Spaß mit japanischen Zeichentrickfilmen

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Neulich in der Redaktion: Ich will endlich meine eigene Rubrik

Es polterte und krachte die Treppe herunter, als würde eine Herde wildgewordener Büffel versuchen, eine lustige Stampede zu veranstalten. Sekunden später flog die Tür zu Funnys Büro mit solcher Wucht auf, dass sie ächzend in ihren Angeln schwankte. Schwer atmend, die dunkelroten Haare wild in alle Richtungen abstehend, stand Lily im Rahmen. Ihre grauen Augen funkelten entschlossen.

Funny schreckte von ihrer Arbeit am Computer hoch, ihre himmelblauen Augen weiteten sich überrascht. Bevor sie auch nur ein Wort sagen konnte, war Lily schon mit energischen Schritten auf sie zugekommen.

„Fun-chan, ich will endlich meine eigene Rubrik in der FUNime!“, verkündete sie mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete.

Mit Schwung liess sie sich auf Funnys Schreibtisch nieder, wobei sie nur um Haaresbreite die Tastatur verfehlte, auf der Funny gerade noch getippt hatte.

„Ich will mich mit tollen Themen austoben können und meine eigene Note einbringen!“

Funny zog eine Augenbraue hoch. Die Worte „Lily“ und „austoben“ in einem einzigen Satz liessen bei ihr normalerweise alle Alarmglocken schrillen. Lilys Talent für liebenswertes Chaos war legendär. Doch der Gedanke, Lily einen eigenen Bereich zu geben, hatte auch etwas für sich. Vielleicht könnte man ihre Energie ja in kreative Bahnen lenken. Ein schelmisches Lächeln huschte über Funnys Gesicht.

„Nun, mein liebes Fräulein,“ begann sie mit ihrer gewohnt gewählten Ausdrucksweise, „welche grossartigen Themen schweben Eurem ungestümen Geist denn vor? Und ich muss Euch freundlich darauf hinweisen, dass ‚irgendwas mit Drachen‘ oder ‚Darin und Funny verkuppeln‘ ausserhalb der Bewertungskriterien liegen.“

Lily stutzte. Für einen Moment sah es so aus, als würde sie Funny eine ebenso impulsive wie erboste Antwort an den Kopf werfen wollen. Doch als sie Funnys schelmisches Lächeln sah, entspannten sich ihre Züge.

„Irgendwas mit Musik“, murmelte sie, fast ein wenig schüchtern.

„Musik?“, wiederholte Funny. „Aber wir beide betreuen doch bereits gemeinsam die Karaoke-Ecke, nicht wahr?“

„Du betreust die Karaoke-Ecke“, korrigierte Lily mit leicht vorwurfsvollem Unterton. „Ich darf nur mit aufs Foto und gelegentlich meine Meinung äussern, wenn Du mich gnädigerweise danach fragst!“

Funny nickte nachdenklich.

„Da hast du nicht ganz Unrecht. Die Beiträge stammen in der Tat primär aus meiner Feder, wenngleich wir die Songs gemeinsam testen.“

Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, die Fingerkuppen aneinandergelegt. Was könnte man Lily anvertrauen, das ihr Spass machte, aber nicht das Potenzial hatte, die gesamte FUNime-Website ins Chaos zu stürzen? Plötzlich blitzte eine Idee in ihren Augen auf.

„Was hälst du davon, die Soundtrack-Reviews aus den alten FUNime-Heften für die Online-Präsenz aufzubereiten? Und wenn du dabei auf Perlen stößt oder neue, hörenswerte Soundtracks entdeckst, könntest du diese natürlich ebenfalls vorstellen. Wie klingt das für dich? Wir könnten Darin fragen, welche technische Ausstattung er dir dafür ‚zaubern‘ kann.“

Als hätte er sein Stichwort gehört, lugte in diesem Moment Darin durch den Türspalt. Seine silbernen Haare standen wie immer verwuschelt in alle Richtungen ab, und seine braunen Augen blickten neugierig durch die runde Brille.

„Hat jemand ‚Darin‘ und ‚zaubern‘ gesagt? Was soll denn diesmal materialisiert werden?“

Lily sprang vom Schreibtisch auf, ihre Augen leuchteten.

