Spaß mit japanischen Zeichentrickfilmen

Die erste Reise

Fortsetzung von „Zwischen Tinte, Stahl und Freundschaft

Das Gildehaus und eine unerwartete Begegnung

Die Sonne stand hoch am Himmel und tauchte die geschäftigen Straßen der Hauptstadt in ein warmes, sommerliches Licht. Für die meisten Studenten der Akademie bedeutete dieser Tag den Beginn der wohlverdienten Ferien. Doch für Funny, Lily und Darin begann auch ein neues Kapitel ihres Lebens. Es sollte ihr erster Tag als offiziell anerkannte Abenteurergruppe werden.

Ihr Weg führte sie nicht in die Tavernen oder Parks, wohin es die meisten Studenten zog, sondern zum imposanten Gildehaus, einem prächtigen Gebäude aus Eichenholz und Stein, das im Herzen der Stadt lag. Es war das Nervenzentrum der Abenteurerzunft, ein Ort mit Struktur, ein Ort der Gerüchte, der Aufträge und des Triumphs. Hier wurden Karrieren gestartet und Legenden geboren.

Als sie die große, doppelflügelige Tür durchschritten, schlug ihnen eine Welle aus Geräuschen und Gerüchen entgegen. Das Murmeln von Dutzenden von Gesprächen, das Klirren von Rüstungen, der Geruch von altem Pergament, Leder und dem scharfen Aroma von Desinfektionsmitteln für Wunden. An den Wänden hingen riesige Tafeln, auf denen Aufträge aller Ränge und Schwierigkeitsgrade ausgehängt waren, von der Suche nach einer entlaufenen Katze (Rang F) bis zur Jagd auf einen ausgewachsenen Greifen (Rang A).

Sie gingen schnurstracks auf eine der vielen Rezeptionen zu, hinter der ein hübsches Hundemädchen in einer schmucken, blauen Maid-Uniform saß und eifrig Papiere sortierte. Ein Namensschild verriet ihren Namen: Renni.

Als sie näherkamen, blickte Renni auf, ihre Ohren zuckten aufmerksam, und ein breites, professionelles Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.

„Ah, die Stars des ersten Jahrgangs! Wir haben euch schon erwartet.“

Ihre Stimme war hell und freundlich.

„Herzlichen Glückwunsch zu euren herausragenden Ergebnissen. Sobald wir hier fertig sind, soll ich euch direkt zu Fennja schicken.“

Funny, die als Anführerin das Wort ergriff, war sichtlich erstaunt.

„Wieso zu Fennja? Was will denn unsere Nahkampflehrerin von uns?“

Renni kicherte.

„Fennja ist doch nur an der Akademie, weil sie eine Wette gegen den Direktor verloren hat und sicherstellen will, dass der Unterricht auf einem hohen Niveau stattfindet. Die meiste Zeit widmet sie sich als Gildemeisterin unserer Gilde hier.“

Die drei schauten sich an und zuckten mit den Schultern. Natürlich, dachte Funny. Eine Frau von Fennjas Kaliber wäre als einfache Lehrerin unterfordert.

Renni wurde nun ganz sachlich und zog ein frisches Formular aus einem Stapel.

„Ich nehme an, ihr wollt euch als Gruppe registrieren lassen. Ihr seid drei, damit habt ihr die Mindestanzahl erreicht.“

Sie nahm einen Stift zur Hand.

„Ihr müsst einen Gruppensprecher definieren, einen Anführer und einen Waffenmeister. Da diese Funktionen nicht doppelt belegt werden sollten, seht ihr, wo die Mindestanzahl herkommt. Da ihr alle Rang E habt, dürft ihr als Gruppe Aufträge bis zum Rang D+ annehmen. Für erledigte Aufträge erhaltet ihr neben der Belohnung Punkte. Diese zählen für euren Rangaufstieg. Ihr entscheidet selbst, wer welche Punkte für die Rangliste bekommt.“

Sie blickte die Drei scharf an.

„Ein kleiner Tipp von mir: Verteilt die Punkte gerecht. Es macht keinen Sinn, wenn es innerhalb der Gruppe große Rangunterschiede gibt, denn je höher der Rang einer Aufgabe, desto gefährlicher wird sie. Also, was soll ich alles aufschreiben?“

Funny schob lächelnd ein bereits vollständig ausgefülltes Formular über den Tresen.

„Oh!“, sagte Renni, sichtlich enttäuscht, dass sie nicht selbst schreiben durfte. „Alles schon fertig. Na, dann lasst mal sehen!“

Sie überflog das Dokument. Ihre Augenbrauen hoben sich.

