Der folgende Artikel ist in der FUNime 65 erschienen und gibt die Sichtweise von 2012 wieder.
Man ist jung und braucht Geld. Was tut man da? Man bewirbt sich auf Stellenanzeigen. 700 Yen oder 800 Yen pro Stunde für Aushilfsjobs sind normal, knapp 1000 Yen nicht ungewöhnlich. Sobald es jedoch über 100.000 Yen pro Stunde für einen 7×24-Stunden-Job gibt, sollten die Alarmglocken läuten. Aber man ist jung und braucht das Geld…
Zehn sehr verschiedene Bewerber werden in einen unterirdischen Bunker gebracht und gewarnt, dass in den nächsten sieben Tagen durchaus ungewöhnliches, moralisch anstößiges geschehen könnte. Doch keiner lehnt den Job ab. Und so schließen sich hinter den 10 kleinen Negerlein… pardon, Japanern die Bunkertore und das Spiel beginnt.
Die Regeln sind einfach: Jeder Teilnehmer erhält nach 7 Tagen das volle Honorar. Wenn es in dieser Zeit ein Verbrechen gibt, muss die Gemeinschaft das Verbrechen aufklären. Derjenige, der die korrekte Lösung ermittelt und die anderen von der Richtigkeit überzeugt, erhält noch einmal das volle Honorar oben drauf. Doch auch der Täter erhält dieses Honorar.
Schon am zweiten Tag, da waren es nur noch Neun, denn es gibt den ersten Toten, den ersten Verdächtigen und den ersten „erfolgreichen“ Detektiv.
Und bald darauf: Neun kleine Japanerlein, die ging’n zusammen auf Wacht, da hat es plötzlich Rumms gemacht, da war’n es nur noch Acht!
Der Werbetext verspricht „einen spannungsgeladenen Horrorthriller im Stile von Cube“.
…und Cube ist das sinnloseste und blödeste, was einem in den Blu-ray-Player gelangen kann.
INCITE MILL hat eine solche Werbung nicht verdient. Alle Cube-Hasser sollten dem Film durchaus eine Chance geben. Denn er ist wirklich spannend, verzichtet dabei auf Splatter und Splattereffekte und vermag es trotzdem den Spannungsbogen kontinuierlich über weite Strecken des Filmes zu halten. Die Darsteller wirken glaubwürdig in ihrer Motivation und den daraus resultierenden Handlungsweisen. INCITE MILL weiß auch psychologisch zu überzeugen.
Selbstverständlich dürfen Wetten abgeschlossen werden, wer am Ende und warum überleben wird. Soviel sei vorab verraten: Auf das Warum wird wohl kaum jemand kommen!
Inhaltlich liefert Warner Bros. Japan mit INCITE MILL also spannende und überraschende Unterhaltung. Technisch liefert Sunfilm allerdings nur Standard ab. Das Bild ist zwar blu-ray-like, also scharf und gut aufgelöst. Aber generell liegt über dem Film ein leichter Grauschleier und es krisselt einige Male – und dabei sind nicht die Bilder aus den eingespielten Überwachungsvideos gemeint. Ob das Ausgangsmaterial eine bessere optische Umsetzung überhaupt erlaubt, kann man als Zuschauern natürlich nicht beurteilen.
Die deutsche Synchronisation ist ordentliches Kino-Niveau. Wer auf Authentizität schwört, wird eher die japanische Tonspur wählen und maximal deutsche Untertitel dazu schalten. Beide Spuren liegen in dts HD Master Audio 7.1 vor. Das Bild in 1080p/24.
An Extras findet man ein ca. einstündiges Making-of und einen deutschen und japanischen Trailer auf der Scheibe.
Fazit: Ein spannender Film mit interessanten Anleihen an bekannte Krimis aus z.B. der Agatha-Christi-Reihe, dessen Blu-ray-Umsetzung besser sein könnte. Wer spannende Unterhaltung jenseits von Hollywood sucht, wird auf jeden Fall nicht enttäuscht!
Ergänzungen 2025
Genre-Einordnung
Der Film gehört zum Genre des Psychothrillers mit Elementen von Mystery und Survival-Horror. Die psychologische Dimension wird durch die intensive Charakterstudie und die Betonung von Misstrauen und Manipulation betont. Zudem greift der Film typische Survival-Horror-Motive auf, wie das eingeschlossene Setting, die drohende Gefahr und die moralische Verwerflichkeit der Handlungen. Der Thriller-Charakter wird durch die permanente Bedrohung und die schrittweise Enthüllung der wahren Natur des Experiments unterstrichen. Die Einordnung als Mystery ist gerechtfertigt, da der Film Rätsel um die Hintergründe des Experiments und die Motivation der Charaktere aufbaut, die erst nach und nach entschlüsselt werden.
Setting und Umfeld
Der Film spielt in einer abgeschiedenen, technologisch fortschrittlichen Anlage, die isoliert von der Außenwelt liegt. Diese Umgebung verstärkt die Klaustrophobie und das Gefühl der Gefangenschaft. Die sterile, kühle Architektur des Gebäudes unterstreicht die Unmenschlichkeit des Experiments. Das gesellschaftliche Umfeld reflektiert eine moderne japanische Gesellschaft, die von wirtschaftlichem Druck und sozialer Isolation geprägt ist. Die Teilnahme der Charaktere an diesem Experiment verdeutlicht, wie finanzielle Verzweiflung und soziale Unsicherheiten Menschen in extremen Situationen antreiben können.
Filmtechnik, Ton und Musik
Die Kameraarbeit nutzt enge Einstellungen und lange Takes, um die Spannung und Beklemmung zu verstärken. Die sterile Beleuchtung unterstreicht die Kälte und Unpersönlichkeit des Settings. Der Soundtrack verwendet minimalistische Kompositionen, die Spannung aufbauen und emotionale Momente akzentuieren. Besonders die Nutzung von Stille erzeugt eine angespannte Atmosphäre. Der Einsatz von Überwachungskameras im Bild vermittelt das Gefühl permanenter Kontrolle und Überwachung.
Stärken des Films
Die größte Stärke des Films liegt in seiner psychologischen Tiefe und der intensiven Atmosphäre. Die komplexe Gruppendynamik und die moralischen Dilemmata der Charaktere bieten reichlich Stoff für Reflexion. Die filmische Umsetzung, insbesondere die Kameraarbeit und die Musik, verstärkt die bedrückende Stimmung.
Schwächen des Films
Der Film leidet gelegentlich unter stereotypen Charakterdarstellungen und einer Vorhersehbarkeit der Handlung. Einige Wendungen wirken konstruiert, und die Hintergrundgeschichte des Experiments wird nicht vollständig ausgearbeitet, was beim Publikum Fragen offenlässt.
Fazit
Incite Mill – Jeder ist sich selbst der Nächste ist ein spannender Psychothriller, der die Abgründe menschlicher Natur und die Auswirkungen extremer Situationen untersucht. Trotz einiger erzählerischer Schwächen bleibt der Film durch seine Atmosphäre und seine moralischen Fragen im Gedächtnis.

Titel: INCITE MILL – Jeder ist sich selbst der Nächste (Japan 2010)
Laufzeit: 107 min
Genre: Thriller
Regie: NAKATA Hideo
Darsteller: FUJIWARA Tatsuya, AYASE Haruka, ISHIHARA Satomi
Sprache: Deutsch und Japanisch in DTS-HD Master Audio 7.1
Untertitel: deutsch
Publisher: Sunfilm
Veröffentlichung: 05.04.2012
FSK: 16
Preis: EUR 9,99 (DVD), EUR 12,99 (BD)







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