Spaß mit japanischen Zeichentrickfilmen

Neulich in der Redaktion von Funime.de – Nur ein Kommentar?

WIE BITTE?! Du hast den Kommentar zu Holmes of Kyoto geschrieben?!“

Lily stand mitten im Redaktionsraum, ihre langen, roten Haare wehten hinter ihr her wie ein Sturm aus Blütenblättern. Ihre grauen Augen blitzten gefährlich.

„Du wusstest, dass ich den unbedingt machen wollte! Es geht um Kyoto, meine Lieblingsstadt!“

Funny blickte erschrocken vom Bildschirm zu Lily auf, ihre blauen Haare fielen ihr dabei ins Gesicht.

„Lily, ich hab dir dreimal geschrieben. Es kam keine Antwort. Der Beitrag musste online gehen.“

„Ich war unterwegs, verdammt! Ich konnte nicht antworten!“

Lily stemmte die Hände in die Hüften.

„Und woher soll ich wissen, dass es sofort sein muss? Du musst dich halt mal klarer ausdrücken!“

Funny seufzte.

„Ich hab’s extra mit Datum geschickt…“

„Und trotzdem nimmst du’s dir einfach? Ich hab mich sogar schon rangesetzt! Ich hab angefangen zu schreiben! Das war meine Aufgabe!“

Lily stampfte mit dem Fuß.

„Bin ich hier nicht mehr erwünscht, oder was?“

„Jetzt übertreib doch nicht…“

Funny flüsterte es nur noch. Ihre Stimme zitterte.

„Weißt du was, Funny? Als Chefin bist du echt… echt… schlecht!“ schrie Lily schließlich, ihre Stimme überschlug sich. „Du weißt nicht, wie man mit Leuten umgeht!“

In dem Moment stand Funny auf. Ohne ein weiteres Wort stürmte sie aus dem Raum. Eine Träne glänzte auf ihrer Wange.

Lily schnaufte. Zitterte vor Wut. Oder war es schon Reue?

Hinter ihr räusperte sich jemand.

„Du machst hier ne Szene… wegen einem Kommentar?“

Darin stand in der Tür. Seine silbernen Haare unordentlich wie immer, sein blaues T-Shirt spannte leicht über der Brust, wo ein kleines Logo von Funime.de prangte. „Wirklich jetzt, Lily?“

„Sie hat—! Sie—!“ Lily schluckte. „Sie hat mir den Beitrag weggenommen!“

Darin verschränkte die Arme.

„Sie hat dir einen Gefallen getan. Du warst offiziell gar nicht für den Beitrag eingeplant. Aber Funny dachte, du freust dich, weil’s um Kyoto geht. Sie hat dich eingeladen, nicht übergangen.“

Lily stockte.

„Sie… hat…?“

Ihr Blick verlor an Härte. Die Schultern sackten. Dann – eine erste Träne.

„Oh nein…“

Ohne ein weiteres Wort stürmte sie los.

Durch die Korridore. Den Besprechungsraum. Die Küche. Die Dachterrasse. Nichts.

Erst ganz hinten, im hintersten Winkel des Archivs, zwischen staubigen Kisten mit alten Anime-Tapes, fand sie sie.

Funny saß auf dem Boden, die Arme um die Knie geschlungen, leise schluchzend.

„Funny!“ rief Lily und war im nächsten Moment bei ihr.

Sie ließ sich auf die Knie fallen, schlang die Arme um sie.

„Es tut mir so leid… Ich… ich war unfair, laut, verletzend… Ich wollte dich nicht traurig machen! Ich… ich hab’s einfach nicht kapiert.“

Funny hob langsam den Kopf. Ihre Augen waren gerötet.

„Du hast gesagt… ich sei eine schlechte Chefin…“

„Ich hab das nur gesagt, weil ich selbst nicht klarkam! Nicht, weil’s stimmt! Ich war überfordert und hab das an dir ausgelassen…“

Lily hielt sie noch fester. „Bitte, verzeih mir… Ich hab so Angst, dass ich dieses Mal wirklich zu weit gegangen bin…“

Funny schniefte. Dann nickte sie langsam.

„Es hat wehgetan… Ja. Aber… ich bin froh, dass wir jetzt drüber reden. Und weißt du… ich kenn dich ja. Du bist ein Wirbelwind. Emotional. Aber… du meinst es nie böse. Ich weiß das. Aber es tut halt trotzdem weh.“

Lily sah sie an. „Du bist die Beste, weißt du das?“

„Und du kriegst den nächsten freien Beitrag. Versprochen.“

Funny lächelte vorsichtig.

„Und ich… ich werde mir in Zukunft ganz sicher sein, dass ich Zeit habe, bevor ich was annehme. Und wenn’s nicht geht, sag ich klar Nein.“

Hand in Hand gingen die beiden zurück in die Redaktion.

Darin am anderen Ende des Flurs sah den beiden hinterher. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Alles wieder gut.

Denn bei jedem Streit schwebt die Angst mit, dass etwas kaputtgehen könnte – unwiderruflich. Und auch Darin, so ruhig er immer wirkt, fürchtet sich davor.

Aber heute, heute war alles gut ausgegangen.


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