Spaß mit Anime und japanischer Kultur

Adiuva et Protege Adventskalender – 10.12.

Es war noch nicht einmal 06:00 Uhr morgens, da durchschnitt eine Stimme die Stille im WG-Häuschen wie ein Rasiermesser.

„AUFSTEHEN! LOS! LOS! LOS! Aus den Federn, ihr Schlafmützen!“

Funny drehte sich noch einmal um. Hatte sie verschlafen? Ein halber Blick auf den Wecker: 05:59 Uhr. Es war noch früh. Zu früh!

Nebenan schepperte es gewaltig. Es klang, als hätte jemand eine Rüstung in eine Badewanne geworfen.

„LILY! Was soll das?!“

Darins Stimme klang nicht nur schlaftrunken, sondern völlig perplex und eine Oktave höher als sonst.

„Los, aufstehen! Der frühe Blumenelf schnappt den Drachendieb!“

Funny versuchte endgültig wach zu werden. Was trieb Lily im Zimmer von Darin? Sie glitt aus ihrem Bett, griff im Halbschlaf nach ihrem hellblauen Bikini und hastete zum Nachbarzimmer. In der Tür blieb sie wie angewurzelt stehen. Das Bild war für die Ewigkeit: Lily stand breitbeinig und grinsend mitten im Zimmer. Auf dem Boden, lag Darin, von Lily erst mit Schwung aus dem Bett gekugelt und dann als Burrito (ein Darrito) verpackt.

Lily bemerkte Funny, drehte sich um und grinste noch breiter. Ihr Blick wanderte langsam von den Füßen bis hoch zu den Augen.

Sie pfiff anzüglich.

„Oha. Nackt in Darins Zimmer schleichen? Funny, du Schlingel! Aber dafür haben wir keine Zeit. Los, los, los! Anziehen! Kaelan wartet!“

Funny blickte an sich herunter. Mit Schrecken stellte sie fest, dass sie ihren Bikini noch komplett in der Hand hielt. Sie lief so rot an, dass sie fast glühte, quietschte leise und verschwand blitzartig im Badezimmer.

Darin hatte sich endlich aus seinem textilen Gefängnis befreit. Er zog sich hektisch sein blaues T-Shirt über (natürlich falsch herum) und sah Lily vorwurfsvoll an.

„Wir sind um 08:00 Uhr mit Kaelan verabredet. Wir fliegen knapp 30 Minuten. Das bedeutet“, er warf einen analytischen Blick auf die Uhr, „wir haben noch 90 Minuten Puffer. Dein Weckdienst ist viel zu früh.“

Lily zuckte unschuldig mit den Schultern.

„Woher soll ich wissen, wie schnell man euch wach bekommt? Ich hab das doch noch nie gemacht! Und bei Drachen gilt: Lieber zu viel Zeit als zu wenig!“

Darin seufzte tief, faltete seine Decke ordentlich zusammen und ging zum Bad, aus dem Funny gerade mit hochrotem Kopf kam.

Funny schnupperte in die Luft.

„Lily? Brennen da gerade unsere Brötchen an?“

„WAS? Oh nein!“

Lily sprang die Treppe hinunter, nahm drei Stufen auf einmal. Sie riss die Ofentür auf. Die Brötchen waren dunkelbraun, aber noch essbar.

„Wieso sieht Frühstückmachen bei euch immer so leicht aus?“, murmelte sie, während sie sich fast die Finger verbrannte.

Funny lächelte milde.

„Weil wir das meistens zu zweit machen. Aber danke, dass du uns das heute abgenommen hast.“


Fünf Minuten vor 08:00 Uhr: Die Gilde

Funny, Lily und Darin saßen in einer Nische der Gilde. Ihnen gegenüber saß Kaelan, der ranghöchste Wächter, das Gesicht ernst wie immer. Er schob Funny einige Pergamentblätter zu.

Funny überflog das erste Blatt.

„Oh. Der Pink Star in der Menschenwelt ist eine Fälschung?“

Kaelan nickte.

