Spaß mit japanischen Zeichentrickfilmen

I’m in Love with the Villainess

Die Anime-Serie „I’m in Love with the Villainess“ (japanischer Originaltitel: Watashi no Oshi wa Akuyaku Reijou) ist eine romantische Fantasy-Komödie mit starkem Fokus auf queere Themen, die sich durch eine clevere Mischung aus Parodie, Romantik und gesellschaftlicher Kritik auszeichnet. Im Mittelpunkt steht eine junge Frau aus der realen Welt, die sich in einer ihr wohlvertrauten virtuellen Umgebung wiederfindet – dem Universum eines ihrer Lieblings-Otome-Games, also eines romantischen Visual Novels, das sie unzählige Male gespielt hat. Anders als die meisten Heldinnen dieser Art von Geschichten hat sie jedoch keinerlei Interesse an den charmanten männlichen Hauptfiguren, die ihr in der Spielwelt den Hof machen. Stattdessen gilt ihre Aufmerksamkeit ganz und gar einer anderen Figur: der klassisch stolzen und eleganten Antagonistin des Spiels – der sogenannten „Villainess“.


Übersicht


Handlung

Die Protagonistin erwacht im Körper von Rae Taylor, einer einfachen Adligen, die neu an einer renommierten Magieakademie aufgenommen wird. In dieser Welt spielt sich das typische Szenario eines Schulromantikspiels ab, in dem sich verschiedene männliche Adelssprösslinge um die Gunst der eigentlichen Heldin bemühen. Doch Rae handelt entschieden anders als das Spiel es vorsieht. Sie setzt alles daran, das Herz von Claire François, der titelgebenden „Bösewichtin“, zu gewinnen – einer Figur, die im Spiel ursprünglich als Gegenspielerin der Heldin gedacht war.

Claire entspricht auf den ersten Blick dem archetypischen Bild der arroganten Adligen, die alles daran setzt, die Protagonistin zu schikanieren und deren Aufstieg zu sabotieren. Doch Rae kennt Claire durch ihre zahllosen Spielstunden besser, als Claire selbst es zunächst ahnt. Mit unerschütterlichem Charme, grenzenloser Hartnäckigkeit und einem feinen Gespür für Clares Unsicherheiten und versteckten Seiten beginnt Rae, sich Claire auf eine Weise zu nähern, die nicht nur romantisch, sondern auch zutiefst menschlich und empathisch ist.

Die Handlung entfaltet sich vor allem durch die alltäglichen Erlebnisse an der Akademie, die mal humorvoll, mal nachdenklich, aber stets durch Rae’s ungewöhnliche Perspektive geprägt sind. Ihre Kommentare durchbrechen gelegentlich die vierte Wand und machen deutlich, wie sehr sie sich der Spielstruktur dieser Welt bewusst ist – was zu zahlreichen ironischen und witzigen Momenten führt. Doch die Serie bleibt nicht oberflächlich. Hinter dem leichten Ton verbirgt sich eine überraschend tiefgründige Geschichte, die nicht nur eine queere Romanze erzählt, sondern auch Themen wie Klassengesellschaft, soziale Ungleichheit und Selbstbestimmung in den Mittelpunkt rückt.

Die Beziehung zwischen Rae und Claire entwickelt sich mit viel Feingefühl, wobei sich die Serie viel Zeit lässt, um die Persönlichkeiten beider Figuren auszuleuchten. Rae ist eine ungewöhnliche Heldin, weil sie gleichzeitig offenherzig und aufrichtig ist, aber auch nicht davor zurückscheut, soziale Konventionen und Rollenerwartungen zu unterwandern. Claire hingegen wird mehr und mehr als komplexe Figur sichtbar, deren Verhalten aus inneren Konflikten und äußeren Zwängen resultiert. Ihre Entwicklung ist eng mit der Welt verbunden, in der sie lebt, und gerade das verleiht der Geschichte eine emotionale Tiefe, die weit über das Genre hinausreicht.

