„The Castle of Cagliostro“ ist ein abenteuerlicher und charmanter Animefilm, der auf der populären Figur Arsène Lupin III basiert, einem gewitzten Meisterdieb, der sich mit Intelligenz, Wagemut und einem Hauch von Ironie durch die Welt des Verbrechens bewegt. Der Film, der unter der Regie von Hayao Miyazaki entstand, ist nicht nur ein klassisches Heist-Movie, sondern entfaltet sich zu einer märchenhaften, fast romantischen Erzählung über Gerechtigkeit, Geheimnisse und die Kraft des Herzens.
Übersicht
- Handlung
- Genre-Einordnung
- Setting und Umfeld
- Einordnung von „The Castle of Cagliostro“ in das Lupin-III-Universum
- Lupin III als „historische“ Figur im Kontext von Popkultur und Literaturgeschichte
- Die deutsche VHS-Veröffentlichung
- Charakterbeschreibungen
- Zeichnungen: Qualität und Stil
- Animation: Qualität und Umsetzung
- Soundtrack: Qualität und Wirkung
- Stärken des Films
- Schwächen des Films
- Fazit
- Überblick über den Gesamt-Komplex Lupin III
- Lupin III und Cat’s Eye
- Tabellarische Übersicht des Lupin III Komplexes
Handlung
Die Geschichte beginnt mit einem rasanten Einstieg, als Lupin zusammen mit seinem treuen Partner Jigen nach einem erfolgreichen Coup erkennt, dass die erbeuteten Geldscheine gefälscht sind. Doch es handelt sich nicht um gewöhnliche Fälschungen, sondern um die legendären „Ziegenfälschungen“, eine Art von Blüten, die so meisterhaft produziert sind, dass sie seit Jahrzehnten für Schlagzeilen in der Unterwelt sorgen. Die Spur dieser Geldfälschungen führt die beiden in das kleine, abgelegene europäische Fürstentum Cagliostro, ein geheimnisvoller Ort, der trotz seiner märchenhaften Schönheit von düsteren Geheimnissen und einer undurchsichtigen politischen Struktur überschattet wird.
Kaum im Land angekommen, geraten Lupin und Jigen unverhofft in eine dramatische Verfolgungsjagd: Eine junge Frau in Brautkleid wird von finsteren Männern verfolgt, doch Lupin gelingt es, sie zu retten – zumindest vorerst. In dieser Szene zeigt sich zum ersten Mal die emotionale Tiefe des Films, denn es ist nicht einfach ein typischer Moment der Heldentat. Vielmehr ist es der Beginn einer komplexeren, emotionalen Verwicklung. Die junge Frau, Clarisse, scheint eng mit den dunklen Machenschaften rund um das Schloss von Cagliostro verbunden zu sein, und schnell wird deutlich, dass ihre Rolle weit über die einer reinen Nebenfigur hinausgeht.
Das Schloss selbst steht wie ein Symbol für die Dualität des Films: einerseits ein architektonisches Wunder voller verwunschener Türme, verborgener Gänge und geheimer Mechanismen, andererseits ein Ort der Unterdrückung, der Intrigen und der Machtspiele. Es wird von dem finsteren Grafen Cagliostro beherrscht, einem Mann von kalter Intelligenz und ehrgeizigen Absichten, dessen Pläne nicht nur Clarisse, sondern auch das gesamte europäische Machtgefüge betreffen könnten.
Lupin beginnt, sich tiefer in die Welt von Cagliostro hineinzubegeben – sowohl physisch als auch emotional. Was zunächst wie ein gewöhnlicher Raubzug wirkt, entfaltet sich mehr und mehr zu einer persönlichen Mission. Dabei kreuzen auch alte Bekannte seinen Weg, darunter der ehrenhafte Samurai Goemon und die listige Fujiko Mine, die in Cagliostro ebenfalls ihre ganz eigenen Ziele verfolgt. Auch der hartnäckige Inspektor Zenigata, der Lupin seit jeher verfolgt, wird in die Ereignisse hineingezogen, was dem Film eine zusätzliche humorvolle, aber auch moralische Note verleiht.
Was „The Castle of Cagliostro“ besonders macht, ist die Art, wie es zwischen leichtfüßiger Abenteuerlust und tiefgründiger Melancholie balanciert. Die Handlung entwickelt sich nicht als bloße Abfolge von Actionszenen, sondern als vielschichtige Erzählung über Loyalität, Erinnerungen und die Verantwortung gegenüber anderen – vor allem gegenüber jenen, die selbst nicht für ihre Freiheit kämpfen können. Die Szenen im Schloss sind gespickt mit Momenten kindlicher Entdeckungslust und technischer Raffinesse, doch stets bleibt die Atmosphäre geheimnisvoll, beinahe märchenhaft entrückt.
Im Verlauf des Films wird deutlich, dass Lupin weit mehr ist als ein Dieb – er ist eine Art romantischer Held, der trotz seines ironischen Wesens ein tiefes Gespür für Gerechtigkeit besitzt. Es ist nicht der Schatz, der ihn letztlich antreibt, sondern der Wunsch, einem unschuldigen Menschen zu helfen und ein Unrecht zu korrigieren, das viel zu lange im Schatten lag. So entwickelt sich der Film zu einer Parabel über Freiheit und Integrität, eingebettet in eine Kulisse voller phantastischer Bilder, poetischer Momente und intelligenter Wendungen.
Obwohl die Handlung reich an Dynamik und Wendepunkten ist, bleibt sie jederzeit nachvollziehbar und klar erzählt. Die Erzählweise Miyazakis zeichnet sich durch ein feines Gespür für Atmosphäre aus. Cagliostro wird dabei nicht nur als Ort, sondern fast als eigenständiger Charakter inszeniert – voller Geschichte, voller Schönheit, aber auch voller Gefahr. Durch die stimmige Musik und das liebevolle Design entsteht ein beinahe träumerisches Gesamterlebnis, das sowohl als klassischer Abenteuerfilm als auch als berührende Geschichte über Aufrichtigkeit funktioniert.
Am Ende bleibt ein Film, der nicht auf spektakuläre Enthüllungen oder dramatische Gewalt setzt, sondern auf die stille Kraft von Charakteren, die aus Überzeugung handeln – auch wenn sie Diebe sind. „The Castle of Cagliostro“ ist nicht nur ein frühes Meisterwerk von Hayao Miyazaki, sondern auch ein Film, der mit Herz und Feinsinn erzählt, dass selbst in einer Welt der Tricks und Täuschungen manchmal der Mut zählt, das Richtige zu tun.
Genre-Einordnung
„The Castle of Cagliostro“ lässt sich in erster Linie dem Genre des Abenteuerfilms zuordnen, wobei er deutliche Einflüsse aus dem Heist- beziehungsweise Gaunerfilm, dem klassischen Detektivfilm und sogar dem Märchenfilm in sich vereint. Diese Kombination macht ihn nicht nur schwer eindeutig einzugrenzen, sondern gerade deshalb besonders reichhaltig und vielschichtig in seiner Wirkung.
Der Abenteuercharakter des Films ist in nahezu allen Aspekten der Inszenierung spürbar. Der Protagonist begibt sich auf eine Reise, die ihn durch gefährliche, unbekannte und geheimnisvolle Orte führt. Dabei überwindet er Hindernisse, trifft auf neue Verbündete und alte Rivalen und taucht tief in die Geheimnisse eines fremden Landes ein. Die Handlung folgt dem klassischen Aufbau einer Heldenreise, in der der Held aus einer vertrauten Welt in ein unbekanntes, oftmals feindliches Terrain eintritt, Prüfungen bestehen muss und letztlich verändert daraus hervorgeht. Diese Struktur ist typisch für das Abenteuer-Genre und wird hier auf besonders stilvolle Weise umgesetzt.