„Das Original haben wir schon vor Jahren sichergestellt. Artefakte-Kammer 713. Aber…“

Funny las weiter und ihre Augen weiteten sich.

„Er wurde gestohlen? Vor über einer Woche? Und ohne unsere Anfrage wäre das niemandem aufgefallen?“

„WAS?!“ rief Lily empört.

Darin schob seine Brille hoch.

Restauratio-Zauber. Perfide. Der Dieb hat die Zeit zurückgesetzt und alle Spuren gelöscht. Unsere Alarmsysteme müssen dringend überarbeitet werden.“

„Allerdings“, sagte Funny, „konnte die magische Signatur des Steins geortet werden. Er befindet sich aktuell im Hafenviertel von Marinburg.“

Ein böses Grinsen breitete sich auf Lilys Gesicht aus.

„Na dann, auf nach Marinburg. Der Hafenmeister wird begeistert sein, mich wiederzusehen.“

Alle lachten. Lilys Ruf in Marinburg war… speziell.

Kaelan winkte. Fünf Schwertelfen erhoben sich vom Nachbartisch – die Elite-Kavallerie, eine Wächtergruppe, die ihren Namen direkt von der Krone erhalten hatte. Kaelan schob Darin einen schimmernden Portalstein hin.

„Da nur ihr Blumenelfen ihn aktivieren könnt, bitte. Wir wollen los.“

Lily griff den Stein. Ein Wirbel aus Licht öffnete sich, und sie traten hindurch.

Hafen von Marienburg: 09:15 Uhr

Ihr erster Stopp war das Büro des Hafenmeisters. Als Lily eintrat, verschluckte sich der alte Mann fast an seinem Kaffee und wollte sich unter seinem Schreibtisch verkriechen. Lily war der Albtraum eines jeden Hafenmeisters im Hafenviertel von Marinburg gewesen.

„Na?“ Lily lehnte sich lässig an die Tür. „Schöner Tag heute, was? Welche Schiffe gehen raus? Ladung?“

Der Hafenmeister zitterte leicht.

„Die Lizzldrops. Anlegestelle 4. Sollte leer sein. Läuft um 11:00 Uhr aus.“

„Das war’s schon! War doch nicht schlimm, oder?“, Lily kicherte und hüpfte übermütig wieder aus dem Büro.

Draußen besprachen sie den Plan. Funny übernahm die Führung.

„Folgendes: Lily, Darin und ich fliegen von der Wasserseite an. Kaelan und die Kavallerie greifen frontal an und ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Lily: Du suchst den Laderaum. Schütze Diana um jeden Preis! Darin und ich: Wir suchen den Diamanten.“

Darin verteilte kleine Knopf-Kommunikatoren für die Ohren.

Kaelan nickte.

„Wir starten die Ablenkung um 09:45 Uhr. Ihr habt noch 15 Minuten.“

09:45 Uhr: Chaos bricht aus

Pünktlich gab es einen gewaltigen Knall. In einer Lagerhalle gegenüber der Lizzldrops brach ein Feuer aus. Alle Augen auf dem Schiff richteten sich auf den Brand. Niemand bemerkte die drei kleinen Schatten, die lautlos über das Wasser glitten und an Bord kletterten.

Sie schlichen unter Deck. Lily huschte sofort weiter in die Tiefe. Funny nahm den Gang zu den Passagierkojen, Darin die Kapitänskajüte.

Der Laderaum: Lily fand ihn sofort. Und da war sie. Diana lag in einem massiven Eisenkäfig, tief schlafend, offensichtlich betäubt. Daneben, in einem kleineren Käfig, das Ei.

„Hier Lily“, flüsterte sie in den Funk. „Habe Diana und das Ei. Sie schläft. Ich sichere.“

Die Kapitänskajüte: Darin öffnete leise die Tür. Pech. Der Kapitän saß am Schreibtisch. Vor ihm: Ein offenes Schmuckkästchen, in dem ein riesiger, rosaner Stein funkelte. Der Kapitän sah Darin. Er hob die Hand. Darin zog reflexartig ein Schutzschild hoch. Der Kapitän feuerte einen Zauber ab: Tempus Congelatum.

