Fortsetzung von „Ferien, wir haben Ferien„
Die Tage nach der Konfrontation mit dem Albus waren von einer seltsamen Mischung aus Erschöpfung und triumphaler Erleichterung geprägt. Die Nachricht von der Heilung Blumentals und der Heldentat der noch jungen Abenteurergruppe Adiuva et Protege hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet und JWD erlebte einen kleinen Ansturm von dankbaren Dorfbewohnern und neugierigen Reisenden. Doch durch die wochenlange Quarantäne und die allgemeine Unsicherheit hatten sich in der direkten Umgebung von Rawennas Hof einige unliebsame Kreaturen breitgemacht, die die Abwesenheit patrouillierender Abenteurer ausgenutzt hatten. Für Funny, Darin und Lily war dies die perfekte Gelegenheit, ihre neuen Fähigkeiten zu testen und gleichzeitig ihr Versprechen aus ihrem Gruppennamen – Helfen und Beschützen – zu erfüllen.
Funnys diplomatisches Meisterstück
Der erste Morgen begann mit dem Duft von Rawennas berühmten Kräuterpfannkuchen. Lily, die überraschenderweise nicht ganz so mürrisch wie sonst war, schaufelte sich einen riesigen Stapel auf den Teller.
„Also, was steht heute auf dem Programm, Chefin?“, fragte sie an Funny gewandt und deutete mit ihrer Gabel auf sie.
Funny, die elegant an ihrem Tee nippte, lächelte.
„Bauer Migo hat sich gestern beschwert. Er sagt, irgendetwas plündert nachts seine Hühnerställe und verwüstet seine Felder. Er vermutet Kriecher.“
„Kriecher?“, sagte Darin und schob seine Brille zurecht. „Die sind normalerweise weiter östlich beheimatet. Ihre Migration ist ein weiteres Zeichen dafür, dass in der Ödnis etwas nicht stimmt.“
„Sind das die kleinen, ekligen Biester mit den vielen Zähnen?“, fragte Lily kauend.
„Genau die“, bestätigte Funny. „Sie sind gefräßig und neigen dazu, sich schnell auszubreiten, wenn man sie lässt. Aber sie sind auch intelligent und man kann mit ihnen reden.“
„Reden?“, schnaubte Lily. „Ich hab da eine bessere Idee. Die nennt sich Naginata. Ein paar gezielte Schläge und Bauer Migos Hühnerproblem ist gelöst.“
„Gewalt sollte immer die letzte Option sein, Lily“, erwiderte Funny sanft, aber bestimmt. „Sie haben ein Recht zu leben, genau wie wir. Sie sind nur am falschen Ort. Lasst uns erst versuchen, sie zum Umkehren zu bewegen. Außerdem neigen Kriecher zu Rachefeldzügen und rächen blindwütig ihre Toten. Ein Massaker würde sich herum sprechen und das Problem würde größer werden. Viel größer. Du kennst doch den Spruch: Viele Jäger sind des Hasen Tod.“
„Dein Plan“, seufzte Lily und verdrehte theatralisch die Augen, „aber wenn sie anfangen zu beißen, rede ich auf meine Art mit ihnen.“
Sie brachen am späten Nachmittag auf. Die Spuren waren unübersehbar: umgewühlte Erde, abgeknabberte Maiskolben und ein Pfad der Verwüstung, der direkt zu einer kleinen, bewaldeten Anhöhe führte. Als die Dämmerung hereinbrach und die Welt in sanfte Violett- und Orangetöne tauchte, fanden sie den Eingang zu einer Höhle, aus der ein unangenehmer, muffiger Geruch drang.
„Sie sind da drin“, flüsterte Darin. „Ich schlage vor, wir errichten eine Lichtbarriere um den Ausgang. Das hält sie fest und gibt uns einen taktischen Vorteil.“
„Nein“, sagte Funny leise. „Keine Barrieren. Kein Zwang. Ich gehe allein vor.“
„Bist du verrückt?“, zischte Lily. „Die fressen dich bei lebendigem Leibe!“
„Nein, werden sie nicht, Kriecher greifen normalerweise nichts an, was größer ist als sie“, sagte Funny mit ruhiger Zuversicht, reckte sich aber vorsichtshalber doch ein wenig. „Bleibt bitte hier. Aber seid bereit, falls ich mich irre.“
Sie trat vor den dunklen Höhleneingang, ihre Gestalt hob sich als helle Silhouette gegen den dunkler werdenden Himmel ab. Sie holte tief Luft. Ihre Stimme war nicht laut, aber klar und melodiös, getragen von einer sanften Magie, die sie durch die ganze Höhle schickte.