Darüber hinaus trägt der Film stark die Handschrift des Heist-Films oder Gaunerfilms, was insbesondere durch die Hauptfigur, einen gewitzten Meisterdieb, unterstrichen wird. Er plant nicht einfach nur einen Raub oder eine Infiltration, sondern verfolgt eine komplexe Strategie, die List, Täuschung und technisches Know-how erfordert. Auch wenn der Film sich nie auf Zynismus oder reine Kriminalität reduziert, bleibt das Spiel mit Identitäten, Täuschungen und ausgeklügelten Plänen ein zentraler Bestandteil der Erzählung. Dieses Element verleiht der Handlung eine verspielte, fast elegante Spannung, die weit mehr auf Intelligenz und Improvisationsgabe als auf rohe Gewalt setzt.
Gleichzeitig lassen sich in „The Castle of Cagliostro“ klare Züge des Detektivfilms erkennen, besonders in der Art, wie die Handlung nach und nach ein geheimnisvolles Komplott aufdeckt. Dabei steht nicht nur das Lösen eines Rätsels im Zentrum, sondern auch die Auseinandersetzung mit verborgenen Wahrheiten und historischen Spuren, die über Generationen zurückreichen. Die Ermittlungsarbeit geschieht jedoch nicht auf klassische Weise mit Lupe und Notizbuch, sondern durch intuitive Schlussfolgerungen, waghalsige Aktionen und ein tiefes Verständnis für menschliche Motive. Diese investigative Komponente verleiht dem Film zusätzliche Tiefe und öffnet ihn für ein Publikum, das mehr als reine Action erwartet.
Ein besonders faszinierender Aspekt ist die Nähe zum Märchenfilm, die sich nicht nur in der optischen Gestaltung, sondern auch in der gesamten Atmosphäre des Films manifestiert. Die Handlung spielt in einem abgelegenen Fürstentum, das beinahe aus der Zeit gefallen scheint. Schlösser mit geheimen Gängen, eine Prinzessin in Not, ein finsterer Adeliger und uralte Geheimnisse – all diese Elemente wecken unweigerlich Assoziationen mit klassischen Märchenerzählungen. Doch anders als im reinen Fantasyfilm bleibt der Film geerdet in einer Welt, die technisch und historisch vage europäisch wirkt, ohne dabei konkret verortet zu sein. Dadurch entsteht eine märchenhafte Stimmung, die dem Film eine gewisse Zeitlosigkeit und eine fast nostalgische Romantik verleiht.
Nicht zuletzt lässt sich „The Castle of Cagliostro“ auch als Charakterdrama mit humorvollen Untertönen begreifen, denn trotz aller Spannung und Action steht stets die menschliche Komponente im Mittelpunkt. Die Hauptfigur ist kein typischer Held, sondern ein ambivalenter Charakter, der zwischen Schalk und Aufrichtigkeit pendelt. Seine Interaktionen mit anderen Figuren, seien es alte Freunde oder neue Bekanntschaften, zeichnen sich durch Wärme, Humor und gelegentlich auch Melancholie aus. Diese emotionale Dimension verleiht dem Film einen Charakter, der über das Genretypische hinausgeht und eine persönliche, fast poetische Ebene einführt.
Insgesamt lässt sich sagen, dass „The Castle of Cagliostro“ im Kern ein Abenteuerfilm mit stark romantischen und märchenhaften Zügen ist, der Elemente aus dem Gaunerfilm, dem Detektivfilm und dem Charakterdrama zu einem einzigartigen Stilgebilde vereint. Diese genreübergreifende Komplexität verleiht dem Film nicht nur seinen besonderen Reiz, sondern macht ihn auch zu einem Meilenstein innerhalb der Anime-Geschichte – und zu einem frühen, klar erkennbaren Vorboten jener Erzählkunst, für die Hayao Miyazaki später weltberühmt werden sollte.
Setting und Umfeld
Das Setting von „The Castle of Cagliostro“ ist eine der faszinierendsten und zugleich geheimnisvollsten Komponenten des Films. Die Geschichte spielt in einem fiktiven, kleinen europäischen Fürstentum mit dem Namen Cagliostro, das eingebettet in eine malerische Landschaft liegt, irgendwo zwischen den Alpen und mediterranen Einflüssen. Diese geografische Unbestimmtheit verleiht dem Land eine märchenhafte, fast zeitlose Qualität. Es wirkt wie ein Ort, der aus der realen Welt herausgelöst wurde, ein Echo vergangener Zeiten, in dem moderne Technologie nur sporadisch Einzug gehalten hat und alte Traditionen noch tief verwurzelt sind.
Cagliostro selbst ist eine abgeschiedene Nation mit einer langen, mythenumrankten Geschichte. Das Zentrum dieses Landes bildet ein imposantes, hoch über der Landschaft thronendes Schloss, das in seiner Architektur mittelalterliche sowie barocke Elemente vereint. Das Schloss wirkt weniger wie ein reiner Herrschaftssitz, sondern vielmehr wie ein verwunschenes Relikt vergangener Jahrhunderte, durchzogen von verwinkelten Gängen, verborgenen Mechanismen und symbolträchtigen Ornamenten. Es beherrscht nicht nur geografisch das Land, sondern scheint auch in metaphorischer Hinsicht über alles zu wachen, was in Cagliostro geschieht – ein Ort der Macht, des Wissens, aber auch des Schattens.
Das Fürstentum selbst ist klein und wirkt wie ein historisches Überbleibsel in einer sich wandelnden Welt. Die Städte und Dörfer strahlen eine architektonische Eleganz aus, die stark an europäische Kleinstädte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts erinnert. Kopfsteinpflaster, Ziegeldächer und verwinkelte Gassen prägen das Bild. Die Menschen, die dort leben, scheinen in einem ruhigen, abgeschiedenen Alltag verhaftet zu sein, geprägt von Bescheidenheit und Zurückhaltung. Dabei entsteht der Eindruck einer Gesellschaft, die tief mit ihrer Geschichte verbunden ist, aber gleichzeitig unter einer unsichtbaren Spannung steht – als ob etwas unter der Oberfläche lauert, das lange verborgen geblieben ist.
Die politische Struktur des Landes bleibt größtenteils vage, doch es ist spürbar, dass die Macht in den Händen einer kleinen Elite liegt. Die gesellschaftliche Ordnung ist stark hierarchisch und wirkt teilweise von feudalistischen Strukturen durchzogen. Offizielle Institutionen wie Polizei oder Verwaltung erscheinen formal vorhanden, spielen jedoch im Alltag eine untergeordnete Rolle oder agieren unter dem Einfluss der herrschenden Klasse. Das erzeugt eine Atmosphäre von Kontrolle und Misstrauen, bei der die Machtverhältnisse zwar nicht offen diktatorisch sind, aber subtil autoritär wirken.
Trotz dieser dunkleren Untertöne ist Cagliostro kein Ort der Trostlosigkeit. Vielmehr durchzieht den Film eine subtile Melancholie, eine gewisse Schönheit des Verborgenen. Der Kontrast zwischen der idyllischen Natur, den historischen Gebäuden und der latenten politischen Spannung verleiht dem Setting eine besondere Tiefe. Man hat das Gefühl, durch eine Welt zu wandeln, die einst von Größe geprägt war, nun aber von Geheimnissen und innerem Verfall überlagert ist. Diese Dualität spiegelt sich in nahezu jedem Aspekt des Films wider – im Schloss, in der Gesellschaft, in den Menschen.
Insgesamt schafft „The Castle of Cagliostro“ ein Setting, das nicht nur als bloße Kulisse dient, sondern als ein aktiver Bestandteil der Erzählung wirkt. Das Land ist kein zufällig gewählter Ort, sondern ein durchkomponiertes Spiegelbild der Themen des Films: Vergangenheit und Gegenwart, Macht und Ohnmacht, Schein und Wahrheit. Diese Welt, in der Realität und Märchenhaftigkeit ineinanderfließen, bildet das atmosphärische Fundament für eine Geschichte, die weit über einen gewöhnlichen Abenteuerfilm hinausreicht.
