete fieberhaft an den Induktoren, verband sie mit zusätzlichen Energiequellen aus seiner Item-Box und erschuf eine unsichtbare, aber undurchdringliche Barriere, die den gesamten Ausgang des Tals versperrte.
„Wenn wir es nicht töten können“, erklärte er mit zusammengebissenen Zähnen, „sorgen wir dafür, dass es hier verrottet. Niemand sonst soll ihm zum Opfer fallen.“
Dann versammelten sie sich, und Funny breitete den Plan aus, den sie in den langen, einsamen Stunden ihrer Wache geschmiedet hatte.
„Es ist riskant“, begann sie und sah abwechselnd Darin und Lily in die Augen. „Extrem riskant. Aber es ist unsere einzige Chance. Lily, Darin, ihr werdet den Basilisken aus der Luft ablenken. Ihr müsst verbundene Augen haben und euch allein auf euer Gehör und eure Instinkte verlassen.“
Lily schluckte.
„Blind kämpfen? Gegen… das?“
„Genau deshalb“, fuhr Funny fort. „Er kann euch in der Luft nicht erreichen und seine tödlichste Waffe, der Blick, ist nutzlos, wenn ihr nichts seht. Während er euch fixiert, seine Aufmerksamkeit auf eure Angriffe gerichtet ist, werde ich aus einem Versteck zielen. Auf die Augen.“
Ein Schauder durchlief Darin.
„Funny, das ist Selbstmord. Wenn er dich bemerkt…“
„Deshalb habe ich nur eine Chance“, sagte sie bestimmt. „Zwei schnelle Schüsse, dann muss ich verschwinden. In dem Moment, in dem ich schieße, müsst ihr ebenfalls den Rückzug antreten. Wir alle nutzen unsere Elfenkraft und kehren augenblicklich hierher ins Lager zurück. Der Verwirrzauber des Schutzfeldes sollte den Basilisken ablenken, falls er uns verfolgt.“
Sie sahen sich an. Der Plan war waghalsig, beinahe wahnsinnig. Aber es war ein Plan. Und ein Plan war besser als die lähmende Ratlosigkeit, die sie zuvor gefangen gehalten hatte.
Der erste Tag
Sie fanden den Basilisken am Ufer des toten Sees. Er lag da, eine monströse Anomalie aus reiner Schwärze, die das Sonnenlicht zu verschlingen schien. Die Luft um ihn herum war kalt und vibrierte vor unterdrückter Macht.
Funny löste sich lautlos von der Gruppe und verschwand wie ein Geist im Unterholz, bis sie eine perfekte Schussposition auf einem Felsvorsprung fand, gut 200 Meter entfernt. Sie legte ihr Gewehr an, die Hände zitterten kaum merklich.
Über dem See stiegen Darin und Lily in die Luft, banden sich dicke Stoffstreifen um die Augen und aktivierten ihre Waffen.

„Bereit, Lily?“, rief Darin, die schwere Minigun fest im Griff.
„So bereit wie man nur sein kann, um blind eine Höllenkreatur zu bekämpfen!“, rief Lily zurück, ihr Herz hämmerte ihr gegen die Rippen. „Auf dein Kommando!“
„Feuer!“
Ein ohrenbetäubender Lärm zerriss die Stille. Darins Minigun entfesselte einen Sturm aus blau leuchtenden magischen Geschossen, während Lilys Sturmgewehr rhythmische Salven spuckte. Sie flogen in weiten Kreisen, orientierten sich am Geräusch ihrer eigenen Waffen und der wütenden Reaktion des Basilisken, der seinen gewaltigen Kopf hob und zischend versuchte, nach den Angreifern zu schnappen.
Es war ein Albtraum. Ohne Sicht waren Entfernung und Position nur zu erahnen. Mehr als einmal kamen sie sich gefährlich nahe, ihre Flugbahnen kreuzten sich beinahe. Sie verließen sich rein auf ihr räumliches Gehör und die feenhafte Körperbeherrschung, die ihnen angeboren war.
Doch was sie nicht wussten, was sie nicht sehen konnten, sah Funny durch ihr Zielfernrohr mit wachsendem Entsetzen. Die magischen Geschosse, hunderte davon, erreichten den Basilisken nicht einmal. Zentimeter vor seiner pechschwarzen Haut lösten sie sich mit einem leisen Pfft in Nichts auf, ihre Energie wurde einfach von der monströsen Kreatur absorbiert.