Der Zeit-Zauber traf auf das Schild. Mathematik ist grausam. Ein Schutzzauber verbraucht Energie pro Zeit. Wenn die Zeit plötzlich Null ist, dividiert man durch Null. Das Ergebnis: Unendliche Schildstärke. Darin stand in einer Blase aus statischer Energie. Er konnte sich bewegen. Der Kapitän starrte ihn entsetzt an, wie eine Fliege im Bernstein gefangen durch den eigenen Tempus Congelatum. Darin ging seelenruhig auf ihn zu, schubste ihn mitsamt Stuhl zur Seite, klappte das Kästchen zu (Zauber beendet) und steckte es in seine Itembox.

„EINDRINGLINGE! SCHÜTZT DIE LADUNG!“ brüllte der Kapitän sofort los, kaum dass die Zeit wieder lief.

Darin seufzte.

„Du wirst Dich nicht ergeben?“

„Dir? Einem Flatterdingsi?!“

Der Kapitän griff nach einem Schwert. Zack. Hinter ihm tauchte Funny auf. Eine dornige Ranke schoss aus ihrer Hand und verschnürte den Kapitän wie ein Rollbraten. Er fiel polternd um.

Funny berichtete: „Keine Passagiere eingeplant, die Kojen sind völlig leer.“

Draußen tobte jetzt der Kampf. Schwerter klirrten. Die Elite-Kavallerie enterte das Schiff. Funny und Darin stürzten zur Tür. Auf der Treppe kamen ihnen vier schwer bewaffnete Schmuggler entgegen.

„Funny, geh zu Lily! Ich verschaff und ein paar Sekunden.“ rief Darin und zog seine Axt.

Er holte weit aus. Ein wuchtiger Schlag zertrümmerte die Treppe. Die vier stürzten, rappelten sich aber schnell wieder auf. Aber die gewonnene Zeit reichte. Darin folgte Funny.

Funny versiegelte hinter Darin die Tür zum Laderaum.

„Lily! Hier!“ Darin warf ihr ein Fläschchen zu. „Riechsalz für Drachen!“

Lily hielt es Diana unter die Nase. Der Drache nieste. WUSCH. Eine Stichflamme schoss aus Dianas Maul, verfehlte Lily knapp, traf aber die Holzwand neben der Tür. Das Holz explodierte förmlich. Durch das brennende Loch stürmten die vier Schmuggler – und hinter ihnen eine Gestalt in einer dunklen Robe.

„Erzmagier!“ schrie Funny.

Der Magier hob den Stab. Ein Feuerball raste auf Dianas Käfig zu. Lily sprang. Mitten in die Flugbahn. Funny blieb das Herz stehen. Doch Lily rollte sich ab und vor ihr wuchs in Sekundenbruchteilen eine massive Dornenhecke. Der Feuerball prallte ab, die Hecke verging in Flammen, aber Diana war sicher.

Diana, nun wach und wütend, holte tief Luft. Ein Strahl aus reinem Drachenfeuer schoss auf den Magier zu.

„NEIN! Diana!“ schrie Lily. „Wir regeln das!“

Zu spät. Der Magier stand in Flammen. Reaktionsschnell beschwor Funny eine Wassersäule, die den brennenden Mann löschte und dabei auch noch zu Boden warf.

Darin wirbelte mit seiner Axt wie ein Berserker und hielt zwei Schmuggler in Schach. Lily warf ihre Naginata präzise wie einen Speer – sie pinnte den dritten Schmuggler an die Wand. Der vierte sah das Chaos, schrie auf und rannte die Treppe hoch – direkt in Kaelans Arme. Die Kavallerie hatte das Oberdeck beräumt.

„RAUS HIER!“ brüllte Kaelan vom Zwischendeck. Das Schiff brannte lichterloh.