Einordnung von „The Castle of Cagliostro“ in das Lupin-III-Universum
„The Castle of Cagliostro“ ist fest im Lupin-III-Universum verankert, nimmt innerhalb dieses jedoch eine besonders markante und teilweise eigenständige Rolle ein. Der Film basiert auf der populären Manga- und Anime-Reihe Lupin III von Monkey Punch, deren Ursprünge bis in die späten 1960er-Jahre zurückreichen. Diese Serie handelt vom charismatischen Meisterdieb Arsène Lupin III, dem fiktiven Enkel des berühmten französischen Gentlemangauners Arsène Lupin, und ist über Jahrzehnte hinweg zu einem weit verzweigten Medienfranchise gewachsen – mit TV-Serien, Specials, OVAs, Manga, Videospielen und zahlreichen Kinofilmen. „The Castle of Cagliostro“ ist dabei der zweite Kinofilm des Franchise, nach „Lupin III: Das Schloss des Goldes“ (Mystery of Mamo, 1978), unterscheidet sich aber in Ton, Ästhetik und Charakterzeichnung auf signifikante Weise von seinen Vorgängern und vielen späteren Iterationen.
Was den Film innerhalb des Lupin-Kanons besonders macht, ist der Regiewechsel zu Hayao Miyazaki, der hier erstmals bei einem abendfüllenden Kinofilm Regie führte. Während viele andere Beiträge zur Reihe Lupin als cleveren, teilweise anarchischen Antihelden zeigen, dessen moralische Flexibilität zuweilen ins Zynische kippen kann, interpretiert Miyazaki den Charakter deutlich idealistischer und heldenhafter. In „The Castle of Cagliostro“ tritt Lupin nicht nur als Trickbetrüger und Dieb auf, sondern vor allem als jemand, der bereit ist, sich für Schwächere einzusetzen und selbstlos zu handeln. Diese Neuausrichtung des Charakters wurde innerhalb des Franchise kontrovers diskutiert, da sie deutlich vom ursprünglichen, teilweise recht düsteren Ton der Manga-Vorlage abweicht. Dennoch hat sich gerade diese Version Lupins langfristig als eine der beliebtesten und ikonischsten etabliert.
Auch die übrigen Figuren des klassischen Lupin-Kerns – der schießfreudige Jigen, der stoische Schwertkämpfer Goemon, die verführerische Fujiko Mine und der hartnäckige Interpol-Inspektor Zenigata – sind im Film präsent, treten allerdings in etwas reduzierter oder zurückhaltenderer Form auf. Ihre Rollen sind klar umrissen, sie stützen die narrative Struktur, sind jedoch stärker eingebunden in ein organisches Ganzes als in manch anderen Episoden des Franchise, in denen ihre Auftritte oft stilisierter oder episodischer wirken. Auch sie sind hier, ähnlich wie Lupin selbst, etwas „menschlicher“ gezeichnet, weniger exzentrisch oder überzeichnet.
In narrativer Hinsicht steht „The Castle of Cagliostro“ eher lose mit dem übrigen Lupin-III-Kanon in Verbindung. Es gibt keine direkte Fortsetzung zur ersten TV-Serie (Part I, 1971–72) oder zu vorhergehenden Filmen, und der Film kann vollständig für sich allein stehen, ohne dass Vorkenntnisse über die Figuren oder das Universum notwendig wären. Dies macht ihn zu einem idealen Einstiegspunkt für Zuschauer, die bisher keinen Zugang zur Reihe hatten. Die zentrale Handlung ist in sich geschlossen, die Charakterdynamik wird organisch erklärt, und selbst Fans klassischer Abenteuerfilme ohne Anime-Hintergrund können sich mit dieser Version von Lupin identifizieren.
Gleichzeitig ist der Film ein Stilbruch innerhalb des Lupin-Kosmos, was seine Ästhetik, seinen Rhythmus und seine Erzählweise betrifft. Miyazakis Handschrift ist unverkennbar: das Setting ist märchenhaft, die Animation aufwendig und detailverliebt, und die Geschichte legt mehr Wert auf Atmosphäre und Charakterentwicklung als auf reine Action oder Gags. Wo andere Lupin-Abenteuer oft wild, schrill und überzeichnet daherkommen, wirkt Cagliostro wie eine elegante Hommage an europäische Abenteuerromantik mit japanischer Erzählkunst – ein Werk, das eher leise begeistert als laut zu unterhalten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „The Castle of Cagliostro“ ein integraler, aber stilistisch singulärer Teil des Lupin-III-Universums ist. Der Film erweitert den Charakter um neue Facetten, öffnet das Franchise einem breiteren Publikum und markiert zugleich einen Wendepunkt: Er stellt die Weichen für eine sensiblere, bildgewaltigere und erzählerisch tiefere Auseinandersetzung mit dem Stoff, die in dieser Form jedoch innerhalb des Franchise eher die Ausnahme blieb. Dennoch ist es gerade diese Einzigartigkeit, die den Film zu einem Klassiker macht – nicht nur innerhalb von Lupin III, sondern innerhalb der gesamten Anime-Geschichte.
Lupin III als „historische“ Figur im Kontext von Popkultur und Literaturgeschichte
Lupin III, der Protagonist des gleichnamigen Manga- und Anime-Franchise, ist keine historische Figur im eigentlichen Sinn – also kein real existierender Mensch – sondern eine fiktive Figur, deren Wurzeln tief in der europäischen Literaturgeschichte, insbesondere in der französischen Abenteuerliteratur des frühen 20. Jahrhunderts, verankert sind. Dennoch lässt sich Lupin III als eine Art kulturell-historische Kunstfigur begreifen, die eine faszinierende Brücke zwischen westlicher und östlicher Popkultur schlägt und über Jahrzehnte hinweg zu einem prägenden Element der japanischen Medienlandschaft wurde.
Die Figur Lupin III wurde in den späten 1960er-Jahren vom japanischen Manga-Zeichner Kazuhiko Katō, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Monkey Punch, erschaffen. Die erste Veröffentlichung erfolgte 1967 im Manga-Magazin Weekly Manga Action. Monkey Punch ließ sich dabei bewusst und direkt von der französischen Romanfigur Arsène Lupin inspirieren, einem Gentlemandieb und Meister der Verkleidung, der von Maurice Leblanc Anfang des 20. Jahrhunderts erschaffen wurde. Leblancs Arsène Lupin war eine Art französisches Gegenstück zu Sherlock Holmes: charmant, hochintelligent, moralisch ambivalent, stets elegant und seinen Gegnern immer einen Schritt voraus. Die Lupin-Romane waren in Frankreich ein enormer Erfolg und haben bis heute Kultstatus.
Monkey Punch griff diese Figur auf, entwickelte sie jedoch in eine neue Richtung weiter, indem er Lupin nicht einfach kopierte, sondern ihn zum „Enkel“ des Originals erklärte. Mit diesem Kniff gelang es ihm, die literarische Herkunft humorvoll zu ehren und zugleich eine neue, modernere Identität zu schaffen. Lupin III ist frecher, ironischer und deutlich libertiner als sein fiktiver Großvater. Während der französische Lupin in einem moralisch verspielten Dandy-Charme verankert war, ist Lupin III eine deutlich anarchischere, sexualisiertere Figur mit einem Hang zum Chaos – zumindest in seiner ursprünglichen Manga-Version.
In Japan wurde die Figur schnell zu einem Phänomen, das weit über den Manga hinausging. Durch verschiedene TV-Serien, Kinofilme und Specials entwickelte sich Lupin III zu einer der langlebigsten und bekanntesten Figuren der japanischen Popkultur. Über Jahrzehnte hinweg wurde er immer wieder neu interpretiert – mal humorvoll, mal ernsthaft, mal actiongeladen, mal melancholisch – was ihn zu einer dynamischen, sich wandelnden Ikone machte. Diese Wandlungsfähigkeit ist einer der Hauptgründe für die anhaltende Relevanz der Figur.
Historisch interessant ist dabei die kulturelle Hybridität von Lupin III: Er ist eine japanische Figur mit französisch-europäischem Erbe, ein Antiheld, der gleichzeitig in internationalen Traditionen wie dem britischen Spionagegenre (á la James Bond), der amerikanischen Gaunerkomödie und klassischen Detektivgeschichten verankert ist. Seine Abenteuer spielen häufig an realweltlich inspirierten Orten in Europa und Asien, was dem Franchise einen kosmopolitischen Flair verleiht, der schon früh ein weltweites Publikum ansprach.