Trotz der romantischen Grundstruktur überrascht „I’m in Love with the Villainess“ immer wieder mit Wendungen, die das Spiel mit Genre-Klischees auf die Spitze treiben. Es ist eine Serie, die Erwartungen bewusst unterläuft, dabei aber nie ihre Wärme oder ihren Humor verliert. Die Liebesgeschichte zwischen Rae und Claire steht im Zentrum, doch sie wird von einer breiteren Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Strukturen und individuellen Entscheidungen eingerahmt.

Stilistisch ist der Anime in einem klassischen, farbenfrohen Look gehalten, der gut zur märchenhaften Atmosphäre passt, aber zugleich modern und klar genug ist, um den ironischen Ton und die dramatischen Elemente auszubalancieren. Auch die musikalische Untermalung unterstützt das Wechselspiel zwischen Humor, Romantik und gelegentlichem Ernst.

Insgesamt bietet „I’m in Love with the Villainess“ eine charmante und zugleich erfrischend subversive Variante der beliebten „Isekai trifft Romantik“-Formel. Die Serie punktet mit witzigen Dialogen, emotionaler Tiefe und einer queeren Liebesgeschichte, die auf Augenhöhe erzählt wird. Dabei verzichtet sie weitgehend auf übertriebene Dramatisierung oder einfache Gut-Böse-Schemata und setzt stattdessen auf echte Charakterentwicklung, sanften Witz und das stille Versprechen, dass auch in einer Welt voller Konventionen Platz für echte, aufrichtige Liebe sein kann – und sei sie noch so ungewöhnlich.


Genre-Einordnung

Die Anime-Serie „I’m in Love with the Villainess“ lässt sich in erster Linie dem Genre der romantischen Komödie zuordnen, eingebettet in ein Fantasy-Setting mit starker isekai-typischer Prägung. Doch diese Einordnung greift allein zu kurz, da die Serie bewusst mit Genregrenzen spielt und sie auf kreative Weise unterwandert.

Im Zentrum steht eine romantische Geschichte, die jedoch nicht den klassischen Mustern folgt. Statt einer heteronormativen Beziehung zwischen Heldin und männlichem Helden konzentriert sich die Serie ganz auf die sich entwickelnde Zuneigung zwischen zwei Frauen – eine bewusste Umkehrung gängiger Otome-Game-Tropen, in denen die Heldin typischerweise unter mehreren männlichen Kandidaten wählen kann. Gerade diese klare Fokussierung auf eine queere Liebesgeschichte verankert die Serie fest im Bereich der LGBTQ+-Romantik. Dennoch bleibt sie in ihrer Grundstruktur humorvoll und leichtfüßig. Die zahlreichen ironischen Brechungen, pointierten Dialoge und das Spiel mit Erwartungshaltungen der Zuschauer sorgen für eine komödiantische Atmosphäre, die jedoch nie in bloße Albernheit abdriftet, sondern klug eingesetzt wird, um auch ernste Untertöne zu vermitteln.

Darüber hinaus ist die Serie eindeutig in der Fantasy angesiedelt, da sie in einer fiktionalen Welt spielt, die an eine magisch geprägte Adelsgesellschaft erinnert. Diese Welt trägt typische Merkmale eines Otome-Games – wie verschiedene Adelsränge, eine elitäre Magieschule und eine strikt gegliederte Gesellschaftsordnung – was sie zugleich als eine Form von Meta-Fantasy erscheinen lässt: eine Spielwelt, die sich der Protagonistin nicht nur vertraut anfühlt, sondern in der sie gezielt agiert, als wüsste sie um deren Regeln. Diese Selbstreflexivität ist ein weiterer Aspekt, der die Serie von anderen Vertretern des Genres abhebt.

Die isekai-hafte Komponente ist ebenfalls bedeutend, da die Hauptfigur ursprünglich nicht aus der Fantasywelt stammt, sondern aus der realen Welt in das Spielgeschehen hineingerät. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Serien dieses Subgenres wird der Übergang in die neue Welt nicht mit actiongeladenem Abenteuer, sondern mit einem sehr persönlichen, emotionalen Ziel verknüpft. Die Serienmacher interessieren sich weniger für epische Kämpfe oder klassische Heldentaten, sondern für zwischenmenschliche Dynamiken und Identitätsfragen.