Funny und Darin stützten Diana, die noch wackelig auf den Beinen war. Sie schafften es die Treppe hinauf. Lily trug Dianas Ei. Darin schlug mit zwei schnellen Schlägen der Axt ein Loch in die Bordwand. Sie stießen sich ab. Kaelan sprang hinterher ins Wasser und stieg dann unmittelbar an Land. Die drei Blumenelfen, mit Diana in ihrer Mitte, flogen knapp über den Wellen zum Ufer, möglichst weit vom Schiff entfernt, auch um den sich ansammelnden Schaulustigen zu entgehen.

Hinter ihnen versank die Lizzldrops zischend im Hafenbecken.

Der Hafenmeister stand am Kai und raufte sich die wenigen verbliebenen Haare.

„Ich wusste es! Ich wusste es! Lily bringt nur Ärger!“

Am Ufer übergab Lily das Ei an Diana. Der Drache drückte Lily voll Freude mit ihren Vorderpranken so fest an sich, dass Lilys Rippen knackten.

Kurze Zeit später stießen Kaelan und die unverletzte Kavallerie wieder zu ihnen.

„Wir bringen dich zurück“, sagte Funny sanft zu Diana, die sich etwas ängstlich an Lily drückte.

Kaelan nickte anerkennend.

„Gute Arbeit. Aber das darf man von Adiuva et Protege auch erwarten.“

Eines seiner seltenen Lächeln huschte über sein Gesicht.

Sie eskortierten Diana zurück ins Reservat. Der Empfang war überwältigend. Dutzende Drachen brüllten vor Freude. Leider musste Funny den anderen beiden Elternpaaren die traurige Nachricht überbringen, dass ihre Eier nicht an Bord waren.

Als sie im Dämmerlicht zu Hause ankamen, waren sie völlig erledigt. Müde fielen sie in ihre Betten.

Und der Pink Star? Der lag sicher, dunkel und vergessen tief unten in Darins Itembox.


Mehr Lust auf Abenteuer von Funny, Lily und Darin?
Dann schaut ins Buch „Die Akademie der Krone“, des 1. Bandes der „Chroniken der Wächter“. Jetzt beim Carow Verlag bestellen!

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Adiuva et Protege Adventskalender – 10.12.

Es war noch nicht einmal 06:00 Uhr morgens, da durchschnitt eine Stimme die Stille im WG-Häuschen wie ein Rasiermesser.

„AUFSTEHEN! LOS! LOS! LOS! Aus den Federn, ihr Schlafmützen!“

Funny drehte sich noch einmal um. Hatte sie verschlafen? Ein halber Blick auf den Wecker: 05:59 Uhr. Es war noch früh. Zu früh!

Nebenan schepperte es gewaltig. Es klang, als hätte jemand eine Rüstung in eine Badewanne geworfen.

„LILY! Was soll das?!“

Darins Stimme klang nicht nur schlaftrunken, sondern völlig perplex und eine Oktave höher als sonst.

„Los, aufstehen! Der frühe Blumenelf schnappt den Drachendieb!“

Funny versuchte endgültig wach zu werden. Was trieb Lily im Zimmer von Darin? Sie glitt aus ihrem Bett, griff im Halbschlaf nach ihrem hellblauen Bikini und hastete zum Nachbarzimmer. In der Tür blieb sie wie angewurzelt stehen. Das Bild war für die Ewigkeit: Lily stand breitbeinig und grinsend mitten im Zimmer. Auf dem Boden, lag Darin, von Lily erst mit Schwung aus dem Bett gekugelt und dann als Burrito (ein Darrito) verpackt.

Lily bemerkte Funny, drehte sich um und grinste noch breiter. Ihr Blick wanderte langsam von den Füßen bis hoch zu den Augen.

Sie pfiff anzüglich.

„Oha. Nackt in Darins Zimmer schleichen? Funny, du Schlingel! Aber dafür haben wir keine Zeit. Los, los, los! Anziehen! Kaelan wartet!“

Funny blickte an sich herunter. Mit Schrecken stellte sie fest, dass sie ihren Bikini noch komplett in der Hand hielt. Sie lief so rot an, dass sie fast glühte, quietschte leise und verschwand blitzartig im Badezimmer.