Rechtlich gesehen war die Verwendung des Namens „Lupin“ zunächst eine Grauzone. In Japan war Maurice Leblancs Figur zu diesem Zeitpunkt bereits gemeinfrei oder wurde zumindest nicht rechtlich verfolgt, in anderen Ländern – etwa in Frankreich oder den USA – musste der Name hingegen zeitweise abgeändert oder anonymisiert werden. So wurde Lupin III dort etwa als „The Wolf“ oder einfach nur „Rupan“ geführt, um Urheberrechtsproblemen aus dem Weg zu gehen.
Zusammenfassend kann man sagen: Lupin III ist keine historische Figur im engeren Sinne, aber eine literarisch-historisch gewachsene Kunstfigur, die bewusst mit dem Erbe westlicher Abenteuerliteratur spielt, es in neue Kontexte überführt und in der japanischen Populärkultur fest verankert ist. Seine Existenz steht für eine kreative Aneignung westlicher Ikonen durch japanische Autoren – nicht als bloße Imitation, sondern als originelle Weiterentwicklung, die zu einem eigenständigen Mythos geworden ist. Lupin III ist damit nicht nur ein Popkulturphänomen, sondern auch ein Paradebeispiel dafür, wie kulturelle Grenzen durch Geschichten überschritten werden können – mit einem Augenzwinkern, einem Lächeln und einem gut sitzenden Maßanzug.
Die deutsche VHS-Veröffentlichung
Die ursprüngliche deutsche Videoveröffentlichung von „The Castle of Cagliostro“, die in den 1990er-Jahren auf VHS erschien, stellt ein bemerkenswertes Kapitel in der deutschen Animeveröffentlichungsgeschichte dar – nicht zuletzt, weil sie inhaltlich massiv gekürzt war und dadurch ein verzerrtes Bild des Originals vermittelte. Besonders auffällig und aus heutiger Sicht fast kurios ist der Umstand, dass in dieser Version die Figur des Samurai Goemon Ishikawa XIII vollständig herausgeschnitten wurde.
Goemon, ein fester Bestandteil des Lupin-III-Teams und in der japanischen Fassung eine beliebte Figur mit starker kultureller Resonanz, taucht in dieser deutschen VHS-Fassung überhaupt nicht mehr auf. Seine Szenen wurden entweder radikal gekürzt oder vollständig entfernt. Dies hatte zur Folge, dass einige Handlungsmomente abrupt oder unlogisch wirkten, weil bestimmte Abläufe, die im Original auf Goemons Eingreifen zurückzuführen sind, in der geschnittenen Version entweder unerklärt bleiben oder durch dubiose Schnittmontagen umgangen werden mussten.
Die Gründe für diesen radikalen Eingriff sind nie offiziell vollständig geklärt worden, jedoch liegt nahe, dass es sich dabei um eine Mischung aus Kürzungszwang, Unwissenheit über das Franchise und mangelndem Respekt gegenüber dem Originalmaterial handelte. In den frühen 1990er-Jahren war Anime in Deutschland noch weit davon entfernt, als ernstzunehmendes Medium behandelt zu werden. Viele Publisher betrachteten Anime lediglich als exotische Kinderunterhaltung oder bestenfalls als Nischenware. Dementsprechend wurde oft ohne Rücksprache mit dem japanischen Lizenzgeber oder ohne Kenntnis der narrativen Bedeutung einzelner Figuren geschnitten – ganz pragmatisch, um die Laufzeit zu reduzieren oder die Handlung „stringenter“ zu machen.
Gerade Goemon, der in diesem Film zwar nicht im Mittelpunkt steht, aber dennoch eine klare dramaturgische Funktion erfüllt, wurde dabei offenbar als verzichtbar angesehen. Sein Fehlen führt jedoch nicht nur zu logischen Brüchen, sondern verfälscht auch die Dynamik innerhalb der Hauptfiguren. Das Team rund um Lupin ist traditionell ein Vierergespann (plus Zenigata als Gegenspieler), und die Balance zwischen Jigens Coolness, Fujikos Ambivalenz und Goemons stoischer Samurai-Mentalität ist essenziell für das Gleichgewicht der Figurenkonstellation. Ohne Goemon wirkt die Gruppe unvollständig und ihre Handlungen verlieren an Tiefe und Varianz.
Diese verstümmelte Fassung wurde damals unter verschiedenen Titeln vertrieben, unter anderem als „Lupin III – Das Schloss des Cagliostro“ oder „Lupin der Dritte“, je nach Publisher und Edition. Der Schnitt selbst war dabei nicht professionell kaschiert, sondern durch harte Übergänge und abrupte Szenenwechsel teilweise offensichtlich erkennbar, was den Eindruck eines lieblosen Produkts noch verstärkte.
Erst viele Jahre später – vor allem durch die zunehmende Anime-Begeisterung und den wachsenden Respekt gegenüber Originalfassungen – wurde „The Castle of Cagliostro“ in ungekürzter Form mit korrekter Synchronisation und vollständiger Handlung neu veröffentlicht. Dabei wurde auch Goemon wieder in die Geschichte eingeführt, wodurch das Gesamtbild des Films wiederhergestellt wurde.
Die alte Schnittfassung bleibt damit ein Beispiel für eine frühe Phase der deutschen Animeveröffentlichung, in der kulturelle Sensibilität und inhaltliche Integrität häufig hinter wirtschaftlichen oder logistischen Überlegungen zurückstanden. Heute gilt sie eher als Kuriosität für Sammler – und als mahnendes Beispiel dafür, wie durch unbedachte Eingriffe ein ganzes Werk seiner Tiefe und Aussagekraft beraubt werden kann.
Charakterbeschreibungen
In „The Castle of Cagliostro“ entfaltet sich die Geschichte nicht nur durch ihre Handlung und das atmosphärisch dichte Setting, sondern vor allem durch ihre eindrücklich gezeichneten Charaktere. Jeder von ihnen trägt auf seine Weise zur emotionalen Tiefe und Dynamik des Films bei. Hayao Miyazaki, der mit diesem Film sein Regiedebüt im Langformat gab, legte besonderen Wert darauf, die Figuren nicht bloß als Genre-Archetypen auftreten zu lassen, sondern sie als vielschichtige Persönlichkeiten mit nachvollziehbaren Motivationen und innerer Entwicklung zu zeichnen.
Arsène Lupin III
Arsène Lupin III steht im Mittelpunkt des Geschehens. Er ist ein Meisterdieb, der für seinen Charme, seine Intelligenz, seine Verkleidungskunst und seine unkonventionelle Moral bekannt ist. In früheren Werken des Lupin-Franchise wird er oft als zynischer Schalk dargestellt, der das Gesetz ebenso verspottet wie die Konventionen der Gesellschaft. In „The Castle of Cagliostro“ jedoch erleben wir eine sanftere, reflektiertere Version der Figur. Miyazakis Lupin ist nicht nur listig und gewitzt, sondern auch tief moralisch, fast idealistisch. Er zeigt echte Empathie und handelt nicht aus reinem Eigennutz. Seine Entwicklung im Laufe des Films ist geprägt von einer wachsenden Ernsthaftigkeit: Aus dem zunächst spielerisch agierenden Dieb wird ein Mensch, der Verantwortung übernimmt, auch wenn er dabei persönliche Risiken eingeht. Er ist ein Mann, der hinter seiner ironischen Fassade Mitgefühl verbirgt – ein Held wider Willen, dem es nicht nur um Reichtum, sondern auch um Gerechtigkeit geht.
Clarisse de Cagliostro
Clarisse de Cagliostro ist eine junge Frau adliger Herkunft, die im Verlauf des Films nicht nur eine tragende narrative Rolle spielt, sondern auch eine emotionale Resonanz schafft, die über die gesamte Handlung hinweg spürbar bleibt. Sie ist auf den ersten Blick zart, verletzlich und zurückhaltend – fast eine klassische Märchenprinzessin. Doch je tiefer man in ihre Geschichte eintaucht, desto mehr zeigt sich ihre innere Stärke. Clarisse besitzt Mut, Würde und eine stille Entschlossenheit. Im Laufe des Films entwickelt sie sich von einer Figur, die gerettet werden muss, zu jemandem, der selbst Entscheidungen trifft und damit ihr Schicksal mitgestaltet. Sie ist nicht einfach ein passives Objekt des Helden, sondern ein aktiver Teil der Lösung, was ihre Rolle innerhalb des ansonsten von Männern dominierten Ensembles aufwertet.