Es funktioniert nicht!, schrie eine Stimme in ihrem Kopf. Sie verschwenden ihre Energie!
Sie musste handeln. Jetzt.
Sie konzentrierte sich, atmete tief durch, zielte auf die Stelle, wo sie das rechte Auge vermutete, und drückte ab.
Ein Schuss. Sie repetierte, zielte auf das linke Auge. Der zweite Schuss.
Beide Projektile erlitten das gleiche Schicksal wie die der anderen. Sie verpufften wirkungslos.
Der Basilisk hatte die Schüsse bemerkt. Sein Kopf schnellte in ihre Richtung.

„RÜCKZUG! SOFORT! PLAN FEHLGESCHLAGEN!“, schrie Funny so laut sie konnte, schloss die Augen und konzentrierte sich mit aller Kraft auf den Zielort: ihr Lager. Ein Ruck, und die Welt um sie herum verschwamm.
Darin und Lily rissen sich die Augenbinden herunter, sahen den riesigen Schlangenkopf, der auf Funnys Versteck zuraste, und taten es ihr gleich. Doch der Basilisk war schnell. Er stieß sich vom Boden ab, sein Körper richtete sich zu einer unglaublichen Höhe auf. Sein Maul riss auf und offenbarte Reihen von nadelspitzen Zähnen, von denen ein grünliches, tödliches Gift tropfte. Er schoss vor, genau dorthin, wo Funny eben noch gelegen hatte.
In letzter Sekunde gelang den dreien die Flucht. Sie materialisierten im Lager, stolperten und fielen erschöpft ins Gras, ihre Herzen rasten. Sie hörten, wie der Basilisk wütend gegen die unsichtbare Barriere ihres Lagers prallte, dann verwirrt abzudrehen schien und sich zurückzog.
Völlig entkräftet lagen sie da und rangen nach Luft.
„Er… er hat alles absorbiert“, keuchte Funny und berichtete von ihren Beobachtungen. „Magische Geschosse sind gegen ihn völlig nutzlos.“
Ratlosigkeit machte sich breit, schwerer und erdrückender als zuvor.
Darin richtete sich mühsam auf, wischte sich den Schweiß von der Stirn und begann, in seiner Item-Box zu kramen. Nach einer Weile zog er ein paar metallische Gegenstände hervor. Physische Munition.
„Ich habe noch etwas aus der Zeit, bevor ich die Waffen modifiziert habe“, sagte er. „Es ist nicht viel. Funny, vier Schuss für dich. Lily, drei Magazine. Ich habe nur noch eins für die Minigun.“
Funny nahm die schweren Patronen entgegen.
„Wir werden der Forschungsabteilung des Palastes den Auftrag geben müssen, die Entwicklung physischer Geschosse wieder aufzunehmen“, stellte sie fest.
„Vielleicht müssen wir näher ran“, warf Lily ein und umklammerte den Schaft ihrer Naginata. „Unsere Nahkampfwaffen sind zwar magisch verstärkt, aber sie sind physische Objekte. Genau wie deine Schutzfeld-Induktoren, Darin. Die funktionieren ja auch.“
„Ausgeschlossen!“, lehnte Funny sofort ab. „Unsere Nahkampf-Fähigkeiten sind zu eingerostet für einen Kampf ohne Sicht. Und im Nahkampf seinem Blick auszuweichen, ist unmöglich. Ein Sekundenbruchteil genügt und ihr fallt als Steine vom Himmel.“
Darin stand auf und trat neben Funny.
„Wir versuchen es morgen noch einmal. Mit der physischen Munition. Aber seid gewarnt: Er ist nicht dumm. Er wird auf der Hut sein. Er wird die Umgebung noch genauer beobachten. Für dich, Funny, wird es unendlich viel gefährlicher.“
Sein Blick war voller Sorge. Er wollte nicht, dass sie sich dieser Gefahr aussetzte.
