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Nausicaä aus dem Tal der Winde

„Nausicaä aus dem Tal der Winde“ (japanischer Titel: „Kaze no Tani no Naushika“) ist ein Anime-Film aus dem Jahr 1984, der unter der Regie von Hayao Miyazaki entstand. Der Film basiert lose auf dem gleichnamigen Manga, den Miyazaki ebenfalls geschaffen hat, und wird oft als einer der frühen Meisterwerke des Studio Ghibli angesehen, obwohl das Studio erst nach der Veröffentlichung des Films offiziell gegründet wurde.

Der Film spielt in einer postapokalyptischen Welt, die von giftigen Wäldern, den sogenannten „Miasma-Wäldern“ oder „Toxischen Wäldern“ (jap. Fukai), und gigantischen Insekten, darunter die mächtigen Ohmu, beherrscht wird. Die Menschheit lebt in kleinen, isolierten Gemeinschaften, die in ständigem Konflikt mit der Natur und miteinander stehen.

Die Protagonistin Nausicaä ist die Prinzessin des friedlichen Tals der Winde, einer der wenigen Orte, die von den giftigen Wäldern verschont geblieben sind. Sie ist eine mutige, mitfühlende und naturverbundene junge Frau, die tiefes Verständnis und Respekt für die Natur und die Kreaturen, die in ihr leben, zeigt. Nausicaä erkennt, dass die toxischen Wälder und ihre Bewohner nicht nur eine Bedrohung sind, sondern auch eine Reaktion auf die Zerstörungen, die die Menschheit der Erde zugefügt hat.

Der Konflikt im Film eskaliert, als das kriegerische Königreich Tolmekia ein abgestürztes Kriegsschiff birgt, das eine uralte biologische Waffe enthält – einen „Gott-Krieger“, der einst in der Vergangenheit die Zivilisation zerstörte. Tolmekia plant, diese Waffe gegen die Wälder und rivalisierende Nationen einzusetzen, was zu einer Kettenreaktion führt, die das Überleben der Menschheit gefährdet.

Nausicaä setzt sich mutig für den Frieden und das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur ein. Sie bemüht sich, die verfeindeten Parteien zu versöhnen und die Wahrheit hinter den toxischen Wäldern und den Ohmu zu offenbaren. In einem dramatischen Höhepunkt opfert sie sich selbst, um die Menschheit zu retten, doch wird sie von den Ohmu gerettet und kehrt ins Leben zurück, was ein Zeichen der Hoffnung auf ein neues Verständnis und eine harmonische Koexistenz zwischen Mensch und Natur darstellt.


Charaktere und deren Entwicklung

  1. Nausicaä
    • Beschreibung: Nausicaä ist die mutige und weise Prinzessin des Tals der Winde. Sie ist stark verbunden mit der Natur und den Kreaturen der toxischen Wälder. Sie besitzt eine außergewöhnliche Fähigkeit, mit den Insekten zu kommunizieren und zeigt großes Mitgefühl für alles Lebendige.
    • Entwicklung: Nausicaä zeigt während des gesamten Films eine bemerkenswerte Reife und ein tiefes Verständnis für die Welt um sie herum. Ihre Fähigkeit, in der scheinbaren Bedrohung auch das Gute zu erkennen, entwickelt sich weiter, als sie die wahre Natur der toxischen Wälder und ihre Bedeutung für die Erde versteht. Ihr Weg ist einer des Opfers und der Hingabe, was sie schließlich zu einer Heldin macht, die den Kreislauf der Zerstörung durchbricht und Hoffnung für die Zukunft bietet.
  2. Lord Yupa
    • Beschreibung: Lord Yupa ist ein erfahrener Krieger und Mentor von Nausicaä. Er ist ein weiser, gerechter Mann, der auf seinen Reisen nach Wissen sucht, um den Frieden zu fördern. Er wird von vielen als der beste Schwertkämpfer der Welt angesehen.
    • Entwicklung: Yupa dient als moralischer Kompass und weiser Ratgeber für Nausicaä und andere Charaktere. Seine Begegnungen mit der Zerstörung, die die Menschen angerichtet haben, verstärken seinen Glauben an die Notwendigkeit eines friedlichen Weges. Obwohl er ein Krieger ist, sehnt er sich nach einem Ende der Gewalt.
  3. Kushana
    • Beschreibung: Kushana ist die Prinzessin des kriegerischen Königreichs Tolmekia. Sie ist eine entschlossene und strategisch denkende Anführerin, die die Kontrolle über den „Gott-Krieger“ übernehmen will, um die Macht ihres Königreichs zu sichern.
    • Entwicklung: Kushana wird zunächst als antagonistische Figur dargestellt, die entschlossen ist, ihre Ziele um jeden Preis zu erreichen. Doch im Laufe des Films wird ihre komplexe Persönlichkeit enthüllt, einschließlich ihrer eigenen Traumata und ihrer Motivation, ihre Nation zu schützen. Ihre Beziehung zu Nausicaä zeigt, dass sie in der Lage ist, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten, was sie schließlich zu einer ambivalenten Figur macht, die sowohl Stärke als auch Verletzlichkeit zeigt.
  4. Asbel
    • Beschreibung: Asbel ist ein junger Pilot aus dem Pejitei-Königreich, das von den Tolmekianern zerstört wurde. Er begegnet Nausicaä, nachdem er versucht hat, das Königreich Tolmekia zu sabotieren.
    • Entwicklung: Asbel beginnt den Film als Rache suchender junger Mann, der bereit ist, Gewalt anzuwenden, um sein Volk zu rächen. Durch seine Interaktionen mit Nausicaä lernt er jedoch, dass Hass und Rache nur zu weiterer Zerstörung führen. Seine Entwicklung führt zu einer tieferen Einsicht in die Notwendigkeit des Friedens und der Zusammenarbeit.
  5. Obaba
    • Beschreibung: Obaba ist eine weise, alte Frau aus dem Tal der Winde, die als Hüterin des Wissens und der Traditionen des Tals dient. Sie ist klein und zerbrechlich, aber geistig scharf und respektiert von den Bewohnern des Tals.
    • Entwicklung: Obaba repräsentiert die Verbindung zu den Mythen und der Geschichte der Welt. Sie bietet Nausicaä und den anderen Bewohnern des Tals wertvolle Ratschläge und Einsichten. Ihre Rolle bleibt im Laufe des Films relativ konstant, aber sie spielt eine entscheidende Rolle dabei, die Legenden und Prophezeiungen zu interpretieren, die letztendlich das Schicksal der Welt beeinflussen.