Graf Cagliostro
Graf Cagliostro, der Antagonist des Films, ist ein kalter, berechnender Aristokrat, dessen Macht auf einem Geflecht aus Intrigen, historischer Manipulation und wirtschaftlicher Kontrolle basiert. Seine Figur verkörpert den Gegensatz zu Lupin – er steht für eine autoritäre, von Gier und Besitzdenken geprägte Weltanschauung. Im Gegensatz zu vielen Anime-Bösewichten der damaligen Zeit ist er nicht überzeichnet, sondern gefährlich gerade wegen seiner Kälte und kontrollierten Präsenz. Er agiert nicht aus impulsiver Bosheit, sondern aus einem lange angelegten Machtkalkül. Im Verlauf des Films wird zunehmend deutlich, wie sehr sein Handeln von einem selbstherrlichen Anspruch auf Kontrolle und Ordnung geprägt ist – in seinem eigenen Schloss, über das Land, über Menschen. Seine Entwicklung ist weniger eine Wandlung als eine Enthüllung: Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto klarer wird sein wahrer Charakter – und desto offensichtlicher wird sein moralischer Bankrott.
Daisuke Jigen
Daisuke Jigen, Lupins langjähriger Gefährte, ist ein stoischer, wortkarger Schütze, der oft mit Zigarre im Mundwinkel und gelassener Lässigkeit auftritt. In diesem Film fungiert er vor allem als loyaler Unterstützer, der Lupins Entscheidungen nicht blind, aber doch vertrauensvoll mitträgt. Seine Coolness wird nie zur Karikatur, sondern verleiht der Gruppe ein Gefühl von Bodenständigkeit und innerer Ruhe. Zwar steht er nicht im Mittelpunkt der Handlung, doch durch seine stille Präsenz wirkt er wie das verlässliche Rückgrat in der hektischen Welt des Abenteuers. Seine Figur entwickelt sich innerhalb des Films nicht drastisch, aber man spürt durch sein Handeln und seine Dialoge eine tiefe Verbundenheit zu Lupin, die auf gegenseitigem Respekt beruht – ein Band, das über reine Zweckgemeinschaft hinausgeht.
Fujiko Mine
Fujiko Mine ist eine Figur voller Widersprüche. Sie ist schön, raffiniert, klug und immer ein Stück undurchschaubar. In „The Castle of Cagliostro“ agiert sie wie so oft auf eigene Rechnung, verfolgt aber letztlich ein Ziel, das mit dem von Lupin in Einklang steht. Ihre Rolle ist ambivalent: Einerseits nutzt sie ihr Aussehen und ihre Intelligenz zur Manipulation, andererseits beweist sie im entscheidenden Moment Mut und Solidarität. Fujiko ist keine klassische Femme fatale, sondern vielmehr eine unabhängige, selbstbestimmte Frau, die sich im Spiel der Mächte nicht unterordnen lässt. Ihre Entwicklung innerhalb des Films zeigt, dass sie mehr ist als nur eine Verführerin – sie ist eine Handelnde mit klarer Agenda, die genau weiß, wann sie eingreifen muss und wann es klüger ist, sich im Hintergrund zu halten.
Goemon Ishikawa XIII
Goemon Ishikawa XIII tritt im Film nur in einigen wenigen, dafür aber prägnanten Szenen auf. Als Schwertmeister, der mit übermenschlicher Präzision agiert, ist er eine stille, aber eindrucksvolle Figur. Seine Rolle im Film ist zwar funktional begrenzt, doch seine Auftritte sind dramaturgisch wichtig und mit einer Aura des Ehrwürdigen umgeben. Goemon steht für Tradition, Ehre und Kontrolle. Seine Figur wirkt wie aus einer anderen Zeit, beinahe wie ein Fremdkörper in der modernen Welt des Lupin-Teams, doch genau dadurch erhält er seine Eigenständigkeit. Er verändert sich im Film nicht merklich, aber seine bloße Anwesenheit erinnert daran, dass die Welt von Lupin III nicht nur aus Tricks und Technik besteht, sondern auch aus Prinzipien und altem Kodex.
Inspektor Zenigata
Inspektor Zenigata, der ewige Verfolger von Lupin, bringt eine ganz eigene Dynamik in die Geschichte. Er ist von der Vorstellung besessen, Lupin endlich zu fassen, wirkt dabei aber nie wirklich bedrohlich. Vielmehr ist seine Rolle tragikomisch, oft fast väterlich. In „The Castle of Cagliostro“ jedoch zeigt sich eine ungewohnte Ernsthaftigkeit. Zenigata begreift im Laufe des Films, dass sein Gegenspieler mehr ist als ein Dieb, und dass es mitunter größere Verbrechen gibt als Diebstahl. Diese Erkenntnis verändert sein Handeln und lässt ihn in einem neuen Licht erscheinen – nicht mehr nur als Comic-Relief, sondern als jemand, der bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, wenn es darauf ankommt. Damit erfährt auch er eine Form von Entwicklung, die seine Figur langfristig aufwertet.
Insgesamt besticht „The Castle of Cagliostro“ durch ein fein abgestimmtes Ensemble aus charismatischen, glaubwürdigen und in ihrer Art einzigartigen Charakteren. Jeder von ihnen trägt nicht nur zur Handlung bei, sondern spiegelt auch thematische Elemente des Films wider – sei es Idealismus, Loyalität, Freiheit, Macht oder Identität. Die Figuren sind nicht statisch, sondern im besten Sinne lebendig. Ihre Entwicklung – ob groß oder klein – geschieht durch Handlung, Begegnung und Entscheidung und macht sie zu tragenden Säulen eines Films, der weit mehr ist als ein Abenteuer: ein modernes Märchen über Anstand, Mut und den Zauber vergangener Zeiten.
Zeichnungen: Qualität und Stil
Die zeichnerische Gestaltung von „The Castle of Cagliostro“ ist geprägt von einer eleganten, atmosphärischen Klarheit, die trotz ihres Alters (1979) erstaunlich zeitlos wirkt. Der Stil trägt unverkennbar die Handschrift von Hayao Miyazaki, der hier zum ersten Mal bei einem Kinofilm Regie führte. Die Zeichnungen vereinen Funktionalität mit Detailverliebtheit – eine Mischung, die sich nicht auf effekthascherische Bilder verlässt, sondern auf eine visuelle Kohärenz setzt, die zur inneren Logik der Welt passt.
Die Charakterdesigns sind klassisch gehalten und stilistisch an die ursprüngliche Manga-Vorlage von Monkey Punch angelehnt, wurden jedoch von Miyazaki und seinem Team bewusst weicher und sympathischer gezeichnet. Lupin selbst ist in dieser Version weniger kantig und spitznasig als in anderen Adaptionen. Sein Erscheinungsbild vermittelt mehr Menschlichkeit und emotionale Zugänglichkeit – eine bewusste gestalterische Entscheidung, die seine Rolle als idealistischer Held unterstreicht.
Besonders hervorzuheben ist die Gestaltung des Schlosses von Cagliostro und seiner Umgebung. Die Architektur ist reich an Details, wirkt historisch glaubwürdig und gleichzeitig märchenhaft entrückt. Jedes einzelne Gebäude, jede Brücke, jeder Wasserlauf scheint einem Gesamtkonzept zu entspringen, das auf Harmonie zwischen Natur und Kultur setzt. Die Landschaften – weite Felder, bewaldete Hänge, alte Gemäuer – sind liebevoll komponiert und vermitteln eine stille, fast poetische Schönheit. Die Bildsprache weckt Assoziationen an europäische Märchenwelten, an mediterrane Bergdörfer, an italienische Renaissancearchitektur – aber immer durch den Filter einer japanischen Erzählästhetik betrachtet.