„Grüße an die Bewohner dieser Höhle! Ich bin Funny vom Volk der Blumenelfen und ich komme in Frieden.“
Ein Rascheln und Murmeln drang aus der Höhle. Dann erschien eine Gestalt am Eingang. Ein Kriecher, etwas größer als die anderen, mit einer Kette aus Hühnerknochen um den Hals. Seine kleinen, schwarzen Augen musterten Funny misstrauisch.
„Frieden?“, krächzte der Kriecher-Anführer. „Glanz-Elfe kommt zu uns. Bringt Licht. Licht tut weh. Das ist kein Frieden.“
„Ich bringe kein schmerzendes Licht“, sagte Funny sanft. „Ich bringe ein Gesprächsangebot. Dieses Land gehört den Bauern. Eure Heimat liegt weiter im Osten, wo die Sonne schwächer ist und die Jagdgründe reich sind.“
„Heimat weit weg!“, zischte der Anführer. „Hier Essen leicht. Hühner dumm und langsam. Gut zu fangen.“
„Aber es ist nicht euer Essen“, erwiderte Funny geduldig. „Und wenn ihr hierbleibt, werden andere kommen. Stärkere Abenteurer. Sie werden nicht mit euch reden. Sie werden mit Schwertern und Feuer kommen.“
Ein bedrohliches Knurren ging durch die Kriecher, die sich nun hinter ihrem Anführer versammelt hatten.
„Wir keine Angst vor Glanz-Elfen! Wir viele! Wir stark!“
Funny seufzte leise. Diplomatie allein reichte nicht. Es war Zeit für eine Demonstration.
„Ich möchte euch nicht verletzen“, sagte sie. „Aber ihr müsst verstehen.“
Sie hob ihre Hände. Ein sanftes, warmes Licht begann, von ihren Handflächen auszugehen. Es war nicht das grelle Licht der Sonne, sondern das weiche, pulsierende Leuchten des Vollmondes. Das Licht formte sich zu Dutzenden von kleinen, tanzenden Lichtkugeln, die wie ein Schwarm leuchtender Schmetterlinge um die Kriecher herumschwirrten. Sie waren wunderschön und hypnotisierend.

„Hübsch…“, murmelte einer der Kriecher.
Dann, mit einer leichten Geste von Funny, intensivierte sich das Licht. Es wurde nicht heiß, aber es wurde unglaublich hell, so hell, dass die nachtaktiven Augen der Kriecher es nicht ertragen konnten. Sie kniffen die Augen zusammen, jammerten und versuchten, sich in den Schatten der Höhle zurückzuziehen.
„Das ist nur ein sanftes Licht“, erklärte Funny, ihre Stimme blieb ruhig. „Stellt euch vor, was das Licht oder das Feuer eines Magiers tun werden.“
Sie ließ das Licht wieder abklingen. Die Kriecher blinzelten und starrten sie mit einer Mischung aus Furcht und neuem Respekt an.
„Wir werden euch sicher in eure Gebiete zurückgeleiten“, bot Funny erneut an. „Wir werden euch vor den Gefahren des Weges beschützen. Das ist ein besseres Angebot als das, was die Nächsten machen werden, die kommen.“
Der Kriecher-Anführer dachte nach, seine kleinen Augen huschten zwischen Funny und der Dunkelheit seiner Höhle hin und her. Schließlich nickte er widerwillig.
„Gut. Glanz-Elfe hat Recht. Hier zu hell. Wir gehen. Aber ihr zeigt Weg.“
In dieser Nacht eskortierte Adiuva et Protege einen ganzen Stamm von Kriechern durch die Dunkelheit. Funny hielt ihre sanften Lichtkugeln als Wegweiser hoch, während Lily und Darin die Flanken sicherten und dafür sorgten, dass kein Kriecher zurückblieb.
Als sie sie an der Grenze zu ihrem Territorium abgesetzt hatten, drehte sich der Anführer noch einmal um. „Du bist seltsame Elfe“, krächzte er. „Redest statt zu schlagen. Dein Licht ist ein Albtraum. Ihr seid Kriechers Albtraum.“
Mit diesen Worten verschwanden sie in der Dunkelheit.