Darin hatte sich endlich aus seinem textilen Gefängnis befreit. Er zog sich hektisch sein blaues T-Shirt über (natürlich falsch herum) und sah Lily vorwurfsvoll an.

„Wir sind um 08:00 Uhr mit Kaelan verabredet. Wir fliegen knapp 30 Minuten. Das bedeutet“, er warf einen analytischen Blick auf die Uhr, „wir haben noch 90 Minuten Puffer. Dein Weckdienst ist viel zu früh.“

Lily zuckte unschuldig mit den Schultern.

„Woher soll ich wissen, wie schnell man euch wach bekommt? Ich hab das doch noch nie gemacht! Und bei Drachen gilt: Lieber zu viel Zeit als zu wenig!“

Darin seufzte tief, faltete seine Decke ordentlich zusammen und ging zum Bad, aus dem Funny gerade mit hochrotem Kopf kam.

Funny schnupperte in die Luft.

„Lily? Brennen da gerade unsere Brötchen an?“

„WAS? Oh nein!“

Lily sprang die Treppe hinunter, nahm drei Stufen auf einmal. Sie riss die Ofentür auf. Die Brötchen waren dunkelbraun, aber noch essbar.

„Wieso sieht Frühstückmachen bei euch immer so leicht aus?“, murmelte sie, während sie sich fast die Finger verbrannte.

Funny lächelte milde.

„Weil wir das meistens zu zweit machen. Aber danke, dass du uns das heute abgenommen hast.“


Fünf Minuten vor 08:00 Uhr: Die Gilde

Funny, Lily und Darin saßen in einer Nische der Gilde. Ihnen gegenüber saß Kaelan, der ranghöchste Wächter, das Gesicht ernst wie immer. Er schob Funny einige Pergamentblätter zu.

Funny überflog das erste Blatt.

„Oh. Der Pink Star in der Menschenwelt ist eine Fälschung?“

Kaelan nickte.

„Das Original haben wir schon vor Jahren sichergestellt. Artefakte-Kammer 713. Aber…“

Funny las weiter und ihre Augen weiteten sich.

„Er wurde gestohlen? Vor über einer Woche? Und ohne unsere Anfrage wäre das niemandem aufgefallen?“

„WAS?!“ rief Lily empört.

Darin schob seine Brille hoch.

Restauratio-Zauber. Perfide. Der Dieb hat die Zeit zurückgesetzt und alle Spuren gelöscht. Unsere Alarmsysteme müssen dringend überarbeitet werden.“

„Allerdings“, sagte Funny, „konnte die magische Signatur des Steins geortet werden. Er befindet sich aktuell im Hafenviertel von Marinburg.“

Ein böses Grinsen breitete sich auf Lilys Gesicht aus.

„Na dann, auf nach Marinburg. Der Hafenmeister wird begeistert sein, mich wiederzusehen.“

Alle lachten. Lilys Ruf in Marinburg war… speziell.

Kaelan winkte. Fünf Schwertelfen erhoben sich vom Nachbartisch – die Elite-Kavallerie, eine Wächtergruppe, die ihren Namen direkt von der Krone erhalten hatte. Kaelan schob Darin einen schimmernden Portalstein hin.

„Da nur ihr Blumenelfen ihn aktivieren könnt, bitte. Wir wollen los.“

Lily griff den Stein. Ein Wirbel aus Licht öffnete sich, und sie traten hindurch.

Hafen von Marienburg: 09:15 Uhr

Ihr erster Stopp war das Büro des Hafenmeisters. Als Lily eintrat, verschluckte sich der alte Mann fast an seinem Kaffee und wollte sich unter seinem Schreibtisch verkriechen. Lily war der Albtraum eines jeden Hafenmeisters im Hafenviertel von Marinburg gewesen.