Farblich arbeitet der Film mit einem vergleichsweise gedeckten, natürlichen Spektrum. Statt greller Farben oder starker Kontraste wird mit subtilen Tonwerten gearbeitet. Dies erzeugt eine ruhige, stimmige Bildwirkung, die insbesondere die melancholischen und nostalgischen Aspekte der Handlung verstärkt.
Insgesamt zeigt sich in der zeichnerischen Umsetzung ein hoher künstlerischer Anspruch, der sich nicht auf Spektakel konzentriert, sondern auf Atmosphäre, Glaubwürdigkeit und emotionale Tiefe.
Animation: Qualität und Umsetzung
Die Animation von „The Castle of Cagliostro“ war für ihre Zeit außergewöhnlich und gehört auch heute noch zu den stilbildenden Leistungen des japanischen Animationsfilms. Obwohl das Budget im Vergleich zu späteren Ghibli-Produktionen deutlich geringer war, nutzte das Team unter Miyazakis Leitung die vorhandenen Mittel mit höchster Effizienz.
Besonders auffällig ist die flüssige und dynamische Bewegungsanimation, insbesondere in den Actionsequenzen. Die berühmte Eröffnung mit der rasanten Autofahrt, bei der Lupin und Jigen in einem kleinen gelben Fiat 500 eine schwindelerregende Verfolgungsjagd über Serpentinen und durch einen Tunnel inszenieren, ist ein Paradebeispiel für meisterhafte Timing-Regie und physikalische Glaubwürdigkeit. Die Bewegungsabläufe sind choreographiert wie ein Tanz: voller Energie, aber stets lesbar und klar strukturiert.
Typisch für Miyazaki ist auch der gekonnte Einsatz von sogenannten „kleinen Bewegungen“ – Gesten, Blickwechsel, das Spielen mit Gegenständen, das Warten oder Zögern. Diese scheinbar nebensächlichen Momente verleihen den Figuren emotionale Tiefe und machen sie greifbar. Die Charaktere wirken lebendig, nicht nur weil sie sich bewegen, sondern weil sie „denken“ und „fühlen“ in ihrer Bewegung.
Die Übergänge zwischen ruhigen, fast kontemplativen Szenen und explosiver Action sind fließend und dramaturgisch geschickt eingebunden. Explosionen, Stürze, Wasserbewegungen und Wind – all das ist mit einem hohen Maß an handwerklicher Präzision umgesetzt. Insbesondere die technischen Apparaturen im Schloss, mit all ihren Zahnrädern, Falltüren und versteckten Mechanismen, wurden mit einem ausgeprägten Gefühl für Raumtiefe und Mechanik animiert. Man spürt geradezu die physische Präsenz der Orte.
Die Animation ist dabei stets narrativ funktional: nie übertrieben, nie leerer Selbstzweck. Sie unterstützt die Geschichte, steigert die Spannung, führt Emotionen herbei – und genau das macht sie so wirkungsvoll.
Soundtrack: Qualität und Wirkung
Der Soundtrack von „The Castle of Cagliostro“ stammt von Yuji Ohno, der auch für viele weitere Einträge im Lupin-Franchise die musikalische Leitung übernahm. Seine Kompositionen tragen entscheidend zur Atmosphäre des Films bei und schaffen einen ganz eigenen, unverwechselbaren Klangraum, der stilistisch zwischen Jazz, orchestralen Elementen und leichten Lounge-Klängen changiert.
Die Musik ist rhythmisch lebendig, elegant und oft von einer leichten Verspieltheit geprägt, die gut zu Lupins Persönlichkeit passt. In spannungsreichen Momenten unterstreicht der Score das Tempo, in stillen Szenen erzeugt er eine leise Melancholie, die den Film über weite Strecken begleitet. Besonders eindrucksvoll ist das Hauptthema, das sowohl als instrumentale Variation wie auch in gesungener Form (etwa im Abspann) zum Einsatz kommt. Es verleiht dem Film ein emotionales Zentrum, das Erinnerungen weckt und nachwirkt.
Yuji Ohnos Musik bleibt nie im Hintergrund stecken, sondern agiert als gleichwertiger Partner zur Animation. Oft begleitet sie nicht nur Szenen, sondern formt sie entscheidend mit. Das Spiel zwischen Musik und Bild ist fein abgestimmt, wobei die musikalischen Akzente präzise gesetzt werden – mal als treibende Kraft, mal als atmosphärischer Teppich.
Insgesamt ist der Soundtrack nicht nur technisch hochwertig, sondern besitzt auch einen hohen Wiedererkennungswert und trägt wesentlich zur besonderen Stimmung des Films bei.
Stärken des Films
„The Castle of Cagliostro“ überzeugt durch seine emotionale und künstlerische Balance. Der Film vereint spannende, unterhaltsame Abenteuer-Elemente mit tiefgründiger, fast poetischer Erzählkunst. Er ist nicht einfach ein Heist-Movie mit Anime-Anstrich, sondern eine vielschichtige Geschichte über Moral, Gerechtigkeit, Erinnerung und Verantwortung – verpackt in einen märchenhaften Rahmen, der sowohl jüngere als auch ältere Zuschauer anspricht.
Was ihn besonders macht, ist die Menschlichkeit seiner Figuren. Lupin ist kein überhöhter Superheld, sondern ein empfindsamer, kluger Mensch mit Schwächen, Sehnsucht und einem Sinn für das Richtige. Clarisse ist mehr als nur eine Prinzessin in Not – sie wird zur Symbolfigur für Unschuld und Hoffnung. Diese emotionale Tiefe wird ergänzt durch visuelle Schönheit, flüssige Animation und einen Soundtrack, der das Erzählte auf atmosphärische Weise unterstreicht.
Ein weiterer Pluspunkt ist die zeitlose Qualität des Films. Trotz seines Entstehungsjahrs wirkt er inhaltlich wie formal kaum gealtert. Seine Themen sind universell, seine Inszenierung elegant, seine Erzählweise klar und doch vielschichtig. Er eignet sich sowohl als Einstieg in die Welt von Lupin III als auch als eigenständiges Meisterwerk, das ohne Vorkenntnisse funktioniert.
Schwächen des Films
So hervorragend der Film auch ist, er ist nicht ganz frei von kleineren Schwächen, vor allem aus heutiger Sicht oder bei kritischer Betrachtung des Gesamtwerks im Lupin-Kanon. Manche Zuschauer, die eine actiongeladene, augenzwinkernd-freche Version von Lupin III erwarten – wie sie in anderen Filmen oder Serien auftaucht – könnten die hier gewählte, deutlich sanftere Tonlage als zu zahm empfinden. Die reduzierte Sexualisierung, die stärkere Moralität und der märchenhafte Idealismus stehen im Kontrast zur ursprünglichen Darstellung der Figur im Manga, was Fans der härteren Lupin-Variante irritieren könnte.
Ein weiterer kleiner Kritikpunkt betrifft die Rollenverteilung der Nebenfiguren. Sowohl Goemon als auch Fujiko und sogar Jigen bleiben in ihrer Entwicklung eher statisch. Sie sind funktional eingebunden, tragen jedoch wenig zur inneren Handlung bei und dienen eher als ergänzende Begleiter des Protagonisten, ohne selbst einen größeren Bogen zu durchlaufen.
Darüber hinaus ist die Handlung insgesamt zwar klar und kohärent, aber auch weniger komplex oder unvorhersehbar als in anderen Vertretern des Genres. Der Fokus liegt eher auf Atmosphäre und Charakterwirkung als auf überraschenden Twists oder inhaltlicher Vielschichtigkeit.
Fazit
Trotz kleiner Schwächen bleibt „The Castle of Cagliostro“ ein einzigartiges, kunstvoll inszeniertes Werk, das nicht nur innerhalb des Lupin-III-Universums, sondern in der gesamten Anime-Geschichte einen herausragenden Platz einnimmt. Er ist ein Film, der mit Herz, Eleganz und handwerklicher Raffinesse erzählt wird – und der zeigt, wie spannend, schön und berührend ein Abenteuerfilm sein kann, wenn er mit echter Leidenschaft gemacht ist.