Somit lässt sich „I’m in Love with the Villainess“ als romantische Komödie mit queerer Perspektive in einem magischen Internatssetting beschreiben, die gleichzeitig typische Fantasy- und isekai-Strukturen ironisch reflektiert und emotional auflädt. Die Serie verbindet diese Elemente auf eine Weise, die sowohl unterhaltsam als auch progressiv ist und sich durch ihre frische Perspektive und liebevolle Charakterzeichnung von gängigen Genrevertretern abhebt.


Setting und Umfeld

Das Setting der Serie „I’m in Love with the Villainess“ ist in einer fiktiven, märchenhaft anmutenden Fantasywelt verortet, die stark von klassischen europäischen Adelssystemen inspiriert ist. Diese Welt besitzt eine klare gesellschaftliche Hierarchie, in der Geburt, Stand und familiäre Abstammung über Ansehen, Chancen und Lebensweg entscheiden. Magie spielt eine zentrale Rolle im Alltag und ist eng mit dem sozialen Status verbunden – je höher der Rang, desto größer ist meist auch die magische Begabung oder zumindest die Möglichkeit, an einer entsprechenden Ausbildung teilzunehmen.

Im Zentrum der Handlung steht eine prestigeträchtige Magieakademie, die sowohl als Ort des Lernens als auch als gesellschaftliche Bühne dient. Hier begegnen sich die Kinder des Adels und lernen nicht nur magische Disziplinen, sondern auch die Etikette, Politik und die Werte, die ihre Welt bestimmen. Die Akademie ist in vielerlei Hinsicht ein Mikrokosmos der gesellschaftlichen Strukturen des Landes, in dem Standesdünkel, höfische Intrigen und subtile Machtspiele den Ton angeben. Gleichzeitig bietet sie einen geschützten Raum, in dem persönliche Beziehungen entstehen, sich entwickeln oder auch scheitern können – häufig unter dem wachsamen Blick der sozialen Normen und Erwartungen.

Das Land selbst, in dem die Geschichte spielt, wirkt geordnet, wohlhabend und diszipliniert, doch unter der eleganten Oberfläche offenbart sich eine klare Trennung zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Klassen. Während die Oberschicht Zugang zu Bildung, Magie und gesellschaftlichem Einfluss hat, bleibt vielen anderen Menschen ein solcher Weg verschlossen. Die politischen und kulturellen Strukturen basieren stark auf dem Erhalt bestehender Machtverhältnisse, wobei Tradition und Pflicht eine zentrale Rolle spielen. Es herrscht ein ausgeprägter Konservatismus, der sowohl familiäre Bindungen als auch romantische Beziehungen betrifft.

Trotz dieser starren Ordnung deutet die Serie an, dass innerhalb dieses Systems auch Wandel möglich ist. Die Perspektive der Hauptfigur, die als Außenstehende mit ganz anderen Werten in diese Welt hineingelangt, dient als Katalysator, um das bestehende Gefüge zu hinterfragen. Durch sie werden nicht nur persönliche Verbindungen, sondern auch institutionelle und ideologische Grenzen auf die Probe gestellt.

In seiner Gesamtheit ist das Setting eine Mischung aus höfischer Romantik, magischem Bildungsroman und gesellschaftlicher Satire. Es ist zugleich liebevoll ausgestaltet und funktional angelegt, denn es bietet eine glaubwürdige Bühne für eine Geschichte über Liebe, Selbstbehauptung und soziale Reflexion. Dabei bleibt es stets zugänglich und märchenhaft genug, um die ernsteren Untertöne mit einer gewissen Leichtigkeit zu durchweben, die typisch für romantische Fantasy ist.