Funny spürte seine Angst. Sanft strich sie ihm über das verwuschelte, silberne Haar, um ihn zu beruhigen. In diesem Moment brach seine professionelle Fassade zusammen. Er zog sie fest in seine Arme, vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter und flüsterte, so leise, dass nur sie es hören konnte: „Ich will dich nicht verlieren, Funny. Und schon gar nicht an so ein Höllenbiest.“
Funny war von der plötzlichen, verzweifelten Zärtlichkeit so gerührt, dass ihr die Tränen kamen. Sie hielt ihn einfach nur fest. Lily, die die Szene beobachtet hatte, wandte sich taktvoll ab und verzichtete auf ihre üblichen liebevollen Spötteleien.
„Ich übernehme die erste Wache“, sagte sie leise und ging zum Rand des Lagers.
Darin und Funny zogen sich schweigend ins Zelt zurück. Die Anspannung und die Angst des Tages wichen einer tiefen, verletzlichen Nähe. Funny kuschelte sich an Darin, spürte seinen Herzschlag, der genauso schnell ging wie ihrer. Beide wussten, dass es gut sein konnte, dass morgen nicht mehr alle drei ins Lager zurückkehren würden. Und diese Angst war fast unerträglich.
Draußen hielt Lily Wache, ihre Naginata in der Hand. Auch sie hatte Angst. Angst um die beiden, die ihr mehr bedeuteten als alles andere auf der Welt. Zähneknirschend musste sie Funny und Darin zustimmen. Sie hatten sich zu sehr auf ihre überlegene Technologie verlassen. Das rächte sich jetzt. Mit grimmiger Entschlossenheit begann sie, im Schein der Sterne die Grundübungen des Naginata-Kampfes zu wiederholen, ihre Bewegungen waren erst hölzern, wurden später flüssiger. Wenn wir hier rauskommen, schwor sie sich, melde ich mich bei Fennja zum Unterricht an.

Der zweite Tag
Der nächste Morgen war grau und drückend. Es gab keinen Überraschungsmoment. Der Basilisk wartete bereits auf sie, sein pechschwarzer Körper eine unheilvolle Präsenz am Rande ihres Schutzfeldes.
Trotzdem versuchten sie es.
Der Kampf war kurz, brutal und demoralisierend. Darin und Lily eröffneten das Feuer aus der Luft. Die physischen Geschosse verpufften nicht. Sie schlugen mit dumpfen Geräusch auf dem Panzer des Basilisken ein – und prallten ab, ohne auch nur einen Kratzer zu hinterlassen.
Funny, die sich eine neue, noch weiter entfernte Position gesucht hatte, konnte zwei Schüsse abgeben. Sie konnte die Augen nicht direkt anvisieren, die Gefahr war zu groß. Sie zielte auf den Kopfbereich daneben. Einer der Schüsse schlug eine einzelne, winzige Schuppe aus dem Panzer nahe dem linken Auge. Ein Rinnsal aus schwarz-rotem Blut trat aus. Sie hatte ihn verletzt.
Die Reaktion war furchtbar. Ein Brüllen, das den Berg erzittern ließ, gefolgt von einem Angriff von solcher Wildheit, dass ihnen der Atem stockte. Der Basilisk schien ungeahnte Kräfte zu mobilisieren. Die Flucht gelang ihnen nur, weil Darin in einem Akt der Verzweiflung sein gesamtes verbliebenes Magazin auf den Kopf des Monsters feuerte. Die schiere Wucht der unzähligen Einschläge verlangsamte den Basilisken gerade lange genug, um ihnen den rettenden Sprung ins Lager zu ermöglichen.
Dieses Mal war die Stille nach der Rückkehr noch schlimmer. Die Mittel gingen ihnen aus.
Funny hatte noch zwei Patronen. Lily ein halbes Magazin. Darins Waffe war leer.
Verzweifelt durchwühlten sie ihre Item-Boxen, doch sie fanden nichts, was ihre Situation verbesserte.
„Die Induktoren halten auch nicht ewig“, sagte Darin mit matter Stimme. „Wenn uns nichts einfällt, müssen wir den Zugang zum Tal dauerhaft versiegeln. Und selbst dann… ein Wesen wie dieses kann man nicht ewig einsperren.“
Lily saß frustriert auf dem Boden und kippte den gesamten Inhalt ihrer neuen Item-Box aus. Zwischen Ersatzteilen, Drachenfiguren und diversen Snacks fiel ein kleiner, seidener Beutel heraus. Daraus rollten eine Handvoll metallischer, sternförmiger Objekte. Shuriken.