Überblick über den Gesamt-Komplex Lupin III
Ursprung: Der Manga
Der Ursprung der Reihe liegt im Manga „Lupin III“ von Monkey Punch, der erstmals 1967 erschien. Der Manga zeichnet sich durch einen sehr zynischen, erotischen und schwarzhumorigen Ton aus und unterscheidet sich deutlich von den späteren, oftmals familienfreundlicheren Anime-Adaptionen.
- Lupin III (1967–1969, erster Manga)
- Shin Lupin III (1977–1981, Fortsetzung)
- Zahlreiche weitere Manga-Serien und Neuinterpretationen folgten (von verschiedenen Autoren)
TV-Serien (Anime)
Die Fernsehserien bilden das Rückgrat des Lupin-III-Franchise. Sie sind stilistisch und thematisch sehr unterschiedlich, haben aber stets das zentrale Figurenensemble:
- Lupin III Part I – The Classic Green Jacket (1971–1972)
Die erste Anime-Serie, mit anfangs düsterem Ton, später durch Hayao Miyazaki und Isao Takahata familienfreundlicher umgeformt. - Lupin III Part II – The Red Jacket Series (1977–1980)
Sehr populär, farbenfroher, episodisch, mit stärkerem Fokus auf Comedy und Action. - Lupin III Part III – The Pink Jacket Series (1984–1985)
Stilistisch experimentell, etwas surrealer, mit sehr eigenwilligem Animationsstil. - Lupin III: The Woman Called Fujiko Mine (2012)
Düsterer, erwachsener Spin-off mit Fokus auf Fujiko, inhaltlich und stilistisch anspruchsvoll. - Lupin III Part IV – The Italian Adventure (2015)
Internationale Koproduktion (Japan-Italien), in Europa angesiedelt, hochwertig animiert. - Lupin III Part V – Misadventures in France (2018)
In Frankreich angesiedelt, mit modernen Themen wie Digitalisierung, Hacker-Kultur, Überwachung. - Lupin III Part VI – Sherlock Holmes und Geheimnisse (2021–2022)
Fokus auf Mysterien und klassische Detektivthemen, unter anderem mit Sherlock Holmes.
Kinofilme
Lupin-Kinofilme sind meist hochwertig animiert und haben eigene Geschichten mit filmischer Dramaturgie.
- The Mystery of Mamo (1978) – skurril, psychedelisch, nahe am Manga-Ton
- The Castle of Cagliostro (1979) – Regie: Hayao Miyazaki, märchenhaft, ikonisch
- Legend of the Gold of Babylon (1985) – stilistisch experimentell
- Farewell to Nostradamus (1995) – Thriller mit Weltuntergangsthema
- Dead or Alive (1996) – Regie von Monkey Punch selbst
- Lupin the IIIrd: Jigen’s Gravestone (2014) – düsteres Prequel im „Fujiko“-Stil
- Lupin the IIIrd: Goemon’s Blood Spray (2017)
- Lupin the IIIrd: Fujiko’s Lie (2019)
- Lupin III: The First (2019) – erster 3DCG-Kinofilm der Reihe
TV-Specials (jährlich, 1989–2013, dann unregelmäßig)
Zwischen 1989 und 2013 erschien fast jedes Jahr ein Fernsehfilm, meist mit abenteuerlicher, actionreicher Ausrichtung. Sie sind inhaltlich unabhängig und sehr unterschiedlich in Ton und Qualität. Beispiele:
- Bye Bye Liberty Crisis (1989)
- Voyage to Danger (1993)
- The Pursuit of Harimao’s Treasure (1995)
- Island of Assassins (1997)
- Alcatraz Connection (2001)
- Episode: 0 First Contact (2002) – Ursprungsgeschichte des Teams
- The Last Job (2010) – ursprünglich als Abschluss gedacht
- Princess of the Breeze (2013) – eines der letzten Specials der alten Reihe
OVAs & Kurzfilme
- Lupin III: Return of the Magician (2002) – Fortsetzung eines Antagonisten aus Part I
- Lupin III vs. Detective Conan (2009, 2013) – Crossover mit Detektiv Conan
- Lupin III: Green vs. Red (2008) – postmoderne Reflexion über Lupins Identität
- Is Lupin Still Burning? (2018) – Jubiläums-OVA, Hommage an Part I
Spin-offs: „Lupin the IIIrd“-Filmreihe (seit 2014)
Diese Spin-offs richten sich klar an ein erwachsenes Publikum, sind visuell sehr stilisiert und oft gewalttätiger:
- Jigen’s Gravestone (2014)
- Goemon’s Blood Spray (2017)
- Fujiko’s Lie (2019)
- Lupin the IIIrd vs. Cat’s Eye (2023) – Crossover mit „Cat’s Eye“ (CG-Animationsfilm)
Live-Action-Filme
- Lupin III: Strange Psychokinetic Strategy (1974) – erste Realverfilmung, sehr campy
- Lupin III (2014) – moderner Realfilm mit asiatischem Cast, inszeniert von Ryuhei Kitamura
Videospiele
Lupin III wurde in zahlreichen Videospielen adaptiert, vor allem in Japan. Viele davon erschienen für Plattformen wie Famicom, PlayStation, Sega Saturn oder Nintendo DS. Stilistisch orientieren sie sich meist an den TV-Serien oder Filmen und kombinieren Action-, Adventure- und Stealth-Elemente.
Figurenensemble & Kontinuität
Die zentrale Besetzung bleibt fast immer dieselbe:
- Lupin III – charmanter Meisterdieb
- Daisuke Jigen – treffsicherer Schütze
- Goemon Ishikawa XIII – ehrenvoller Schwertkämpfer
- Fujiko Mine – manipulative Femme fatale
- Inspektor Zenigata – hartnäckiger Verfolger von Interpol
Chronologie und Kontinuität sind nicht festgelegt. Die meisten Geschichten stehen für sich. Wiederkehrende Themen sind Loyalität, Verrat, Technologie vs. Handwerk, Freiheit, Macht, und die Ambivalenz zwischen Gesetz und Moral.
Fazit
Der Lupin III-Komplex ist kein kohärentes Universum im Sinne einer durchgehenden Erzählung, sondern eher ein literarischer Baukasten, aus dem über Jahrzehnte hinweg verschiedenste kreative Teams neue Interpretationen, Varianten und Tonalitäten erschaffen haben. Von märchenhaft-romantisch über knallbunt-komödiantisch bis hin zu noir-artig und brutal ist alles dabei. Gerade diese Vielgestaltigkeit macht Lupin III zu einem der flexibelsten und langlebigsten Franchises der Anime-Geschichte.
Lupin III und Cat’s Eye
Die Verbindung zwischen Lupin III und Cat’s Eye wurde erstmals offiziell und erzählerisch direkt in einem Crossover-Projekt hergestellt, das 2023 unter dem Titel „Lupin III vs. Cat’s Eye“ erschien. Dabei handelt es sich um einen CG-Animationsfilm, der exklusiv auf Amazon Prime Video veröffentlicht wurde. Dieses Projekt markiert eine außergewöhnliche Kooperation zweier ikonischer Anime-Franchises, die ursprünglich völlig unabhängig voneinander entstanden sind, aber thematisch und stilistisch einige Gemeinsamkeiten aufweisen.
Hintergründe beider Franchises
- Lupin III, ursprünglich erschaffen von Monkey Punch, dreht sich um einen charmanten Meisterdieb mit internationalen Abenteuern, einer bunt zusammengewürfelten Crew und einer Mischung aus Humor, Action und Romantik. Die Figur ist seit den 1970er-Jahren eine feste Größe in der Anime-Welt.
- Cat’s Eye, geschaffen von Tsukasa Hōjō (auch bekannt für City Hunter), wurde als Manga von 1981 bis 1985 veröffentlicht und 1983–1985 als Anime adaptiert. Im Mittelpunkt stehen drei Schwestern – Hitomi, Rui und Ai Kisugi –, die gemeinsam als kunstsinnige Kunstdiebinnen arbeiten und dabei versuchen, die Werke ihres verschollenen Vaters zu sammeln. Tagsüber betreiben sie ein Café, nachts begehen sie raffinierte Diebstähle.