„Gruppenname: ‚Adiuva et Protege‘. Helfen und Beschützen. Gefällt mir, passt zu dem, was man über euch hört. Anführerin ist Funny. Herzlichen Glückwunsch. Sprecher… nein, halt, Sprecherin: Lily.“

Renni prustete los.

„Bei den Göttern, Lily, auf deine Pressekonferenzen bin ich jetzt schon gespannt!“

Lily, die bis dahin Rennis Ausführungen nur halb verfolgt hatte, schreckte hoch.

„Pressekonferenzen? Ich? Was für Pressekonferenzen?“

Sie schaute fragend von Funny zu Renni und wieder zurück.

„Na, wenn ihr erfolgreich knifflige Aufgaben erledigt habt, ist oft die lokale Presse interessiert“, erklärte Renni vergnügt. „Und bei Staatsaufträgen sind auch die überregionalen Zeitungen an euren Statements interessiert. Du musst dann einfach locker-leicht die Fragen beantworten, und alles ist gut.“

Sie zwinkerte.

„Ihr müsst das natürlich nicht machen, aber in der Regel erhöht das eure Bekanntheit und ihr erhaltet oft höher dotierte oder exklusivere Aufträge.“

„Klar“, sagte Funny und tätschelte Lilys Arm. „Du bist perfekt dafür. Du sagst immer, was du denkst. Das ist ehrlich und direkt.“

„Ich sag ja auch, was ich denke, wenn ich einen Idioten vor mir habe“, brummte Lily, aber sie wirkte ein wenig geschmeichelt.

„Weiter im Text“, fuhr Renni fort. „Klar, Darin wird Waffenmeister. Macht Sinn. Du verwaltest also eure Waffen und eure Ausrüstung. Und da wir gerade davon sprechen: Neuen Gruppen schenkt die Gilde traditionell eine Einsteiger-Itembox.“

Sie schob eine unscheinbare, graue Metallbox von der Größe eines Schuhkartons über den Tresen.

„Nach dem, was Fennja über dich erzählt hat, Darin, wirst du sie bestimmt schnell erweitern, vergrößern und verbessern. Aber mach sie nicht kaputt. Ersatz gibt es nicht!“

Darin wurde bei der direkten Ansprache rot und schob seine Brille zurecht. Er wusste, dass Renni recht hatte. Itemboxen waren selten und basierten auf einer fast vergessenen Magie. Selbst die Reparatur einer einfachen Starterbox war extrem kostspielig.

„Habt ihr noch Fragen?“, fragte Renni abschließend.

Die drei schüttelten den Kopf. Sie waren überrascht, wie schnell und unkompliziert alles ging.

Renni grinste.

„Perfekt.“

Sie holte mit Schwung aus und knallte einen schweren, magischen Stempel auf das Formular. Das Pergament leuchtete kurz auf und löste sich in goldenen Staub auf. An seiner Stelle erschienen drei metallene Gildenmitgliedskarten neben der unscheinbaren Metall-Box auf dem Tresen.

„Darin, leg eine Hand darauf, dann ist sie auf dich geprägt“, wies Renni ihn an. „Wenn auch Funny und Lily Dinge entnehmen können sollen, müssen sie danach ebenfalls ihre Hand auflegen.“

Darin nickte und legte seine Hand auf die kühle Oberfläche der Box. Sie pulsierte einmal kurz mit einem sanften, blauen Licht. Danach legten Funny und Lily ihre Hände darauf. Die Box pulsierte erneut, diesmal dreifarbig, bevor sie mit einem leisen Pling verschwand.

„Wo… wo ist sie hin?“, stotterte Darin.

„Sie ist jetzt mit euch verbunden“, erklärte Renni. „Denkt einfach an die Dinge, die in der Box sind, und sie erscheinen in eurer Hand. Wenn ihr etwas hineinlegen wollt, macht es genauso. Denkt an das Objekt, das hinein soll, und es wird in die Box gelegt. Probiert es aus. Packt zuerst eure Gildenkarten hinein. Später dann eure Handwaffen. Viele Städte mögen es nicht, wenn man offen Waffen trägt.“

Die drei konzentrierten sich auf ihre Gildenkarten. Mit einem sanften Geräusch verschwanden diese aus ihren Händen.

„Wow“, flüsterte Funny. „Das ist… praktisch.“

„SO!“, sagte Renni und klatschte in die Hände. „Jetzt aber ab zu Fennja! Die Treppe hoch, letzte Tür links.“

Ein Auftrag und eine Warnung

Sie folgten Rennis Anweisungen und klopften an eine schwere Eichentür, auf der ein Schild mit der Gravur „Fennja, Gildemeisterin“ prangte.

„Herein“, klang die vertraute, klare Stimme.

Sie traten ein und fanden sich in einem großen, aber schlicht eingerichteten Büro wieder. Hinter einem massiven Schreibtisch saß tatsächlich ihre Schwertmeisterin aus der Akademie. Sie trug keine Rüstung, sondern ein einfaches, aber elegantes Leinenkleid, doch ihre Haltung verriet die disziplinierte Kriegerin.

„Setzt euch“, sagte Fennja und deutete mit einem Lächeln auf die Stühle vor ihrem Tisch. „Herzlichen Glückwunsch euch dreien. Eure Leistung war mehr als nur beeindruckend. Sie war… beispiellos.“

„Danke, Meisterin Fennja“, sagte Funny höflich.

„Ich wollte mit euch noch kurz sprechen, bevor ihr in die Ferien aufbrecht“, fuhr Fennja fort und verschränkte die Finger. „Renni hat euch sicherlich informiert, dass ihr als Gruppe D+ Aufträge annehmen dürft. Normalerweise würde ich Erstsemestern davon abraten. Aber ihr seid kein normaler Fall.“

Ihre Miene wurde ernst.

„Trotzdem: Unterschätzt niemals D und D+ Monster. Theorie ist das eine, ein Kampf auf Leben und Tod etwas völlig anderes. Ich habe gehört, ihr wollt zu Rawenna nach ‚Janz weit draußen‘?“

Darin nickte.

„Ja, meine Mutter hat uns eingeladen.“

„Normalerweise ist dagegen nichts einzuwenden. Der Weg ist bekannt und meist sicher“, sagte Fennja und beugte sich vor. „Aber in letzter Zeit ist irgend etwas seltsam. Es kommen immer öfter Monster einzeln oder in kleinen Scharen aus der Ödnis herüber. Nicht nur Wildlinge. Auch Kreaturen, die man seit Jahren nicht mehr in diesen Gebieten gesehen hat. Irgendetwas oder irgendjemand scheint sie von dort entweder zu vertreiben oder gezielt herüberzuschicken.“

„Die Wächter?“, fragte Lily direkt.

„Die Wächter sind dran“, bestätigte Fennja. „Kaelan hat mehrere Expeditionen in die Ödnis geführt. Aber sie konnten nichts herausfinden. Die Ödnis ist einfach nur eine Ödnis. Leer, leblos, ohne erkennbare Ursache für diese Migration.“ Sie sah die Drei eindringlich an. „Passt auf euch auf! Die Wege sind aktuell nicht sicher. Manchmal ist es sicherer, sich einer größeren Gruppe anzuschließen, als allein zu reisen.“

Fennja kramte in einer Schublade.

„Hier.“

Sie hielt einen versiegelten Brief hervor.

„Ein Brief für Rawenna. Geschäftliches. Könntet ihr den bitte für mich mitnehmen?“

Darin nickte, nahm den Brief und ließ ihn mit einem konzentrierten Gedanken in ihrer neuen Itembox verschwinden.

„Dann wünsche ich euch eine ruhige Reise mit möglichst wenigen gefährlichen Begegnungen“, sagte Fennja zum Abschied.

Nachdem sie sich verabschiedet hatten, gingen die drei zur Akademie zurück, um ihre Waffen zu holen: zwei bläulich schimmernde, perfekt ausbalancierte Dolche für Funny, eine elegante, aber tödliche Naginata für Lily und Darins wuchtige, aber präzise Doppelaxt. Mehr brauchten sie nicht. Blumenelfen reisen für gewöhnlich mit leichtem Gepäck.

Mit einem koordinierten Flügelschlag schwangen sie sich in die Lüfte. Die Heimreise – und ihr erstes gemeinsames Abenteuer – hatte begonnen.

Die Tücken des Flusses

Sie flogen den ganzen Tag, hoch über den Wäldern und Feldern, ein Gefühl der Freiheit und des Aufbruchs in ihren Herzen. Am späten Nachmittag, als die Sonne bereits tiefer sank, hörten sie vom Flussufer unter ihnen lautes Rufen.

„Hilfe! Jemand, bitte helft uns!“

Sie kreisten und sahen die Ursache des Lärms. Eine Katzenmenschenfamilie stand verzweifelt um ihren Planwagen. Das Vorderrad war tief im schlammigen Ufer des doch recht reißenden Flusses versunken. Durch die Strömung neigte sich der Wagen gefährlich zur Seite und drohte, komplett umzukippen. Der Vater stemmte sich mit aller Kraft dagegen, aber er verlor sichtlich an Boden. Ein Pferd stand bis zum Bauch im Wasser und wieherte panisch.