Charakterbeschreibungen

In „I’m in Love with the Villainess“ stehen die Figuren im Mittelpunkt einer Geschichte, die sowohl romantisch als auch gesellschaftskritisch angelegt ist. Die Charaktere sind sorgfältig gezeichnet, vielschichtig aufgebaut und entwickeln sich im Laufe der Serie auf eine Weise weiter, die sowohl glaubwürdig als auch emotional berührend ist. Im Zentrum stehen zwei junge Frauen, deren Beziehung zueinander die Handlung maßgeblich trägt, aber auch die Nebenfiguren fügen sich stimmig in das soziale Gefüge der dargestellten Welt ein.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Rae Taylor, eine junge Frau, die sich aus der realen Welt in den Körper einer Spielfigur in einem Otome-Game wiederfindet. Als einfache Adlige ohne großen Einfluss tritt sie mit bemerkenswerter Selbstsicherheit in die Gesellschaft der Magieakademie ein. Rae ist von Anfang an nicht daran interessiert, den romantischen Konventionen dieser Welt zu folgen oder sich von deren gesellschaftlichen Regeln einschüchtern zu lassen. Ihr offenes Wesen, ihr unerschütterlicher Optimismus und ihre Neigung, Situationen mit ironischem Witz zu kommentieren, machen sie zu einer auffallenden, manchmal sogar herausfordernden Figur innerhalb der starren Gesellschaftsordnung.

Was Rae jedoch wirklich auszeichnet, ist ihre unerschütterliche Zuneigung zur Antagonistin der ursprünglichen Spielhandlung – Claire François. Rae verfolgt diese Zuneigung nicht bloß aus oberflächlicher Bewunderung, sondern mit echter Empathie und einem tiefen Verständnis für Clares verborgene Ängste und Zwänge. Im Verlauf der Serie offenbart sich, dass Rae nicht einfach nur eine schelmisch verliebte Außenseiterin ist, sondern eine Figur mit tiefer Überzeugung, großer moralischer Klarheit und der Fähigkeit, sich über Konventionen hinwegzusetzen, ohne dabei verletzend oder aufdringlich zu werden. Ihre Entwicklung besteht vor allem darin, ihre Gefühle nicht nur verspielt, sondern mit zunehmender Ernsthaftigkeit und Verantwortung auszudrücken, wobei sie stets bemüht ist, Claire auf Augenhöhe zu begegnen.

Claire François, die zweite zentrale Figur, ist zunächst das personifizierte Bild einer klassischen Antagonistin aus einem Otome-Game. Sie wirkt stolz, arrogant, überheblich und scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, Rae das Leben schwer zu machen. Doch unter ihrer eleganten Fassade verbirgt sich eine zutiefst ambivalente Persönlichkeit. Claire ist eine Tochter des Hochadels, aufgewachsen in einem System, das ihr von klein auf beigebracht hat, stark, würdevoll und unangreifbar zu sein. Ihr Verhalten gegenüber Rae ist daher keine bloße Boshaftigkeit, sondern Ausdruck innerer Unsicherheit und des ständigen Drucks, den Erwartungen ihrer Familie und ihres Standes zu genügen.

Im Lauf der Handlung beginnt Claire, Rae nicht nur als Störfaktor, sondern als ernstzunehmende Persönlichkeit wahrzunehmen. Zunächst wehrt sie sich noch gegen die unerwartete Nähe und das unbeirrte Interesse, das ihr Rae entgegenbringt. Doch mit der Zeit öffnet sie sich zaghaft, zeigt emotionale Facetten, die sie selbst kaum an sich kennt, und beginnt, ihre Rolle innerhalb der Gesellschaft zu hinterfragen. Diese Wandlung ist besonders eindrucksvoll, da sie subtil, glaubwürdig und emotional nachvollziehbar dargestellt wird. Claire lernt nicht nur, Vertrauen zu fassen, sondern auch, dass sie als Individuum jenseits von Stand, Familie und Verpflichtung geliebt werden kann – nicht trotz, sondern wegen ihrer Schwächen.

Sein ist der Kronprinz des Königreichs, ein junger Mann mit ernster Ausstrahlung und starkem Pflichtbewusstsein. Sein entspricht auf den ersten Blick dem klassischen Helden des Otome-Genres: charmant, intelligent, verantwortungsvoll und gerecht. Doch er wird nicht idealisiert, sondern vielmehr mit einer gewissen Distanz dargestellt. Sein Umgang mit Rae ist von höflicher Zurückhaltung geprägt, auch wenn er ihre Unangepasstheit zunächst mit Verwunderung betrachtet. Im Laufe der Handlung zeigt sich, dass Sein nicht nur ein loyaler Thronfolger ist, sondern auch ein Mensch mit eigenen Zweifeln, der zunehmend erkennt, dass das ihm vertraute System in vielerlei Hinsicht fragwürdig ist. Er beginnt, Rae und Claire nicht nur als Figuren in einem höfischen Spiel zu sehen, sondern als Individuen mit eigenen Werten und Zielen, was seinen Charakter wesentlich menschlicher macht.