Inhalt und thematische Verbindung des Crossovers
In „Lupin III vs. Cat’s Eye“ treffen die beiden Diebeswelten aufeinander. Die Handlung spielt im Paris der 1980er-Jahre und dreht sich um drei wertvolle Gemälde, die sowohl Lupin als auch die Cat’s-Eye-Schwestern stehlen wollen. Dabei geht es nicht nur um den Schatz selbst, sondern um die Verbindung der Kunstwerke zur Vergangenheit der Kisugi-Familie, was für Cat’s Eye-Fans von besonderem Interesse ist.
Die Begegnung zwischen Lupin und Hitomi führt dabei zu einem spannenden Wechselspiel aus Rivalität, Respekt und unterschwelliger Romantik, während ihre jeweiligen Teams – Jigen, Goemon, Fujiko auf der einen und Rui, Ai auf der anderen Seite – auf unterschiedlichen Ebenen kollidieren oder kooperieren. Auch Inspektor Zenigata und Kommissar Toshio Utsumi (Hitomis Verlobter und zugleich ihr Gegenspieler in Cat’s Eye) treten auf, was das Crossover auch auf der polizeilichen Ebene abrundet.
Thematisch verbindet beide Franchises:
- Die Darstellung von Diebstahl als elegante, fast edle Kunstform
- Die Faszination für Katz-und-Maus-Spiele mit der Polizei
- Die Betonung von Teamarbeit und Loyalität
- Eine gewisse Romantik und Nostalgie, besonders bezogen auf das Paris-Setting
Gestalterische Besonderheiten
Der Film wurde vollständig in CGI produziert, was visuell einen deutlichen Bruch zu den klassischen 2D-Designs beider Reihen darstellt. Die Designs bleiben den Originalen jedoch treu, wurden aber behutsam modernisiert. Die stilistische Mischung aus Retro-Ästhetik und moderner Technik soll an die 1980er erinnern und gleichzeitig ein heutiges Publikum ansprechen.
Bedeutung des Crossovers
„Lupin III vs. Cat’s Eye“ ist nicht nur ein Fanservice-Projekt, sondern auch ein kultureller Schulterschluss zweier populärer Serien, die beide im Genre des „gentleman-thief“ angesiedelt sind, aber aus sehr unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden – männlich dominiert und international orientiert bei Lupin III, feminin und familiär verankert bei Cat’s Eye. Die Verbindung beider Universen zeigt auf unterhaltsame Weise, wie kompatibel sie thematisch sind – und öffnet neue Möglichkeiten für ähnliche Crossover-Projekte im Animebereich.
Fazit
Die Verbindung zwischen Lupin III und Cat’s Eye wurde 2023 mit „Lupin III vs. Cat’s Eye“ offiziell gemacht – ein stilistisch modernes, erzählerisch nostalgisches und thematisch passendes Crossover, das nicht nur den Figuren gerecht wird, sondern auch die jeweiligen Serienwelten glaubwürdig miteinander verknüpft. Es zeigt, wie zwei Klassiker der 70er- und 80er-Jahre sich gegenseitig bereichern können, wenn sie sich auf einem gemeinsamen narrativen Spielfeld begegnen.
Tabellarische Übersicht des Lupin III Komplexes
Jahr(e) | Titel | Kurzbeschreibung |
---|---|---|
1971–1972 | Lupin III Part I – The Classic Green Jacket | Erste TV-Serie, anfangs düster, später familienfreundlicher Ton unter Miyazaki/Takahata. |
1977–1980 | Lupin III Part II – The Red Jacket Series | Lange Serie mit komödiantischem Ton, große Popularität, bunte Abenteuer. |
1984–1985 | Lupin III Part III – The Pink Jacket Series | Stilistisch experimentell, surrealer Humor, lockere Episodenstruktur. |
2012 | The Woman Called Fujiko Mine | Erwachsenes Spin-off über Fujiko, düsterer, erotischer Stil. |
2015 | Lupin III Part IV – The Italian Adventure | In Italien spielend, moderne Erzählweise, visuell hochwertig. |
2018 | Lupin III Part V – Misadventures in France | Zeitgenössisches Setting, Hacker-Themen, Gesellschaftskritik. |
2021–2022 | Lupin III Part VI | Detektivthemen, Sherlock Holmes als Gegenspieler, düstere Atmosphäre. |
1978 | The Mystery of Mamo | Erster Kinofilm, psychedelisch, dem Manga nahe. |
1979 | The Castle of Cagliostro | Regie Miyazaki, märchenhaftes Abenteuer im Schloss Cagliostro. |
1985 | Legend of the Gold of Babylon | Schräge Erzählweise, mythologisch angehaucht. |
1995 | Farewell to Nostradamus | Weltuntergangsprophezeiung und Entführung, klassisch inszeniert. |
1996 | Dead or Alive | Regie Monkey Punch, Science-Fiction-Elemente. |
2019 | Lupin III: The First | Erster CGI-Film, europäisches Abenteuer mit Nazi-Artefakten. |
1989 | Bye Bye Liberty Crisis | Erstes TV-Special, mit Supercomputer und Verschwörung. |
1993 | Voyage to Danger | Lupin gegen Waffenschmuggler, klassische Lupin-Action. |
1995 | Pursuit of Harimao’s Treasure | Suche nach legendärem Schatz in Asien. |
1997 | Island of Assassins | Ernsteres Special, mit Ninja-Attentätern. |
2001 | Alcatraz Connection | Komplexe Intrige mit US-Bezug und historischen Geheimnissen. |
2002 | Episode: 0 First Contact | Rückblick auf das erste Zusammentreffen des Teams. |
2010 | The Last Job | Abschied von alten Feinden, nostalgisch angehaucht. |
2013 | Princess of the Breeze | Letztes jährliches Special, klassisch-abenteuerlich. |
2002 | Return of the Magician | Fortsetzung zu einem Part-I-Antagonisten. |
2008 | Green vs. Red | Postmoderne Reflexion über Lupins Identität. |
2009 | Lupin III vs. Detective Conan | Crossover mit Conan Edogawa. |
2013 | Lupin III vs. Detective Conan: The Movie | Zweiter, aufwändigerer Crossover-Film. |
2014 | Jigen’s Gravestone | Düsteres Prequel im Stil von ‚Fujiko Mine‘. |
2017 | Goemon’s Blood Spray | Blutiger Samurai-Spin-off. |
2019 | Fujiko’s Lie | Psychologisch-intensiver Thriller mit Fujiko. |
2023 | Lupin III vs. Cat’s Eye | CG-Crossover mit den Diebinnen von ‚Cat’s Eye‘. |
1974 | Strange Psychokinetic Strategy | Erster Realfilm, absurd und komödiantisch. |
2014 | Lupin III (Live-Action) | Moderner Actionfilm mit asiatischem Cast. |

Deutscher Titel: Lupin III – Das Schloss des Cagliostro
Originaltitel (JP): Rupan Sansei: Kariosutoro no Shiro
Regisseur: Hayao Miyazaki
Produzent: Tetsuo Katayama
Erscheinungsjahr: 1979
FSK-Freigabe (DE): FSK 6
Produktionsstudio: Tokyo Movie Shinsha (TMS Entertainment)
Genre: Abenteuer, Action, Krimi, Komödie, Märchenfilm
Episodenanzahl: 1 (Kinofilm)
Laufzeit: ca. 100 Minuten

















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Persönliche Meinung

Der Film „Das Schloss des Cagliostro“ fällt für mich ein wenig aus dem Gesamtkontext der Lupin III-Serie heraus – und vielleicht ist das genau der Grund, warum ich ihm drei Sterne gebe, also die bestmögliche Bewertung. Eigentlich bin ich kein großer Fan von Lupin III, vor allem weil ich mit dem sehr speziellen Humor der Serie nur wenig anfangen kann. In diesem Film jedoch ist alles deutlich zurückhaltender, stilistisch ruhiger und ganz im Sinne von Hayao Miyazakis Handschrift erzählt – mit eindrucksvollen Bildern, einer atmosphärischen Inszenierung und einem durchgehend stimmigen Erzählfluss. Auch heute noch lässt sich der Film sehr gut ansehen, was für mich seine besondere Qualität unterstreicht.
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