„Einen Ghettoblaster!“, rief sie.

Darin grinste. „Kriegste.“

„Nein, besser! Eine Super-Duper-High-End-Musik-Anlage!“, steigerte sich Lily hinein.

„Wenn’s weiter nichts ist?“, erwiderte Darin trocken. „Gib mir 20 Minuten.“

Mit diesen Worten verschwand er in Richtung Keller, und kurz darauf drangen Geräusche nach oben, die klangen, als würde jemand versuchen, mit einer Kreissäge eine Blechdose zu öffnen, während zehn Katzen gleichzeitig auf den Schwanz getreten wurde.

Lily wandte sich misstrauisch an Funny.

„Hey, verschaukelt der mich gerade?“

„Wieso?“, fragte Funny zurück.

„Weil das exakt der gleiche Dialog ist, den wir neulich hatten, als ich für ihn einen Youtube-Kanal einrichten sollte.“

Funny kicherte leise.

„Ich denke, ein klein wenig nimmt er Dich schon auf den Arm, meine Liebe. Aber ich wette, in 20 Minuten hast du genau das, was du haben wolltest. Und wie ich Darin kenne, sogar ein wenig mehr“

Und tatsächlich, keine zwanzig Minuten später hörten sie Darins Stimme aus Lilys Büro, das direkt nebenan lag: „Lily, bei dem Chaos hier drin ist es echt eine Herausforderung, eine freie Ecke zu finden!“

Bevor Funny auch nur „Gänseblümchen“ sagen konnte, war Lily wie von der Tarantel gestochen aus Funnys Büro geschossen und in ihres gestürmt. Dort klappte ihr vor Erstaunen der Unterkiefer herunter. In der tatsächlich einzigen einigermaßen freien Ecke ihres sonst chaotischen Zimmers, türmte sich ein beeindruckender Hi-Fi-Turm auf, flankiert von zwei gigantischen Lautsprecherboxen. Ein Wirrwarr aus Kabeln verband die einzelnen Komponenten.

Ohne zu zögern, schnappte sich Lily ihre Kopfhörer, kramte eine ihrer Lieblings-Soundtrack-CDs hervor, legte sie ein und versank augenblicklich in ihrer eigenen Welt, den Kopf im Takt wiegend.

Darin stand lächelnd im Türrahmen.

„Gern geschehen! Aber wozu genau benötigst du diese akustische Waffentechnik?“

Als Lily nicht reagierte, wiederholte er seine Frage etwas lauter.

Lily riss sich die Kopfhörer vom Kopf.

„Was? Oh! Funny hat mir die Rubrik ‚Soundtracks‘ überlassen! Jetzt werde ich alle CDs durchhören, die alten Artikel aufbereiten und vielleicht auch ein paar neue schreiben!“

Ihre Augen strahlten vor Begeisterung.

„Das hat Funny erlaubt?“, fragte Darin ungläubig und warf einen Blick zu Funny, die inzwischen ebenfalls in der Tür erschienen war. „Bestimmt nur unter der Bedingung, dass keine Drachen darin vorkommen, oder?“

Lily prustete los.

„Ja, so in etwa hat sie es formuliert!“

Darin lächelte, warf Funny einen anerkennenden Blick zu und zog sich leise zurück, eine sichtlich überglückliche Lily in ihrem neuen Reich zurücklassend. Er ging zu Funny ins Büro.

„Das war eine wirklich grossartige Idee, Funny. Einen eigenen Bereich hat sich Lily schon sehr, sehr lange gewünscht.“

Funny lächelte zufrieden.

„Ja, das hat sie. Mal sehen, wann die ersten Ergebnisse eintreffen. Aber so, wie ich unsere Lily kenne, wird es wohl nicht allzu lange dauern, bis sie diese Rubrik mit ihrer ganz eigenen, chaotisch-liebenswerten Art zum Leben erweckt hat.“

Und beide wussten, dass auch wenn es vielleicht ein wenig lauter und bunter werden würde, es eine Bereicherung für die FUNime sein würde.


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