Der Horror-Manga Uzumaki bekommt nach dem Realfilm von 2000 nun 24 Jahre später auch eine Anime-Umsetzung.
Der Realfilm wurde in der FUNime Nr. 40 auf Seite 14 vorgestellt.
Auf Crunchyroll kann man sich ab 28.9.2024 in Aufregung versetzen lassen.
Wer jetzt hektisch in seinen FUNime wühlen will… SERVICE! SERVICE! SERVICE! Hier der Beitrag:
Uzumaki
Japanische Horrorfilme sind spätestens seit Ringu auch im Ausland verkäuflich, doch Uzumaki (zu Deutsch: Wirbel oder Spirale) ist leider bei weitem nicht so überzeugend.
Der jetzt von Rapid Eye Movies in Deutschland auf DVD herausgebrachte Film basiert auf einem Manga (in Englisch erhältlich bei Viz Comics) von Ito Jinji, der sich mit zahlreichen Horrorgeschichten (u.a. dem in mehreren Teilen verfilmten Tomie) längst einen Namen gemacht hat.
Helden des Films sind Kirie und Shuichi, Oberschüler in der Kleinstadt Kurouzu, die schon seit ihrer Kindheit eng befreundet sind. Doch in letzter Zeit verhält sich Shuichis Vater seltsam: er ist völlig besessen von Spiralen in jeglicher Form, filmt sie aus nächster Nähe mit seiner Videokamera und stiehlt Dinge mit Spiralen darauf. Bei Kiries Vater, einem Töpfer, bestellt er eine Schale, natürlich mit Spiralmuster. Shuichi weiß nicht, wie er reagieren soll, und Kirie, die ihm gerne helfen würde, weiß auch keinen Rat. Doch Shuichis Vater ist nicht das einzige Problem: einer ihrer Mitschüler bringt sich um, andere verhalten sich ausgesprochen seltsam, und immer hat es etwas mit Spiralen zu tun. Über der ganzen Stadt scheint ein Fluch zu liegen.
Schließlich kommt Shuichis Vater durch seine Spiralbesessenheit zu Tode, woraufhin seine Mutter eine extreme Furcht vor Spiralen entwickelt, die jedoch ebenso selbstzerstörerisch ist. Dann taucht ein Reporter auf, von dem Kirie und Shuichi erfahren, daß es in Kurouzu schon früher seltsame Vorfälle gab. Er glaubt, den Grund dafür herausfinden zu können – doch wird das noch etwas nutzen?
Es gibt nicht viele japanische Horrorfilme, die in Deutschland veröffentlicht wurden, und so mag es naheliegend sein, Uzumaki mit dem großen Erfolg von Ringu zu vergleichen, aber tatsächlich haben beide Filme nicht sehr viel gemeinsam. Immerhin hat man so eine Vergleichsbasis:
Während Ringu auf wenige, aber effektive Schockeffekte mit hohem Schreck- aber geringem Ekelfaktor setzte, ist Uzumaki weit weniger subtil und zurückhaltend – beileibe kein Splatterfilm, aber die doch recht zahlreichen und teilweise abstoßenden Effekte werden einem meist ausführlich und fast genüßlich vorgeführt. Und an die Stelle der konkret bedrohlichen Atmosphäre von Ringu tritt eine Unheimlichkeit des Alltäglichen, von heruntergekommenen, schäbigen Gebäuden und Menschen, die zunehmend seltsame, fremdartige Veränderungen durchmachen, deren Grund unverständlich bleibt.
Zwar finden sich auch in Uzumaki in Gestalt des Reporters Spuren der krimiartigen Suche nach der Ursache des Grauens, doch die Ergebnisse bleiben spärlich, unvollständig, und haben keine Auswirkung auf die Handlung. Generell ist die Handlung die Schwäche von Uzumaki: Es fehlt ein wenig ein roter Faden, stellenweise ergeben sich ziemliche Längen, und auch das Ende kann wenig überzeugen. Vielleicht keine Überraschung, wenn man bedenkt, daß Regisseur Higuchinsky (ein Pseudonym, er heißt in Wirklichkeit Higuchi Akihiro) zuvor keine Filme oder Serien, sondern hauptsächlich Musikvideos drehte (u.a. für Shazna und L’Arc~en~Ciel). Doch vielleicht ist das auch Geschmackssache – wer gerne Interpretationen sucht und Filme von David Lynch mag, könnte gerade diese Dinge gut finden.
Leider gibt es aber auch schauspielerische Schwächen, hauptsächlich bei den Hauptdarstellern: Hatsune Eriko, für die Kirie die erste Kino- und die erste Hauptrolle ist, und Fhifan (ein Pseudonym, zuvor nur als Model und in Werbespots aufgetreten) als Shuichi agieren über weite Strecken steif und emotionslos. Die sehr guten Leistungen des Film-Veteranen Osugi Ren (bekannt aus mehreren Kitano-Filmen) als Shuichis Vater und der ebenfalls erfahrenen Takahashi Keiko als seine Mutter können dies leider nicht ausgleichen.
Hintergrundmusik wird in Uzumaki sparsam, aber effektiv und passend eingesetzt. Im Gegensatz dazu ist der Abspannsong „Raven“ der erfolgreichen Band „Do As Infinity“ zwar nett anzuhören, paßt jedoch in keinster Weise zum Film.
Zur Ausstattung und Technik der DVD: Es ist sowohl der Originalton als auch die (ziemlich gute) deutsche Synchronfassung in Surround-Ton vorhanden. Ein sinnvolles und interessantes Feature sind die zwei deutschen Untertitelspuren, eine für Breitbildfernseher, und eine für normale Bildschirme im 4:3-Format, bei der die Untertitel teilweise den durch das Filmformat entstehenden schwarzen Balken nutzen und so das Bild weniger stören. Leider ist das Umschalten von Ton- und Untertitelspur per User Prohibition nur im DVD-Menü erlaubt.
Dank recht hoher Bitrate gibt es kaum Artefakte, jedoch ist das Bild durchgehend kontrastarm und stark grünstichig, wobei zumindest letzteres Absicht und Teil der Atmosphäre des Films ist. Als Extras gibt es den Kinotrailer, ein Video, das im Film eine Rolle spielt, und ein ca. 5minütiges „Making Of“, das unerwartet interessant ist, vielleicht weil es so gar nicht den Hollywood-üblichen Werbefilmchen gleicht: beim Interview mit der Hauptdarstellerin wird weder die Story erzählt, noch werden die Kollegen oder der Regisseur gelobt, und die dazwischen eingeschobenen Szenen aus dem Dreh und von der Erschaffung der Spezialeffekte bleiben völlig unkommentiert.
Alles in allem wird Uzumaki wohl kaum als Meilenstein des Horrorfilms in Erinnerung bleiben, weder hierzulande noch in Japan – daß die im Trailer genannte Homepage des Films nicht mehr existiert, spricht für sich. Doch immerhin ist es mal eine Abwechslung, und man hat auch aus Hollywood schon viel, viel schlechtere Filme gesehen.
Michael B.
Uzumaki
Erschienen bei: Rapid Eye Movies
Erscheinungsjahr: 2000
Deutsche DVD: 2004
Dauer: 91 Minuten
FSK-Freigabe: ab 16
Regie: Higuchinsky (Higuchi Akihiro)
Drehbuch: Nitta Takao/Kaji Kengo/Yasuo Chika
Kamera: Kobayashi Gen
Produzenten: Kurosawa Mitsuru, Yokohama Toyoyuki
Manga: Deluxe Edition von Carlsen
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