Darin analysierte die Situation von oben mit dem kühlen Blick eines Taktikers.

„Okay, hört zu“, übernahm er sofort das Kommando. „Wir können ihn nicht einfach gerade herausziehen, der Winkel ist falsch und der Schlamm saugt ihn fest. Wir müssen ihn schräg nach hinten ziehen, um das Rad zu befreien.“

Seine Schüchternheit war wie weggeblasen, wenn es ein Problem zu lösen galt.

„Lily, Funny, ihr beide spannt das Pferd aus. Es gerät in Panik und könnte den Wagen endgültig umreißen. Ich stabilisiere ihn derweil und dann ziehen wir ihn vorsichtig heraus.“

Gesagt, getan. Funny und Lily landeten elegant am Ufer.

„Keine Sorge, wir helfen euch!“, rief Funny der verängstigten Katzenfrau zu.

Während Funny das aufgeregte Pferd beruhigte und Lily geschickt das Geschirr löste, sprang Darin schon in den Fluss, um den Wagen zu stabilisieren.

„Okay!“, rief er. „Mädels, an den Wagen! Stemmt euch gegen die Strömung, versucht ihn zu stabilisieren! Und dann ziehen wir! Auf drei! Eins… zwei… DREI!“

Die Mädchen stemmten sich mit ihrer ganzen Kraft gegen die Seite des Wagens und schafften es tatsächlich, ihn für einen entscheidenden Moment zu stabilisieren. Das entlastete das eingeklemmte Rad. Und dann wurde geschoben, gezogen und wieder geschoben, Stück für Stück. Mit einem lauten, schmatzenden Geräusch, löste sich das Rad aus dem Schlamm und der Wagen konnte ans sichere Ufer gezogen werden.

Die Katzenmenschenfamilie war überglücklich.

„Wir wissen gar nicht, wie wir euch danken sollen!“, sagte der Vater, ein kräftiger Katzenmann mit grau meliertem Fell. „Bitte, bleibt über Nacht bei uns! Wir haben nicht viel, aber wir teilen es gerne.“

Die drei willigten ein. Die beiden Kinder, ein Junge und ein Mädchen, waren sofort von den drei Elfen fasziniert und wichen ihnen nicht mehr von der Seite. Als die Nacht hereinbrach, kuschelten sie sich am Lagerfeuer an ihre neuen Freunde. Darin erklärte dem Mädchen die Sternenbilder, während Funny und Lily dem Jungen einen einfachen Lichtzauber beibrachten. Es war eine friedliche, bequeme Nacht…

…bis die Stille kam.

Das normale Rascheln des Windes, das Zirpen der Grillen, das leise Plätschern des Flusses – alles verstummte schlagartig. Eine unnatürliche, drückende Lautlosigkeit legte sich über das Lager, als würde die Natur den Atem anhalten.

Lily, deren Sinne auf der Straße geschärft worden waren, schreckte hoch. Ihre Erfahrung hatte sie gelehrt: Es ist niemals wirklich still in der Natur. Absolute Stille bedeutet Gefahr.

Sie spähte in die Dunkelheit. Und da sah sie sie. Um das Lager hatte sich ein Ring aus glühenden, roten Punkten gebildet. Augen. Viele Augen.

„Wacht auf“, zischte sie und rüttelte sanft an Funny und Darin. „Leise. Wir haben Gesellschaft.“

Sie weckte vorsichtig die Familie.

„Versteck dich!“, flüsterte sie dem Katzenmädchen zu und hob es in den Wagen.

Funny tat es ihr gleich mit dem Jungen, wo die Mutter ihn entgegennahm. Der Vater griff nach einem kräftigen Knüppel.

Die drei Freunde zogen ihre Waffen aus der Itembox. Funnys Dolche schimmerten im Mondlicht. Lilys Naginata wirkte bedrohlich lang. Darins Axt glänzte kalt.

Keine Sekunde zu spät. Mit einem markerschütternden Heulen brachen fünf riesige Kriegswölfe aus den Büschen hervor. Es waren keine normalen Wölfe. Sie waren größer, muskulöser, ihre Augen glühten intelligent und bösartig. Gezüchtet für den Krieg, nun zu wilden, tödlichen Jägern geworden.