Seins jüngerer Bruder Yu, ein eher schelmischer und lebensfroher Charakter, wirkt auf den ersten Blick wie ein sorgloser Frauenheld, der den Ernst der Dinge gerne überspielt. Doch auch Yu besitzt mehr Tiefgang, als man anfangs vermutet. In seiner freundlichen Art verbirgt sich eine durchaus scharfsinnige Beobachtungsgabe. Seine Interaktionen mit Rae sind häufig humorvoll, aber nie respektlos. Gerade durch seine ungezwungene Haltung gelingt es ihm, sich aus den rigiden Erwartungen des Adels zumindest innerlich ein Stück weit zu befreien. Im Kontrast zu seinem älteren Bruder erscheint Yu als jemand, der eher intuitiv als strategisch handelt, was ihm ermöglicht, empathisch auf andere zu reagieren – selbst wenn das bedeutet, gesellschaftliche Regeln infrage zu stellen.

Eine weitere wichtige Figur ist Rod Bauer, ein enger Freund der Prinzen und ebenfalls ein hochrangiger Adliger. Rod ist in vielerlei Hinsicht das Bindeglied zwischen der höfischen Elite und der Alltagsrealität der Akademie. Er besitzt einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und zeigt von Beginn an eine gewisse Aufgeschlossenheit gegenüber Rae. Seine Haltung bleibt dabei stets diplomatisch, doch seine wachsende Anerkennung für Raes Mut und für Clares innere Stärke macht ihn zu einer respektvollen und unterstützenden Figur, die Entwicklungen nicht blockiert, sondern mitträgt.

Von großer Bedeutung für die emotionale und narrative Tiefe sind auch Clares beiden Zofen, Lene und Pipi, die sie seit ihrer Kindheit begleiten. Auf den ersten Blick erscheinen sie als klassische Nebenfiguren, die für alltägliche Hilfe und gelegentlichen Humor zuständig sind. Doch gerade in den Momenten, in denen Claire aus ihrer Rolle fällt oder verletzlicher wird, zeigen sich ihre Zofen als loyale Vertraute, die sie mit einem feinen Gespür für ihr wahres Wesen begleiten. Ihre Nähe zu Claire erlaubt dem Publikum intime Einblicke in die menschliche Seite der „Villainess“, die hinter der aristokratischen Fassade verborgen liegt. Auch gegenüber Rae entwickeln die beiden eine eigene Haltung – zwischen Skepsis, Neugier und zunehmendem Respekt.

Nicht unerwähnt bleiben sollte Misha Jur, Raes beste Freundin an der Akademie. Misha ist ebenfalls eine Adlige, allerdings von bescheidenerem Rang, und stellt gewissermaßen eine emotionale Konstante in Raes Leben dar. Sie ist einfühlsam, aufrichtig und loyal, zeigt jedoch auch einen scharfen Verstand und ist nicht bereit, sich naiv der Welt um sie herum zu unterwerfen. Ihre Freundschaft zu Rae ist ein wichtiges Gegengewicht zu Raes manchmal überdrehten oder provokativen Aktionen, denn Misha bringt Ruhe, Bodenhaftung und eine gewisse moralische Klarheit in das Geschehen ein. Ihre Rolle gewinnt an Bedeutung, je weiter die Geschichte voranschreitet, und auch sie beginnt, ihre eigene Position innerhalb des Systems zu reflektieren.