Zurück in JWD, erzählte Funny Rawenna von den Ereignissen.
„Diplomatie und eine Lichtshow“, sagte Lily und putzte ihre Naginata. „Hätte man auch in fünf Minuten mit Stahl erledigen können.“
„Aber dann wären sie als Feinde gegangen“, erwiderte Darin leise. „Jetzt sind sie vielleicht keine Freunde, aber sie wissen, dass Verhandlungen eine Option sind. Das ist strategisch wertvoller.“
Lily sah ihn an, dann Funny, und zuckte mit den Schultern.
„Na gut, Wasserelfe. Ein Punkt für dich.“
Darins Meisterstrategie
Am nächsten Tag brachen sie in eine andere Richtung auf. Ein alter Holzfäller hatte berichtet, dass sein Lager von etwas Großem und Schnellem angegriffen worden war. Als sie am Rande eines felsigen, von tiefen Schluchten durchzogenen Gebiets ankamen, wussten sie, dass dies ein gefährlicherer Auftrag war. Die Dämmerung brach herein und tauchte die zerklüftete Landschaft in lange, unheimliche Schatten.
„Hier müssen wir vorsichtig sein“, flüsterte Darin und hielt die Gruppe an. „Dieses Terrain ist perfekt für einen Hinterhalt.“
„Sollen sie nur kommen“, murmelte Lily und umklammerte den Schaft ihrer Naginata.
Sie kamen. Aber nicht so, wie sie es erwartet hatten. Es war kein direkter Angriff. Es war ein plötzliches Gefühl, beobachtet zu werden. Ein leises Kratzen von Klauen auf Stein, das von überall und nirgends zu kommen schien.
„Nachtbestien“, sagte Funny, ihre Stimme war angespannt. „Große, wilde Raubtiere. Sie jagen im Rudel und reagieren auf jede Bewegung.“
Plötzlich schoss ein Schatten aus einer Felsspalte. Er war groß wie ein Panther, pechschwarz, aber mit glühenden tiefroten Augen. Er zielte auf Lily. Diese reagierte blitzschnell und parierte den Angriff mit dem Schaft ihrer Waffe.

Im selben Moment tauchten weitere Schatten auf. Sie waren umzingelt. Mindestens ein Dutzend der Bestien schlichen um sie herum.
„Defensivkreis!“, rief Funny. „Schützt eure Rücken!“
„Lasst sie kommen!“, brüllte Lily, bereit zum Kampf. „Ich nehme die ersten fünf!“
„NEIN! WARTET!“, rief Darin so laut, dass beide Mädchen überrascht inne hielten. „Bewegt euch nicht! Bleibt ganz ruhig!“
„Bist du verrückt, Darin?“, zischte Lily. „Die zerfleischen uns!“
„Nein“, erwiderte Darin, seine Augen huschten schnell von Bestie zu Bestie, analysierten ihre Positionen, ihre Haltung.
„Ihre größte Stärke ist ihre größte Schwäche. Sie jagen alles, was sich bewegt. Wir müssen nicht alle von ihnen bekämpfen. Wir müssen sie nur dazu bringen, sich gegenseitig zu bekämpfen.“
Bevor Funny oder Lily protestieren konnten, griff er in seine Itembox und holte eine Handvoll kleiner, metallischer Kugeln hervor. Er flüsterte einen kurzen Aktivierungszauber. Die Kugeln begannen leise zu surren und schwach zu leuchten.
„Was ist das?“, fragte Funny.
„Akustische Bewegungs-Emitter“, erklärte Darin kurz. „Sie simulieren das Geräusch und die Bewegung eines kleinen Tieres.“ Er blickte zu Lily. „Wirf deine Naginata so hoch du kannst in die Luft, genau in die Mitte.“
„Was?“
„TU ES!“, drängte er.
Verwirrt, aber voller Vertrauen in Darins Verstand, tat Lily, wie ihr geheißen. Sie warf ihre Waffe mit einer Drehung hoch in die Luft. Im selben Moment warf Darin seine Emitter in einem weiten Bogen in verschiedene Richtungen, direkt in die Reihen der lauernden Nachtbestien.
