Ein warmer Sonnenstrahl fiel durchs Fenster der FUNime-Redaktion. Funny saß barfuß auf dem Schreibtischrand und ließ die Beine baumeln.
„Also dieser neue Mecha-Anime war echt nicht schlecht“, meinte sie kichernd. „Aber irgendwie ist mir der Hauptcharakter zu grimmig.“
Darin grinste.
„Ach komm, du fandest doch nur die Kampfszenen cool. Gib’s zu!“

Plötzlich flog die Tür auf.
Beide schreckten auf.
„LILY!?“
Mit zerzausten langen roten Haaren, tränennassen Augen stürmte Lily schluchzend ins Büro und warf sich Funny in die Arme.
„Mein… mein Wagen! Er ist… weg! Einfach weg!“
Funny und Darin starrten sie entsetzt an.
„Dein Marktwagen? Der mit all den Schmucksteinen, Anhängern, Flyern und Kräutern?“, fragte Darin. „Aber du wolltest doch heute am Naturmarkt Werbung für uns machen!“
Lily japste nach Luft.
„Ich… ich bin nur kurz… ich musste so dringend… als ich zurückkam, war er einfach nicht mehr da!“
Ihre Stimme brach und Schluchzer schüttelten sie.

Darin runzelte die Stirn.
„Hast du die Wegrollsperre eingerastet? Die ist gleichzeitig auch der Diebstahlschutz.“
„Darin!“, zischte Funny empört. „Sie ist völlig aufgelöst, sei nicht so kalt!“
Doch Lily schüttelte traurig den Kopf.
„Ich hab’s vergessen… Ich hab’s einfach vergessen…“
Neue Tränen kullerten über ihre Wangen.
Darin trat näher, legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. „Hey… komm, ich helfe Dir suchen. Wir finden ihn!“
„Meinst Du?“, fragte Lily mit zitternder Stimme.
„Komm, wir sehen nach“, sagte Darin und griff nach Lilys Hand. „Wir finden ihn. Funny, halte hier die Stellung!“
Gemeinsam eilten sie zum Markt. Die anderen Stände wirkten ruhig, niemand hatte etwas bemerkt. Lily sah sich panisch um.
„Er wurde wirklich gestohlen! Alles… ist weg…“
„Warte“, murmelte Darin und blickte zur Stelle, wo Lily ihren Wagen abgestellt hatte. Er schloss kurz die Augen, hob die Hand – und spürte eine Windböe durch das Gras streifen.

„Hier war es heute Morgen schon windig“, sagte er langsam. „Und die Straße fällt leicht ab…“
„Du meinst… der Wagen ist… einfach weggerollt?“, flüsterte Lily ungläubig.
„Nur eine Vermutung. Komm!“
Sie liefen los. Über den Kiesweg, der sich durch sanfte Hügel zog. Der Wind wehte hinter ihnen her, spielte mit Darins Shirt und flatterte durch Lilys lange Haare.
„Da!“, rief Lily plötzlich. „Dort hinten!“
Und tatsächlich – hinter einer Kurve, halb im Graben, halb unter seiner zerzausten Plane, lag der kleine Marktwagen. Ein Rad hatte sich im Gestrüpp verhakt, einige Kräuterbüschel und FUNime-Flyer waren vom Wind verweht. Doch die Kiste mit den Schmuckstücken war unversehrt.
„Er ist noch da!“
Lily lachte unter Tränen und warf sich Darin um den Hals.
„Oh, du hattest recht! Es war der Wind!“
Darin grinste.
„Die Plane hat wohl als Segel gewirkt. Und das Gelände hier ist abschüssig – perfekte Bedingungen für eine unfreiwillige Reise.“
Gemeinsam richteten sie den Wagen wieder auf und schoben ihn zurück. Sie banden die Plane diesmal ordentlich fest, Darin verriegelte die Wegrollsperre, und Lily sortierte sorgsam all ihre Sachen neu.
Als die ersten Kunden kamen, glänzten Lilys Augen wieder.
„Danke“, sagte sie leise. „Ich werde nie wieder ohne Diebstahlschutz losziehen. Versprochen.“

Zurück in der Redaktion trat Darin lächelnd zu Funny, die schon aufgeregt wartete.
„Der Wind war’s“, sagte er zu Funny, die ihn erwartungsvoll ansah. „Hat wohl keinen Geschmack für Kräuter und Flyer. Alles noch da.“
Funny grinste erleichtert.
„Dann war es nur ein kleiner Wirbelwind, der dem großen Wirbelwind *hust* Lily *hust* Konkurrenz machen wollte. Komm, lass uns nachher zum Markt gehen, vielleicht finden wir ja etwas hübsches.“
‚Ein Date?‘, schoss es Darin durch den Kopf.
Aber das ist eine andere Geschichte und soll eine anderes Mal erzählt werden.
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