Zeichnungen: Qualität und Stil

Die visuelle Gestaltung von „I’m in Love with the Villainess“ zeichnet sich durch einen klaren, funktionalen Stil aus, der sich eng an klassischen Designkonventionen romantischer Fantasy-Anime orientiert. Die Charakterdesigns wirken auf den ersten Blick vertraut, folgen aber bewusst den archetypischen Mustern eines Otome-Spiels – von den eleganten Uniformen der Akademie bis hin zu den ausdrucksstarken Gesichtern der Hauptfiguren. Rae wird mit fröhlichem Mienenspiel, lebendigen Gesten und einer leichten optischen Verspieltheit dargestellt, während Claire äußerlich stets makellos, streng und kontrolliert erscheint. Dieser Kontrast wird visuell subtil durch Haarfarben, Haltung und Blickführung unterstützt, was die Beziehung zwischen den beiden auch auf gestalterischer Ebene greifbar macht.

Die Hintergründe sind detailliert genug, um die Welt glaubhaft zu vermitteln, verzichten aber auf übermäßige Komplexität. Der Fokus liegt eindeutig auf den Charakteren und ihrer Interaktion. Farblich dominiert eine pastellige Palette mit weichen Lichtverhältnissen, die eine romantische, fast märchenhafte Atmosphäre unterstützt. Auch in emotionalen Szenen bleibt der Stil klar und lesbar, ohne auf zu starke stilistische Brüche zu setzen. In wenigen Momenten wagt die Serie künstlerische Akzente, etwa durch symbolische Farbspielereien oder komödiantisch überzeichnete Chibi-Einlagen – diese sind aber gut dosiert und fügen sich harmonisch ein.


Animation: Qualität und Umsetzung

Die Animation ist solide, aber in ihrer Gesamtheit eher zweckdienlich als herausragend. Die Bewegungen der Figuren sind klar und flüssig genug, um Emotionen zu transportieren, konzentrieren sich jedoch vorwiegend auf Mimik, Gestik und den Rhythmus von Gesprächen. Kampf- oder Actionszenen sind selten und schlicht gehalten, da sie nicht im Mittelpunkt der Serie stehen. Stattdessen liegt die Stärke in der Darstellung feiner, zwischenmenschlicher Interaktionen. Hier zeigt die Animation ihre Qualität: durch dezente Bewegungen von Augen, Lippen oder Fingern werden subtile emotionale Nuancen eingefangen, was vor allem bei Claire große Wirkung entfaltet.

In romantischen oder dramatischen Momenten wird mit Licht, Kamerawinkeln und weichen Bewegungen gearbeitet, um Intimität zu erzeugen. Zwar fehlen spektakuläre Animationseffekte oder aufwendige Kamerafahrten, doch die gewählte Zurückhaltung dient dem Ton der Serie. Der technische Standard bleibt durchgängig stabil, ohne große Ausreißer nach oben oder unten. Einige Szenen werden durch Standbilder oder geringe Bewegungsintensität ökonomisch inszeniert, was zwar auffällt, jedoch durch das starke Dialog- und Charakterspiel meist gut kompensiert wird.


Soundtrack: Qualität und Wirkung

Der Soundtrack von „I’m in Love with the Villainess“ ist feinfühlig komponiert und unterstreicht die emotionale Vielschichtigkeit der Geschichte mit bemerkenswerter Eleganz. Die musikalische Untermalung setzt weniger auf dramatische Höhepunkte als vielmehr auf stimmungsvolle Akzente, die Atmosphäre schaffen und Szenen emotional verdichten. Leichte, klavierbasierte Melodien und Streicherarrangements dominieren das Klangbild und verleihen der Serie eine romantische, fast träumerische Klangfarbe, die das märchenhafte Setting hervorragend ergänzt.

Auch die Klangregie überzeugt mit gut abgestimmtem Einsatz von Musik und Stille. Emotionale oder intime Momente werden häufig durch zurückhaltende Musik oder gezieltes Schweigen betont, was den Dialogen Raum gibt und die innere Spannung unterstreicht. Das Opening ist rhythmisch und eingängig, vermittelt Energie und unterstreicht Raes verspielte Natur. Das Ending hingegen ist ruhiger und melancholischer, was die Ambivalenz der Gefühle zwischen Rae und Claire schön einfängt.