Was folgte, war ein meisterhaft inszeniertes Chaos. Die Nachtbestien, deren Instinkte darauf programmiert waren, auf die schnellste und nächste Bewegung zu reagieren, sahen die rotierende Waffe über sich. Gleichzeitig hörten und spürten sie die Bewegung der Emitter, die neben ihnen und hinter ihnen auf dem Boden landeten. Ihre Raubtiergehirne waren überlastet. Die Bestie, die eben noch Funny angestarrt hatte, drehte sich blitzschnell um und griff die Bestie an, die neben einer von Darins surrenden Kugeln stand. Ein anderer sprang auf seinen Nachbarn und verbiss sich in ihm.
Innerhalb von Sekunden war der Kreis um die drei Elfen herum zu einem wilden, knurrenden und beißenden Knäuel aus schwarzen Leibern und glühenden Augen geworden. Die Nachtbestien zerfleischten sich gegenseitig in ihrer blinden Wut.
„Wow“, flüsterte Funny beeindruckt. „Das ist… brillant.“
„Es war… die logischste Anwendung ihrer Verhaltensmuster“, sagte Darin und wurde ein wenig rot.
Sie mussten nur noch die wenigen, erschöpften und schwer verletzten Überlebenden dieses internen Gemetzels erlegen. Es war kein Kampf mehr, es war eine Säuberungsaktion.
Als sie über dem Feld der toten Bestien standen, klopfte Lily Darin anerkennend auf die Schulter. Es war ein so fester Klaps, dass er beinahe seine Brille verloren hätte.
„Okay, Tech-Nerd“, sagte sie mit einem breiten Grinsen. „Ich muss zugeben, das war verdammt beeindruckend. Und hat uns eine Menge Arbeit erspart.“
Funny lächelte Darin an.
„Deine Fähigkeit, strategisch zu denken, ist deine größte Waffe. Ich bin sehr froh, dich an unserer Seite zu haben.“
Bei diesem Lob senkte Darin den Blick, aber er konnte das glückliche Lächeln nicht verbergen.
Lilys Augen-zu-und-durch-Taktik
Der dritte Morgen war ein Desaster. Zumindest für jeden, der versuchte, vor dem ersten Kaffee mit Lily zu reden. Sie war nicht nur ein Morgenmuffel. Sie war die personifizierte Morgen-Apokalypse. Sie starrte mit finsterer Miene in ihre Tasse, als würde sie versuchen, allein durch Willenskraft den Kaffee zum Wirken zu bringen.
„Guten Morgen, Lily!“, trällerte Rawenna, als sie am Tisch vorbeiging.
„Hmpf“, war Lilys einzige Antwort.
„Jemand ist heute mit dem falschen Fuß aufgestanden“, neckte Funny sie.
„Ich hab beide Füße benutzt, um aus dem Bett zu treten“, knurrte Lily. „Und beide sind schlechter Laune.“
An diesem Tag führte sie ihr Weg zu einem alten, verlassenen Obsthain, von dem berichtet wurde, dass dort seltsame Dinge vor sich gingen. Die Luft war süßlich und schwer, ein Geruch von überreifen, faulenden Früchten lag über dem Hain. Plötzlich raschelte es in den Baumkronen über ihnen.
Sie blickten auf. Die Äste waren voll von Affen. Aber es waren keine normalen Affen. Sie waren schlank, hatten ein dunkles, fast schwarzes Fell, lange, scharfe Eckzähne und Augen, die mit einer unheimlichen, roten Intelligenz leuchteten. Vampiraffen. Bekannt für ihre Schnelligkeit und ihre blutrünstige Aggressivität im Schwarm.
„Okay, Taktik“, sagte Funny sofort leise. „Sie scheinen einen Anführer zu haben, der Große da auf dem dicken Ast. Wenn wir ihn isolieren können, verliert der Schwarm vielleicht die Koordination.“
„Ihre schiere Anzahl ist das Hauptproblem“, fügte Darin hinzu und scannte die Umgebung. „Wir brauchen einen Engpass. Wenn wir sie in den schmalen Pfad zwischen den Felsen dort drüben locken, können sie uns nicht von allen Seiten angreifen.“
Sie diskutierten noch über die beste Vorgehensweise, als Lily genug hatte.
„GENUG GEREDET!“, rief sie, ihre Stimme triefte vor aufgestauter Morgen-Aggression. „Das sind nur dumme Affen! Keine Dämonen, keine Meisterstrategen! Es gibt nur eine Taktik, die hier funktioniert: Augen zu und durch!“

Bevor Funny oder Darin sie aufhalten konnten, stürzte sie sich mit einem wilden Kriegsschrei nach vorne. Ihre Naginata wirbelte durch die Luft wie der Propeller einer Windmühle. Sie stürzte sich direkt in den größten Haufen der Vampiraffen, die überrascht von den Bäumen sprangen. Sie war ein Wirbelwind der Zerstörung, ihre Waffe fällte die Affen, als wären sie Papierfiguren.