Hintergründe und Studio Ghibli

„Nausicaä aus dem Tal der Winde“ ist ein entscheidender Film in der Geschichte des japanischen Animationsfilms und ein Wendepunkt in der Karriere von Hayao Miyazaki. Obwohl der Film vor der offiziellen Gründung von Studio Ghibli produziert wurde, wird er oft als inoffizieller Startpunkt des Studios angesehen, da er den Weg für die Gründung des Studios im Jahr 1985 ebnete.

Miyazaki selbst war sowohl Regisseur als auch Drehbuchautor des Films und basierte die Geschichte auf einem Manga, den er in den Jahren zuvor geschrieben und gezeichnet hatte. Der Erfolg des Films legte den Grundstein für das spätere Studio Ghibli, das zu einem der angesehensten und einflussreichsten Animationsstudios der Welt wurde.

Das Thema des Films spiegelt Miyazakis lebenslange Faszination für die Natur, die Auswirkungen der menschlichen Zerstörung der Umwelt und die Suche nach einer harmonischen Koexistenz wider. Diese Themen werden auch in späteren Ghibli-Filmen wie „Prinzessin Mononoke“ und „Chihiros Reise ins Zauberland“ weitergeführt.


Deutsche Veröffentlichung auf Videokassette

Der Film „Nausicaä aus dem Tal der Winde“ wurde in Deutschland zunächst unter einem anderen Titel und in einer stark gekürzten Version veröffentlicht. In den 1980er Jahren, als Anime in Deutschland noch wenig bekannt war, wurde der Film unter dem Titel „Sternenkrieger“ auf VHS-Kassette veröffentlicht. Diese Fassung war eine stark bearbeitete und um etwa 20 Minuten gekürzte Version des Originals. Viele zentrale Handlungsstränge wurden dabei entfernt oder umgedeutet, wodurch die komplexen Themen und die tiefe Bedeutung des Films verloren gingen.

Die „Sternenkrieger“-Version war zudem mit einer anderen Synchronisation versehen, die nicht die Qualität der späteren Veröffentlichungen erreichte. Der Film wurde als reiner Science-Fiction-Actionfilm vermarktet, was der eigentlichen Natur und den ökologischen und philosophischen Themen des Originals nicht gerecht wurde. Diese Fassung des Films hat unter Fans und Kritikern einen eher schlechten Ruf und wird oft als abschreckendes Beispiel für die schlechte Behandlung von Anime in den frühen Tagen des Genres außerhalb Japans genannt.

Erst Jahre später wurde „Nausicaä aus dem Tal der Winde“ in Deutschland in einer ungekürzten Fassung und mit einer neuen Synchronisation veröffentlicht, die der Originalversion von Hayao Miyazakis Werk gerecht wurde. Diese Veröffentlichung trug maßgeblich dazu bei, den Ruf des Films in Deutschland zu rehabilitieren und seine Bedeutung als wegweisendes Werk des Anime-Genres anzuerkennen.


Qualität der Zeichnungen

Die Zeichnungen in „Nausicaä aus dem Tal der Winde“ sind außergewöhnlich detailliert und zeugen von einer tiefen Liebe zum Detail, die typisch für Miyazakis Werke ist. Die Landschaften sind reich an Texturen und Farben, was die postapokalyptische Welt sowohl bedrohlich als auch faszinierend erscheinen lässt. Die Gestaltung der toxischen Wälder ist besonders bemerkenswert, da sie eine düstere, aber dennoch lebendige und komplexe Umwelt darstellen.