Die Sprecher*innenleistungen sind durchweg hochwertig. Rae wird mit charmanter Energie und feinem Humor gesprochen, während Claire eine wohlklingende Mischung aus Arroganz, Verletzlichkeit und Ernsthaftigkeit erhält. Die Stimmen tragen entscheidend dazu bei, die Charaktere lebendig und glaubwürdig zu gestalten.


Stärken der Serie

Die größte Stärke von „I’m in Love with the Villainess“ liegt in der konsequent queeren Perspektive, die nicht als bloßes Stilmittel, sondern als tragende inhaltliche Säule fungiert. Die Serie behandelt romantische Gefühle zwischen zwei Frauen nicht als Gimmick oder Tabubruch, sondern als selbstverständliche, ernsthafte Liebesgeschichte mit Tiefe und Authentizität. Gleichzeitig besticht sie durch ihren intelligenten Humor, der nicht auf Slapstick reduziert ist, sondern auf Ironie, Selbstreflexion und dem gekonnten Spiel mit Genre-Konventionen basiert.

Ein weiterer Pluspunkt ist die feinsinnige Charakterentwicklung. Rae und Claire sind keine klischeehaften Schablonen, sondern komplexe Persönlichkeiten mit inneren Konflikten, Selbstzweifeln und echter emotionaler Entwicklung. Der gesellschaftskritische Subtext, der Fragen von Macht, Herkunft, Stand und persönlicher Freiheit aufwirft, verleiht der Serie zusätzliche Relevanz.


Schwächen der Serie

Die Schwächen der Serie liegen vor allem im Produktionsbudget und der visuellen Umsetzung. Die Animation bleibt eher schlicht und kann in manchen Szenen nicht mit der emotionalen Tiefe der Handlung mithalten. Zudem wirkt die Inszenierung gelegentlich statisch, besonders in Dialogsequenzen, die sich über längere Zeiträume erstrecken. Auch dramaturgisch hätte man sich stellenweise etwas mehr Spannung oder erzählerische Dynamik gewünscht – insbesondere in der Mitte der Serie, in der sich einige Handlungselemente wiederholen und der Erzählfluss leicht ins Stocken gerät.

Ein weiterer potenzieller Schwachpunkt ist, dass sich die Serie stark an Zuschauer richtet, die bereits mit Otome-Game-Strukturen oder Isekai-Elementen vertraut sind. Wer mit diesen Tropen wenig anfangen kann, könnte die satirischen und subversiven Nuancen übersehen.


Fazit

„I’m in Love with the Villainess“ ist eine originelle, warmherzige und überraschend tiefgründige Anime-Serie, die queere Romantik mit gesellschaftlicher Reflexion und leichtfüßigem Humor verbindet. Sie lebt von ihrer starken Hauptfigur, dem klugen Spiel mit Konventionen und einer Liebesgeschichte, die berührt, ohne kitschig zu werden. Trotz einfacher Animation gelingt es der Serie, große emotionale Wirkung zu erzielen. Für Fans von romantischer Fantasy mit Anspruch und Herz ist sie ein echter Geheimtipp – charmant, mutig und wunderbar anders.

Titel in Deutschland: I’m in Love with the Villainess
Titel in Japan: Watashi no Oshi wa Akuyaku Reijou
Erscheinungsjahr: 2023
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Produktionsstudio: Platinum Vision
Genre: Romantische Komödie, Fantasy, LGBTQ+, Isekai
Episodenanzahl: 12
Laufzeit: ca. 23 Minuten pro Episode

Ohnegleichen
Ohnegleichen

Wer streamt es?

WerStreamt.es? Daten werden geladen…

Achtung: Links führen auf eine externe Webseite


Persönliche Meinung

Ich steh total drauf, wenn starke Mädels sich von niemandem vorschreiben lassen, wie sie zu sein haben. Die gehen ihren eigenen Weg – und zwar mit Stil! Wenn jemand sagt „Das macht man nicht“, denk ich mir nur: „Ach ja? Schau zu!“ Mit Konventionen brechen? Na aber sowas von! Einen Skandal verursachen? Her damit! Ich bin Lily – und wenn ich das kann, dann können’s alle anderen Mädels auch. Diese Serie? Einfach genial. Rebellisch, mutig, genau mein Ding!



Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert