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Die letzten 25 Einträge

Adiuva et Protege Adventskalender – 18.12. – Abfackeln

Der Morgen: Kaffee und Panik

Als Lily mit noch halbgeschlossenen Augen auf ihren Stuhl am Frühstückstisch fiel, bekam sie nur am Rande mit, dass Funny gerade einen Brief las. Lily schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und tastete halbblind nach ihrer Lebensader. Darin, vorausschauend wie immer, schob die Kaffeetasse genau in ihre Reichweite, kurz bevor ihre suchende Hand in der Müslischale landete.

Nach zwei großen Schlucken öffnete Lily ein Auge. Funny starrte sie an. Mit einem Lächeln, das so strahlend war, dass es schon fast wehtat.

„WAS?“ knurrte Lily.

„Wir können dem Schnee und der Kälte hier entkommen!“ verkündete Funny fröhlich.

Zu fröhlich.

Verdächtig fröhlich.

Lilys Gehirn arbeitete noch im 56k-Modem-Tempo.

„Hä? Url… erst… Weih… ten?“

Darin kommentierte trocken: „Lily, du brauchst mehr Kaffee. Dein Sprachzentrum bootet noch.“

„…Marinburg…“, säuselte Funny.

Darin zählte leise rückwärts: „3… 2… 1…“

Bei Lily machte es Klick. Die Tasse knallte auf den Tisch.

„NIEMALS!“ schrie sie, jetzt hellwach. „SAG, DASS WIR KEINEN AUFTRAG IN MARINBURG! HABEN“

Darin kicherte leise.

„Ich geh packen.“

Er verschwand in der Werkstatt.

Lily wechselte die Taktik. Sie setzte ihren berühmten Dackelblick auf, klimperte mit den Wimpern und faltete die Hände.

„Funny, biiitte. Nicht Marinburg. Überall, nur nicht da. Das stinkt nach Fisch. Und der Hafenmeister hasst mich.“

Funny blieb eisern, ihre Augen aber lächelten.

„Ich bin nicht Darin, dein Dackelblick wirkt bei mir nicht. Wir können uns das nicht aussuchen. Hier steht: Der Magistrat von Marinburg hat unser fähigstes Wächterteam angefordert.

Funny zuckte mit den Schultern.

„Da Kaelan Lindwürmer jagt und Vanessa bei Lumina Babysitter spielt, sind das wohl wir.“

Lily knurrte leise. Darin kam zurück.

„Fertig. Ich habe Spezialausrüstung gegen Möwen, Fische und Ratten eingepackt. Wir können los.“

Er legte einen blauen Kristall auf den Tisch und stupste ihn an. Ein Portal aus wirbelndem Licht öffnete sich. Schon bevor sie hindurchtraten, schlug Lily der Geruch von verrottendem Tang und altem Fisch entgegen, untermalt vom Kreischen hunderter Möwen. Lily seufzte tief.

„Also, wenn wir schon da sind… sagen wir dem Hafenmeister Hallo. Dann ist er nicht so überrascht, wenn wir die Stadt wieder in Schutt und Asche legen.“

„Es war nur ein Schiff“, korrigierte Darin.

„Und eine Lagerhalle“, ergänzte Funny.

„Es war toll“, schwelgte Lily in Erinnerungen.


Der Magistrat

Die Oberbürgermeisterin von Marinburg war eine hochgewachsene Schwertelfe, die so streng aussah, dass sie wahrscheinlich selbst Fennja noch Nachhilfe in Disziplin geben könnte.

„Herzlich willkommen in Marinburg…“

„Kssssssss…“, machte Lily leise.

Funny trat ihr unauffällig, aber schmerzhaft auf den Fuß.

„…Wir haben ein Problem mit einer Yokai-Plage in unseren Abwassertunneln“, fuhr die OB unbeirrt fort.

Lily rollte mit den Augen.

„Ratten? Ernsthaft? Dafür gibt es Kammerjäger. Oder einfach mal putzen.“

„LILY!“ zischte Funny.

„Was denn?“, Lily schaute unschuldig (!!) in die Runde.

Die OB musterte Lily mit kühler Verachtung.

„Wenn es nur gewöhnliche Ratten wären, hätten wir nur Dich angefordert. Auf eine mehr oder weniger in der Kanalisation käme es nicht an.“

Lilys Hand zuckte, als ob sie ihre Naginata aus der Itembox in ihre Hand gleiten lassen wollte. Darin legte ihr schnell und fest die Hand auf den Arm.

Funny übernahm.

„Erzählt uns mehr. Yokai?“

Murus Gigas. Riesen-Ratten-Dämonen“, erklärte die OB und schob eine Karte über den Tisch. „Sie verwandeln alles, was sie töten, ebenfalls in Monster. Wir haben bereits zehn Kanalarbeiter verloren. Es sind also mindestens elf Dämonen da unten. Wenn sie an die Oberfläche kommen, ist die Stadt verloren.“

„Das ist sie schon seit Jahren…“, murmelte Lily, aber diesmal leiser.

Darin vertiefte sich sofort in die Karte. Sein Zeigefinger tanzte über das Pergament.

„Hier ist das Nest. Diese Ein- und Ausgänge müssen versiegelt werden. Massiv. So stabil, dass ein anrennender Stier nicht durchkommt. Bis heute Abend?“

Die OB nickte.