„LILY, NEIN!“, schrie Funny.
Es war beeindruckend. Aber es war auch dumm. Die Affen erholten sich von ihrem Schock und stürmten von allen Seiten auf sie ein. Lily war schnell und stark, aber selbst sie konnte nicht überall gleichzeitig sein. Sie wurde umzingelt. Ein Affe schaffte es, sie am Arm zu verletzen.
„Verdammt!“, fluchte sie und trat ihn weg.
Funny und Darin zögerten keine Sekunde länger. Sie stürmten hinterher.
„Ich nehme die linke Flanke!“, rief Funny.
„Rechts ist mein!“, erwiderte Darin.
Was folgte, war ein perfektes Beispiel für ihr instinktives Teamwork. Während Lily im Zentrum wütete, tanzte Funny um sie herum. Ihre beiden Dolche waren eine unüberwindbare Verteidigung, die jeden Angriff auf Lilys ungeschützte Seiten abfing. Darin nutzte die schiere Wucht seiner Doppelaxt. Er schlug nicht nur, um zu töten, sondern um ganze Gruppen von Affen mit einem einzigen, weiten Schwung zurückzuwerfen und so immer wieder Lücken in ihre Reihen zu reißen.
Gemeinsam, als eine dreiköpfige Kampfmaschine, überwältigten sie den Schwarm. Der Kampf war kurz, brutal und unglaublich Kräftezehrend. Als der letzte Vampiraffe fiel, standen sie keuchend und mit unzähligen Wunden übersät im verwüsteten Hain.
Zurück in JWD war die Stimmung angespannt. Sie saßen schweigend auf der Veranda und reinigten ihre Waffen und heilten ihre Wunden.
Funny brach schließlich die Stille, ihre Stimme war sanft, aber mit einem Hauch von Vorwurf.
„Lily, das war unglaublich riskant. Was, wenn wir nicht rechtzeitig bei dir gewesen wären? Sie hätten dich überrannt.“
„Ich hatte alles unter Kontrolle“, sagte Lily, aber ihre Stimme klang nicht so überzeugt wie sonst.
„Deine Taktik war erfolgreich, aber die Risikovariable war zu hoch“, sagte Darin mit seiner logischen Art. Er blickte von Funny zu Lily. „Aber Funnys und meine Überlegungen waren auch zu langsam. Bis wir den perfekten Plan gehabt hätten, wären die Affen vielleicht schon über uns hergefallen.“
Es war ein Moment der ehrlichen Reflexion.
Lily seufzte und ließ die Schultern hängen.
„Okay, okay. Ich war ungeduldig. Und immer noch schlecht gelaunt. Es tut mir leid.“
Funny lächelte.
„Und wir müssen lernen, schneller zu entscheiden. Nicht alles lässt sich bis ins letzte Detail planen.“
„Wir müssen einen Mittelweg finden“, schloss Darin. „Zwischen Strategie und Aktion. Wir müssen einander vertrauen, im richtigen Moment die richtige Entscheidung zu treffen.“
Lily sah ihre beiden Freunde an. Den ruhigen Taktiker und die besonnene Anführerin. Und sie wusste, dass sie recht hatten.
„Okay“, sagte sie und ein echtes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Ab jetzt reden wir, bevor ich losstürme. Aber ihr redet schneller.“
Alle drei lachten. Trotz der unterschiedlichen Herangehensweisen, trotz des Stresses und der Gefahr war ihre Freundschaft an diesem Tag ein weiteres Mal ein Stück mehr zusammengewachsen. Sie waren nicht nur stark, weil jeder von ihnen stark war. Sie waren stark, weil sie zusammen waren.
Am vierten Tag, nachdem sie sich von Rawenna und Florent herzlich verabschiedet hatten, brachen die drei auf. Ihre erste Bewährungsprobe war bestanden. Nun führte ihr Weg sie ins Elfental, zu Funnys Familie. Ein neuer Abschnitt ihres Abenteuers hatte begonnen, doch ihr neuer guter Ruf war ihnen bereits voraus geeilt.
Wird fortgesetzt
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