„Na?“ Lily lehnte sich lässig an die Tür. „Schöner Tag heute, was? Welche Schiffe gehen raus? Ladung?“

Der Hafenmeister zitterte leicht.

„Die Lizzldrops. Anlegestelle 4. Sollte leer sein. Läuft um 11:00 Uhr aus.“

„Das war’s schon! War doch nicht schlimm, oder?“, Lily kicherte und hüpfte übermütig wieder aus dem Büro.

Draußen besprachen sie den Plan. Funny übernahm die Führung.

„Folgendes: Lily, Darin und ich fliegen von der Wasserseite an. Kaelan und die Kavallerie greifen frontal an und ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Lily: Du suchst den Laderaum. Schütze Diana um jeden Preis! Darin und ich: Wir suchen den Diamanten.“

Darin verteilte kleine Knopf-Kommunikatoren für die Ohren.

Kaelan nickte.

„Wir starten die Ablenkung um 09:45 Uhr. Ihr habt noch 15 Minuten.“

09:45 Uhr: Chaos bricht aus

Pünktlich gab es einen gewaltigen Knall. In einer Lagerhalle gegenüber der Lizzldrops brach ein Feuer aus. Alle Augen auf dem Schiff richteten sich auf den Brand. Niemand bemerkte die drei kleinen Schatten, die lautlos über das Wasser glitten und an Bord kletterten.

Sie schlichen unter Deck. Lily huschte sofort weiter in die Tiefe. Funny nahm den Gang zu den Passagierkojen, Darin die Kapitänskajüte.

Der Laderaum: Lily fand ihn sofort. Und da war sie. Diana lag in einem massiven Eisenkäfig, tief schlafend, offensichtlich betäubt. Daneben, in einem kleineren Käfig, das Ei.

„Hier Lily“, flüsterte sie in den Funk. „Habe Diana und das Ei. Sie schläft. Ich sichere.“

Die Kapitänskajüte: Darin öffnete leise die Tür. Pech. Der Kapitän saß am Schreibtisch. Vor ihm: Ein offenes Schmuckkästchen, in dem ein riesiger, rosaner Stein funkelte. Der Kapitän sah Darin. Er hob die Hand. Darin zog reflexartig ein Schutzschild hoch. Der Kapitän feuerte einen Zauber ab: Tempus Congelatum.

Der Zeit-Zauber traf auf das Schild. Mathematik ist grausam. Ein Schutzzauber verbraucht Energie pro Zeit. Wenn die Zeit plötzlich Null ist, dividiert man durch Null. Das Ergebnis: Unendliche Schildstärke. Darin stand in einer Blase aus statischer Energie. Er konnte sich bewegen. Der Kapitän starrte ihn entsetzt an, wie eine Fliege im Bernstein gefangen durch den eigenen Tempus Congelatum. Darin ging seelenruhig auf ihn zu, schubste ihn mitsamt Stuhl zur Seite, klappte das Kästchen zu (Zauber beendet) und steckte es in seine Itembox.

„EINDRINGLINGE! SCHÜTZT DIE LADUNG!“ brüllte der Kapitän sofort los, kaum dass die Zeit wieder lief.

Darin seufzte.

„Du wirst Dich nicht ergeben?“

„Dir? Einem Flatterdingsi?!“

Der Kapitän griff nach einem Schwert. Zack. Hinter ihm tauchte Funny auf. Eine dornige Ranke schoss aus ihrer Hand und verschnürte den Kapitän wie ein Rollbraten. Er fiel polternd um.

Funny berichtete: „Keine Passagiere eingeplant, die Kojen sind völlig leer.“

Draußen tobte jetzt der Kampf. Schwerter klirrten. Die Elite-Kavallerie enterte das Schiff. Funny und Darin stürzten zur Tür. Auf der Treppe kamen ihnen vier schwer bewaffnete Schmuggler entgegen.

„Funny, geh zu Lily! Ich verschaff und ein paar Sekunden.“ rief Darin und zog seine Axt.

