„So lange wir zusammenhalten, kann uns nichts passieren. Oder…?“
Die leuchtenden Kristalle an der Decke der Kommandozentrale warfen ein warmes Licht auf die Arbeitsflächen. Darin, mit zerzausten Haaren, ölverschmierten Fingern und einem Blick, der zwischen Angst und Entschlossenheit schwankte, beugte sich über ein geöffnetes Kontrollfeld.

„Komm schon… nur noch zwei Verbindungspunkte, dann steht das neue Sicherungsprotokoll…“ murmelte er.
Ein Summen ertönte. Grün. Endlich. Er atmete auf.
„Darin?“
Die Stimme hinter ihm war wie ein Windhauch im Morgengras – zart, aber bestimmt.
Er fuhr herum. Funny stand im Türrahmen. Ihre kurzen dunkelblauen Haare schimmerten, ihr Blick war aufmerksam. Über ihrer Schulter lag locker ein Patronengurt. Neben ihr trat Lily ein, die eine Hand hielt lässig einen Halfter, die andere eine Süßblume, an der sie kaute.

„Systemstatus bei 82 Prozent. Noch drei Module“, sagte Darin. „Dann sind die Schutzwälle wieder vollständig aktiv. Aber solange… sind wir offen wie ein offener Blütenkelch in der Dunkelzeit.“
Funny grinste. „Du meinst: Willkommen, Monster. Das Buffet ist eröffnet?“
„Nicht lustig, Funny“, knurrte Darin. „Wir wissen beide, was beim letzten Mal passiert ist.“
Lily trat näher, legte ihm sanft die Hand auf den Arm.
„Wir passen auf, Darin. Immer. Du bist nicht allein.“
Noch ehe Darin antworten konnte, flackerte das Hauptdisplay grell auf. Ein schriller Ton hallte durch den Raum. Notfallprotokoll.
„Was zum…?“
Darin rannte zum Steuerpult. Die Anzeigen sprangen wild durcheinander. Dann ein klarer Text:
Notruf – Königlich-Elfische Eskorte unter Angriff – Position: Schwarzwurzellichtung – Prinzessin in Gefahr
„Nein!“ rief Darin.
Seine Stimme überschlug sich.
„Das ist mitten im dunklen Waldgürtel! Da ist der Schutz komplett heruntergefahren!“
Funny schaltete sofort: „Bereitmachen.“
Lily nickte knapp und schnippte ihre Süßblume weg. Ihr Gesicht war plötzlich eiskalt.
„Koordinaten bestätigen. Waffenkammer öffnen.“
„Wartet! Ich…“
Darin zögerte. Dann presste er die Lippen zusammen.
„Ich bleibe hier. Ich muss die Systeme fertigstellen. Aber ihr… seid vorsichtig. Bitte. Ich… ich will nicht, dass euch etwas passiert.“
Funny trat näher und wuschelte ihm frech durchs Haar.
„Du bist ein Schatz, Darin. Aber wir sind kein Glasgeschirr.“
Lily beugte sich zu ihm.
„Wenn wir zurück sind, trinken wir Jasminsirup zusammen. Und du erzählst mir, wie du es geschafft hast, die Verteidigung neu zu verlinken.“
Sie waren schon durch die Tür, als Darin ihnen hinterherrief: „Passt aufeinander auf! Bitte!“
Die Dunkelheit am Rand des Waldes wirkte wie eine Wand. Funny und Lily landeten auf dem Moosboden und zogen ihre Waffen.
„Nichts. Kein Ton.“ Funny blickte sich um. „Nicht mal ein Käferchen. Das ist… falsch.“
„Totale Stille ist nie ein gutes Zeichen“, sagte Lily leise. Ihre Finger tanzten über das Gewehr. „Halten wir uns bereit!“

Sie bewegten sich schnell und lautlos durch das Unterholz, die Bäume um sie herum wirkten wie knorrige Wächter. Immer tiefer hinein, Schritt für Schritt, als plötzlich—
Lichtblitze. Grollen. Ein Schrei.
„Da!“ rief Funny und warf sich hinter einen Felsvorsprung. Vor ihnen die Szene eines Alptraums: Die Kutsche der Prinzessin – halb im Graben liegend. Ihre Leibwächter – reglos. Und um die Kutsche herum: Kriegsbestien. Riesige, muskelbepackte Kreaturen mit Panzerplatten aus Horn, Augen wie glühende Kohlen.
„Wir haben keine Zeit mehr!“ flüsterte Lily.
„Positionieren. Ich oben, du lenkst ab“, befahl Funny. „Zehn Sekunden.“
Lily nickte.
„Zehn. Dann regnet es Gerechtigkeit.“
Funny kletterte blitzschnell auf einen Felsen. Ihre Augen fokussierten. Sie atmete tief ein.
„Eins… Zwei… Drei… Jetzt.“
Lily sprang hinter einer Baumwurzel hervor und eröffnete das Feuer.
Bumm. Bumm. Bumm.
Ihre Kugeln donnerten in die Reihen der Bestien und verbreiteten Terror. Panik brach aus. Die Kreaturen wendeten sich ihr zu. Genau der Moment, den Funny gebraucht hatte.

Klack.
Ein Schuss. Ein Treffer.
Klack.
Der nächste. Immer wieder. Jeder Schuss ein Urteil. Die Bestien schrien auf, taumelten, brachen zusammen. Weitere begannen zu fliehen, aber Funny und Lily feuerten weiter, koordiniert, ruhig, unnachgiebig.
Dann – Stille. Nur das sich entfernende Knacken im Unterholz. Die überlebenden Krieger der Prinzessin hatten neuen Mut geschöpft und die Verfolgung aufgenommen. Nun kehrten sie langsam zurück und warfen sich keuchend ins Gras. Viele waren verletzt, einige schwer.
Funny und Lily stürmten zur Kutsche. Die Tür sprang auf. Die Prinzessin war blass, aber aufrecht. Ihre Hände leuchteten – heilende Magie floss bereits in die Körper der Verletzten.
„Ihr seid gekommen…“ hauchte sie.
„Immer“, sagte Lily gelassen. „Wir lassen doch keine Schwester zurück.“

Zurück in der Zentrale tobte Darin fast vor Sorge. Als das Bild von Funny auf dem Display erschien, fiel er erleichtert in einen Sessel.
„Seid ihr…?“
„Wir leben“, sagte Funny. „Weniger Bestien jetzt. Mehr Schrott.“
„Ich habe den Transport organisiert“, sagte Darin atemlos. „Heilerhäuser sind bereit. Ich schicke die Medis jetzt los.“
„Wir eskortieren die Prinzessin bis zur Grenze“, legte Funny ruhig aber bestimmt fest. „Sicher ist sicher.“
Später, als die Sonne schon tief über den Feldern von Feenland stand, gingen Funny, Lily und Darin auf den Balkon der Zentrale. Der Schutzwall pulsierte wieder in magischem Grün. Es war geschafft.

„Das war zu knapp“, flüsterte Darin.
„Knapp ist auch ein Sieg“, grinste Funny.
Lily reichte ihm einen Becher. „Jasminsirup. Wie versprochen.“
„Danke… euch beiden“, sagte Darin. Dann leise: „Ich weiß nicht, was ich täte, wenn euch je etwas passieren würde.“
„Dann wäre das Universum selbst unser Feind“, sagte Lily sanft. „Aber wir sind hier. Gemeinsam.“
Ein Windhauch fuhr durch das Gras. Und im dunklen Dickicht des Waldes – ganz tief, wo das Licht kaum mehr hinkam – glimmten für einen Moment zwei rote Augen auf. Und verschwanden wieder.

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