„Die hab ich doch mal auf einem Flohmarkt gefunden“, murmelte sie. „Ich liebe ja nicht nur Drachen, sondern auch das historische Japan.“
Gedankenverloren nahm sie einen der Wurfsterne und schleuderte ihn gegen einen Baum in ihrem Lager. Krack! Er blieb stecken.
Darin und Funny blickten auf. Darin markierte mit seinem Finger einen Punkt am Stamm.
„Noch einmal.“
Lily warf erneut. Krack! Ein perfekter Treffer.
Funny lächelte zum ersten Mal an diesem Tag.
„Du hast deine Zielsicherheit nicht eingebüßt, Lily.“

Darin hob einen Tannenzapfen auf und warf ihn hoch in die Luft. Lily warf, und der Shuriken teilte den Zapfen elegant in zwei Hälften.
„Verbind mir die Augen“, sagte Lily plötzlich.
Darin tat, wie ihm geheißen. Funny legte sich sicherheitshalber flach auf den Boden. Darin warf einen neuen Zapfen hoch. Lily lauschte, atmete aus, und warf. Ein leises Schnipp und der Zapfen fiel in zwei Teilen zu Boden.
Darin sammelte die Shuriken ein und untersuchte sie. Ein Funke leuchtete in seinen Augen auf.
„Ich kann sie modifizieren“, sagte er aufgeregt. „Die Klingen schärfen, das Metall härten… und ich kann einen Zielfindungszauber einbauen. Lily, stell dir dein Ziel vor, in aller Deutlichkeit. Dann wirf. Der Zauber wird den Shuriken ans Ziel tragen.“
Ein neuer Plan formte sich in Funnys Kopf, waghalsiger noch als der erste, aber erfüllt von neuer Hoffnung.
„Ich verstecke mich wieder, diesmal auf einem Baum, hoch oben, außerhalb seiner Reichweite. Darin, du bleibst im Hintergrund als Unterstützung. Lily“, sie sah ihre Freundin an, „du fliegst so hoch du nur kannst. Von dort wirfst du. Du musst mit den Shuriken seine Augen zerstören. Erst dann kann ich meine letzten beiden Schüsse sicher ins Ziel bringen. Und Darin… sobald er am Boden liegt, schlägst du ihm den Kopf ab.“
Neuer Mut durchströmte die drei. Diese Nacht übernahm Darin die Wache. Er nutzte die Stunden, um Lilys Wurfsterne in tödliche, zielsuchende Waffen zu verwandeln.
Der dritte Tag
Der Basilisk erwartete sie. Er lag direkt am Rande der Schutzzauber, eine lauernde Verkörperung des Todes.
Der Plan lief an. Funny und Darin zogen sich zurück. Lily stieg mit verbundenen Augen senkrecht in den Himmel auf, höher und höher, bis sie nur noch ein kleiner Punkt war, an der absoluten Grenze ihrer Kräfte. Funny schlug einen weiten Bogen und kletterte lautlos auf eine riesige, uralte Tanne im Rücken des Monsters, nistete sich zwischen den Ästen ein und machte ihr Gewehr schussbereit.
Kaum war sie in Position, sah sie den ersten Shuriken herabsausen. Er verfehlte sein Ziel knapp und schlug funkenstiebend in den Panzer.
Wie soll man sich etwas vorstellen, was man noch nie gesehen hat?, dachte Funny verzweifelt. Wenn man es sieht, ist man tot!
Doch Lily gab nicht auf. Sie wusste, dass alles von ihr abhing. Sie begann, in weiten Kreisen zu fliegen, zwang den Basilisken, sich langsam zu drehen, um sie im Auge zu behalten – und Funny so ein besseres Schussfeld zu bieten.
Sie warf noch zweimal. Beide Sterne blieben nahe der Augen im undurchdringlichen Panzer stecken.
Sie hatte noch zwei. Die letzten beiden.
Sie schloss die Augen, ignorierte das Brennen in ihren Muskeln, die dünne Luft. Sie dachte nicht an rote Augen. Sie dachte an das Ziel. An den Auftrag. An Funny und Darin. An ihr gemeinsames Zuhause. An die alte Frau und ihren Baron von Kräher. Sie konzentrierte all ihre Kraft, all ihre Hoffnung, all ihre Liebe für ihre Freunde in diese beiden Metallsterne.
Sie warf. Fast gleichzeitig.
Darin und Funny hielten die Luft an. Wie in Zeitlupe segelten die beiden Shuriken herab. Sie schienen zu langsam, schienen ihr Ziel verfehlen zu wollen. Doch nur wenige Meter vor dem Kopf des Basilisken glühten die Runen auf, die Darin eingraviert hatte. Die Sterne korrigierten ihre Flugbahn scharf, fast unnatürlich.
KRRR-TSCHINK! KRRR-TSCHINK!
Das Geräusch von zersplitterndem Kristall und zerreißendem Fleisch. Die rotglühenden Augen des Basilisken zerbarsten in einer Wolke aus schwarzem Miasma.
Ein Brüllen erschütterte die Welt, ein Schrei aus Schmerz und unbändiger Wut, so markerschütternd, dass Funny fast vom Baum fiel.
Doch sie fasste sich. Jetzt!
Sie sah die zerstörten Augenhöhlen, die nun keine tödliche Gefahr mehr darstellten. Mit ruhiger Hand und voller Konzentration zielte sie.
Bumm. Bumm.
Zwei perfekte Schüsse, die tief in den Kopf des Monsters eindrangen. Der Basilisk schwankte, krachte mit der Wucht eines fallenden Turms zu Boden.
Noch bevor der Staub sich legte, sprang Darin aus seinem Versteck, seine Doppelaxt leuchtete vor magischer Energie. Mit einem einzigen, gigantischen Hieb, in den er all seine Kraft legte, trennte er den gewaltigen Kopf vom Rumpf. Sofort wirkte er einen Flammzauber auf die klaffende Wunde, um das hochgiftige Blut zu versiegeln, bevor es den Waldboden verseuchen konnte.
Funny und Lily kamen hinzu. Gemeinsam hoben sie die Hände und entfesselten einen gigantischen, kombinierten Flammenzauber. Eine Säule aus weißglühendem Feuer schoss in den Himmel und verschlang den Körper des Basilisken. Als die Flammenhölle erlosch, war nichts mehr übrig als ein großer, schwarzer Brandfleck auf der Erde, der für immer unfruchtbar bleiben würde. Und zwei der riesigen Giftzähne, die unversehrt in der Asche lagen. Darin hob sie vorsichtig auf, isolierte sie in einem magischen Feld und ließ sie in seiner Item-Box verschwinden.

Triumphale Rückkehr
Im Dörfchen Felsquell wurden sie wie Helden empfangen. Sie berichteten vom Sieg und mussten der alten Frau die traurige Nachricht überbringen, dass ihr Baron von Kräher nicht mehr zurückkehren würde. Die Frau weinte, aber ihre Tränen waren nun auch von Dankbarkeit erfüllt.
In der Gilde war der Empfang frenetisch. Fennja nahm ihren Bericht und die beiden Giftzähne entgegen.
„Der Palast wird davon hören“, sagte sie mit einem breiten Grinsen. „Ich wette, es gibt bald wieder einen Ball zu euren Ehren.“
Doch die drei Freunde wollten nur noch nach Hause. In ihrem kleinen Häuschen schafften sie es gerade noch, ihre staubige Kleidung abzulegen – was bei Blumenelfen ja nicht viel ist – und fielen todmüde in ihre Betten.
Mitten in der Nacht hörte Lily, die im Halbschlaf lag, ein leises Tapp… tapp… tapp… auf dem Holzboden des Flurs. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sie wusste genau, wer da gerade leise zu einem anderen Zimmer schlich.
Ein Ziel erreicht, dachte sie schläfrig. Ich bin jetzt Basilisken-Töterin, der S-Rang ist mir so gut wie sicher.
Sie gähnte und kuschelte sich tiefer in ihre Decke.
Und meinem Lebenswerk… bin ich vielleicht auch wieder ein kleines Stückchen nähergekommen.
Mit diesem Gedanken glitt auch sie ins Reich der Träume.

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