Er holte weit aus. Ein wuchtiger Schlag zertrümmerte die Treppe. Die vier stürzten, rappelten sich aber schnell wieder auf. Aber die gewonnene Zeit reichte. Darin folgte Funny.

Funny versiegelte hinter Darin die Tür zum Laderaum.

„Lily! Hier!“ Darin warf ihr ein Fläschchen zu. „Riechsalz für Drachen!“

Lily hielt es Diana unter die Nase. Der Drache nieste. WUSCH. Eine Stichflamme schoss aus Dianas Maul, verfehlte Lily knapp, traf aber die Holzwand neben der Tür. Das Holz explodierte förmlich. Durch das brennende Loch stürmten die vier Schmuggler – und hinter ihnen eine Gestalt in einer dunklen Robe.

„Erzmagier!“ schrie Funny.

Der Magier hob den Stab. Ein Feuerball raste auf Dianas Käfig zu. Lily sprang. Mitten in die Flugbahn. Funny blieb das Herz stehen. Doch Lily rollte sich ab und vor ihr wuchs in Sekundenbruchteilen eine massive Dornenhecke. Der Feuerball prallte ab, die Hecke verging in Flammen, aber Diana war sicher.

Diana, nun wach und wütend, holte tief Luft. Ein Strahl aus reinem Drachenfeuer schoss auf den Magier zu.

„NEIN! Diana!“ schrie Lily. „Wir regeln das!“

Zu spät. Der Magier stand in Flammen. Reaktionsschnell beschwor Funny eine Wassersäule, die den brennenden Mann löschte und dabei auch noch zu Boden warf.

Darin wirbelte mit seiner Axt wie ein Berserker und hielt zwei Schmuggler in Schach. Lily warf ihre Naginata präzise wie einen Speer – sie pinnte den dritten Schmuggler an die Wand. Der vierte sah das Chaos, schrie auf und rannte die Treppe hoch – direkt in Kaelans Arme. Die Kavallerie hatte das Oberdeck beräumt.

„RAUS HIER!“ brüllte Kaelan vom Zwischendeck. Das Schiff brannte lichterloh.

Funny und Darin stützten Diana, die noch wackelig auf den Beinen war. Sie schafften es die Treppe hinauf. Lily trug Dianas Ei. Darin schlug mit zwei schnellen Schlägen der Axt ein Loch in die Bordwand. Sie stießen sich ab. Kaelan sprang hinterher ins Wasser und stieg dann unmittelbar an Land. Die drei Blumenelfen, mit Diana in ihrer Mitte, flogen knapp über den Wellen zum Ufer, möglichst weit vom Schiff entfernt, auch um den sich ansammelnden Schaulustigen zu entgehen.

Hinter ihnen versank die Lizzldrops zischend im Hafenbecken.

Der Hafenmeister stand am Kai und raufte sich die wenigen verbliebenen Haare.

„Ich wusste es! Ich wusste es! Lily bringt nur Ärger!“

Am Ufer übergab Lily das Ei an Diana. Der Drache drückte Lily voll Freude mit ihren Vorderpranken so fest an sich, dass Lilys Rippen knackten.

Kurze Zeit später stießen Kaelan und die unverletzte Kavallerie wieder zu ihnen.

„Wir bringen dich zurück“, sagte Funny sanft zu Diana, die sich etwas ängstlich an Lily drückte.

Kaelan nickte anerkennend.

„Gute Arbeit. Aber das darf man von Adiuva et Protege auch erwarten.“

Eines seiner seltenen Lächeln huschte über sein Gesicht.

Sie eskortierten Diana zurück ins Reservat. Der Empfang war überwältigend. Dutzende Drachen brüllten vor Freude. Leider musste Funny den anderen beiden Elternpaaren die traurige Nachricht überbringen, dass ihre Eier nicht an Bord waren.

Als sie im Dämmerlicht zu Hause ankamen, waren sie völlig erledigt. Müde fielen sie in ihre Betten.

Und der Pink Star? Der lag sicher, dunkel und vergessen tief unten in Darins Itembox.


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