Die Charakterdesigns sind sorgfältig ausgearbeitet, um die Persönlichkeit und die inneren Konflikte der Figuren zu reflektieren. Nausicaä selbst ist mit weichen, menschlichen Zügen dargestellt, die ihre Empathie und Verbundenheit mit der Natur unterstreichen, während Figuren wie Kushana eine kantigere, härtere Optik besitzen, die ihre entschlossene und manchmal erbarmungslose Natur widerspiegelt.

Qualität der Animation

Die Animation in „Nausicaä aus dem Tal der Winde“ setzt Maßstäbe für den handgezeichneten Animationsfilm. Die Bewegungen der Charaktere sind flüssig und gut choreografiert, insbesondere in den Flug- und Kampfszenen. Besonders hervorzuheben sind die Animationen der Ohmu, die in ihrer schieren Größe und ihren organischen Bewegungen sowohl majestätisch als auch unheimlich wirken.

Miyazakis Hang zur Perfektion zeigt sich in der Detailtreue, mit der selbst kleine Bewegungen, wie das Flattern von Nausicaäs Kleid im Wind oder die Wellenbewegungen des toxischen Meeres, dargestellt werden. Die Animation trägt wesentlich zur atmosphärischen Dichte des Films bei und unterstreicht die emotionale Tiefe der Geschichte.

Qualität des Soundtracks

Der Soundtrack von „Nausicaä aus dem Tal der Winde“, komponiert von Joe Hisaishi, ist einer der herausragenden Aspekte des Films. Hisaishi, der für viele Ghibli-Filme die Musik komponierte, schuf mit „Nausicaä“ eine musikalische Untermalung, die perfekt die Stimmung und das emotionale Spektrum des Films einfängt.

Die Musik ist vielseitig und reicht von epischen orchestralen Stücken, die die Weite und Erhabenheit der postapokalyptischen Welt untermalen, bis hin zu zarten, melancholischen Melodien, die Nausicaäs innere Stärke und ihre Verbundenheit zur Natur widerspiegeln. Besonders die Titelmelodie bleibt im Gedächtnis und trägt zur emotionalen Intensität der Schlüsselszenen bei.


Warum der Film gut ist und was ihn besonders macht

„Nausicaä aus dem Tal der Winde“ ist ein Film, der sowohl inhaltlich als auch künstlerisch überzeugt. Die Stärke des Films liegt in seiner Fähigkeit, komplexe Themen wie Umweltzerstörung, Krieg und den Kampf um Macht in eine spannende und bewegende Geschichte zu verpacken. Die Botschaft des Films – die Notwendigkeit einer harmonischen Koexistenz zwischen Mensch und Natur – ist heute genauso relevant wie zum Zeitpunkt der Veröffentlichung.

Miyazakis tiefe Charakterzeichnungen, kombiniert mit einer fesselnden Handlung und einer sorgfältig gestalteten Welt, machen den Film zu einem Meisterwerk. Die künstlerische Qualität der Zeichnungen und Animationen, unterstützt von einem emotional ansprechenden Soundtrack, trägt dazu bei, dass der Film über die Jahre nichts von seiner Faszination verloren hat.


Schwächen des Films

Trotz seiner vielen Stärken hat „Nausicaä aus dem Tal der Winde“ auch einige Schwächen. Der Film basiert auf einem Manga, der eine viel umfangreichere Geschichte erzählt, und daher wirkt die Handlung manchmal gehetzt oder vereinfacht, besonders in Bezug auf die Hintergrundgeschichten einiger Charaktere und die komplexen politischen Intrigen. Manchmal erscheinen die Übergänge zwischen den verschiedenen Handlungssträngen etwas abrupt, was das Verständnis erschweren kann, wenn man mit dem Manga nicht vertraut ist.

Ein weiterer Kritikpunkt könnte die relative Unausgewogenheit in der Charakterentwicklung sein. Während Nausicaä und einige Hauptcharaktere gut entwickelt sind, bleiben andere Figuren, wie einige der Nebencharaktere oder sogar einige Antagonisten, etwas blass und stereotyp.


Fazit

„Nausicaä aus dem Tal der Winde“ ist ein visionäres Werk, das die Grundsteine für das spätere Studio Ghibli und die Karriere von Hayao Miyazaki legte. Es ist ein Film, der seine Zuschauer nicht nur durch seine visuelle und akustische Schönheit fesselt, sondern auch durch seine tiefgründige und zeitlose Botschaft. Trotz kleinerer Schwächen bleibt der Film ein Meilenstein der Animationsgeschichte und ein Muss für alle Fans von Anime und Umweltgeschichten.

Titel in DE: Nausicaä aus dem Tal der Winde
Titel in Japan: Kaze no Tani no Naushika
Erscheinungsjahr: 1984
FSK-Freigabe: FSK 12
Produktionsstudio: Topcraft (später Studio Ghibli)
Genre: Abenteuer, Fantasy, Science-Fiction
Laufzeit: 116 Minuten
Verfügbarkeit: DVD, Blu-ray, Streaming (z.B. Netflix, Amazon Prime Video)

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