Der erste Wolf sprang auf Funny zu. Er sah nur noch zwei zischende, blaue Lichtblitze, bevor sein Kopf von seinem Rumpf getrennt wurde. Der Körper krachte zu Boden.

Ein zweiter wollte Darin von der Seite angreifen. Er konnte mit seiner schweren Axt nicht schnell genug reagieren, doch Lily war zur Stelle. Ein einziger, präziser Streich ihrer Naginata durchtrennte die Kehle des Biestes.

Ein dritter und vierter Wolf griffen gleichzeitig an.

Hier zeigte sich das perfektes Teamwork der frischgebackenen Abenteurer-Gruppe. Darin blockte den einen mit dem breiten Blatt seiner Axt, während Funny ihre Dolche warf und den anderen Wolf mitten im Sprung erledigte. Lily nutzte einen kurzen Moment und ihre Waffe durchbohrte den von Darin blockierten Wolf.

Doch der Anführer, ein riesiges, graues Tier mit einem von Narben zerfurchten Gesicht, ignorierte sie. Er sprang direkt auf den Katzenvater zu, wich dessen Schlag mit dem Knüppel aus und riss ihm mit seinen Reißzähnen die Schulter auf.

„NEIN!“, schrie Lily. Sie reagierte als Erste. Eine Dornenranke schoss aus dem Boden, schlang sich um den Schwanz des Wolfes und riss ihn zurück, gerade als sein Kiefer nur wenige Zentimeter vom Hals seines Opfers entfernt, bösartig zuschnappte.

Diese Sekunde reichte. Darin schwang seine Axt in einem gewaltigen Bogen. Funny hatte ihre Dolche magisch zurückgerufen und warf sie erneut. Auch der letzte Wolf hauchte sein Leben aus.

Sofort stürzte Funny zu dem verletzten Mann. Sie öffnete ihre Hände und ließ eine Welle aus sanfter, stabilisierender Magie aus ihnen fließen. Die Wunde an seiner Schulter schloss sich fast sofort zu einer sauberen, wenn auch schmerzhaften Narbe.

„Das Gelenk ist ausgekugelt“, stellte Lily mit einem fachmännischen Blick fest.

Sie kniete sich neben ihn.

„Okay, das wird kurz wehtun, aber es muss sein.“

Sie blickte die anderen an.

„Darin, halt seinen Kopf stabil. Funny, wirke einen leichten Beruhigungszauber, damit er sich nicht verkrampft. Und Sie, gute Frau“, wandte sie sich an die Katzenmutter, „flüstern Sie Ihrem Mann schöne Worte ins Ohr.“

Die Frau war verwirrt.

„Was… was soll ich denn sagen?“

Lily grinste frech. „Küssen Sie ihn!“

Der Kopf des Mannes flog überrascht zu seiner Frau. Diese beugte sich über ihn, ihre Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt. In diesem Moment der Ablenkung packte Lily zu und renkte mit einem einzigen, kräftigen Ruck das Gelenk wieder ein. Das ging so schnell, dass der Mann das laute Knacken kaum bemerkte.

Die beiden Katzenmenschenkinder sprangen jubelnd zu ihrem Vater und hingen an seinem Hals. Alle bedankten sich überschwänglich bei den drei Freunden.

Lily, jetzt wo die Anspannung von ihr abfiel, lehnte sich lässig auf ihre Naginata.

„Kein Problem“, sagte sie mit ihrer typischen Kodderschnauze. „Das ist unser Job. Der Job von ‚Adiuva et Protege‘. Wir helfen, wo wir können.“

„Adiuva et Protege?“, fragte eines der Katzenkinder neugierig.

Funny hockte sich vor das Kind und erklärte mit einem warmen Lächeln: „Das ist der Name unserer Gruppe. Er bedeutet Helfen und Beschützen.“

„Mama, Papa“, riefen die beiden Kinder wie aus einem Mund. „Wenn wir groß sind, wollen wir auch Abenteurer werden! So wie sie!“

Die Mutter lächelte, Tränen der Erleichterung in den Augen.

„Ich denke, das hat noch Zeit.“

Sie wandte sich an Funny: „Jetzt helfe ich euch erst einmal, die Ohren der Wölfe als Nachweis eurer Heldentat für die Gilde abzutrennen.“

Der Rest der Nacht verlief ereignislos. Die Geräusche des Waldes und der sanfte Wind waren wieder zu hören, als wäre nichts geschehen. Doch für die junge Gruppe war es die erste, blutige Bestätigung, dass sie auf dem richtigen Weg waren.

Helfen und Beschützen – Adiuva et Protege

Fortsetzung in „Das Flüstern der Berge

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