„Das veranlasse ich.“

„Gut“, sagte Darin. „Wir starten Aktion Fumigare Mures – Ratten ausräuchern – um 20:00 Uhr. Bis 22:00 Uhr sind wir fertig.“

„Ich wäre euch verbunden“, sagte die OB kühl zu Darin, „wenn ihr Marinburg dabei nicht abfackeln würdet.“

Lily grinste böse. Darin schob seine Brille hoch.

„Ich arbeite präzise. Keine Sorge.“


Die Kanalisation: 20:00 Uhr

Es stank. Es war dunkel. Und es tropfte. Die drei Wächter standen im Hauptverteiler der Kanalisation. Darin hatte einen Holoprojektor aufgebaut, der die Tunnel als blaues 3D-Gitter in die Luft projizierte.

„Das ist der Plan“, flüsterte Darin. „Wir treiben sie in diesen verwinkelten Sektor. Lily, du bist der Schlüssel. Du sperrst mit deinen Dornen die Fluchtwege ab. Nicht zu früh, sonst drehen sie um. Nicht zu spät, sonst fressen sie uns.“

Er deutete auf einen Punkt.

„Hier ist ein Kreistunnel. Wir locken sie rein, rennen im Kreis, versiegeln hinter uns und kommen ihnen in den Rücken. Dann zünden wir die Brandsätze. Die Tunnel füllen sich mit Rauch, das Feuer verzehrt den Sauerstoff. Ende.“

Lily lächelte ihr gefährliches Lächeln.

„Ein toller Plan.“

„NEIN“, warnte Darin scharf. „Wir fackeln NICHT die Stadt ab.“

Lily nickte ernst. Sie wusste, wann Schluss mit lustig war.

Die Jagd

Sie teilten sich auf. Funny übernahm den linken Flügel, Darin die Mitte, Lily den rechten. Plötzlich hörten sie es. Ein Scharren. Ein Quieken, so tief und laut, dass die Wände vibrierten.

„Kontakt!“ rief Funny über Funk. „Drei Stück bei mir! Sie sind riesig!“

Lily rannte. Vor ihr tauchten rote Augen in der Dunkelheit auf. Zwei Murus Gigas, groß wie Ponys, mit Zähnen wie Dolche, stürmten auf sie zu.

„Na kommt her, ihr hässlichen Biester!“

Sie klopfte auf den Boden. Wusch! Eine massive Dornenhecke schoss aus dem dreckigen Wasser und blockierte den Tunnel. Die Ratten prallten dagegen, kreischten und suchten einen anderen Weg – genau wie geplant.

„Darin! Sie kommen zu dir!“

Darin stand in einer Kreuzung. Er hörte das Trampeln. Er platzierte hektisch die Brandsätze.

„Verdammt! Hier ist ein Seitenarm, der nicht auf der Karte ist!“

Er musste improvisieren. Er warf eine dauerhaft leuchtende Blendgranate in den unbekannten Gang, um ihn unattraktiv zu machen. Dann kamen sie. Eine Flut aus pelzigen Leibern. Darin rannte.

„Funny! Lily! Zünden in 30 Sekunden! Zum Sammelpunkt!“

Lily war auf dem Weg, als sie Schreie hörte. Menschliche Schreie.

„Was zur Hölle…“

Sie bog ab. In einer Sackgasse kauerten drei Kinder – offensichtlich bei einer idiotischen Mutprobe – zitternd an der Wand. Zwei Riesenratten hatten sie in die Enge getrieben.

„Verdammt“, fluchte Lily. „Darin! Verzögerung! Zivilisten!“

Sie sprang zwischen die Ratten und die Kinder.

„Hey! Sucht euch jemanden in eurer Größe!“

Die Ratten griffen an. Lily wirbelte ihre Naginata. Es war eng, es war glitschig. Eine Ratte schnappte nach ihrem Bein, Lily trat zu und traf die empfindliche Nase, drehte sich und enthauptete das Biest mit einem sauberen Hieb. Die zweite Ratte zögerte.

„LOS! RAUS HIER!“ brüllte Lily die Kinder an. „ZUM HINTEREN-AUSGANG! RENNT!“

Die Kinder rannten. Lily erledigte die zweite Ratte und sprintete hinterher.

Darin hatte ganz andere Probleme. Er war am Versiegelungspunkt angekommen, aber eine Ratte – nein, der Dämon selbst, der Alpha – blockierte den Weg. Das Vieh war so groß wie ein Stier und stank nach Schwefel.

„Na toll“, murmelte Darin.

Er zog seine schwere Doppelaxt. Das Biest stürmte. Darin wich im letzten Moment aus, die Klauen verfehlten ihn nur knapp. Darin nutzte den Schwung, drehte sich um die eigene Achse und hieb die Axt mit voller Wucht in die Flanke des Monsters. Es brüllte auf, drehte sich blitzschnell und biss zu. Der Kiefer schnappte nur Millimeter vor Darins Brust zusammen. Darins Shirt riss.

„Das war mein Lieblingsshirt!“ knurrte Darin.

Er konzentrierte seine Magie in die Axtklinge. Sie leuchtete blau auf. Mit einer Konzentration auf den Punkt hieb er von oben herab. Der Schädel des Dämons barst. Der Dämon brach zusammen.

Funny kam angerannt, völlig außer Atem.

„Darin! Alles okay?“

„Shirt kaputt. Ratte tot. Wo ist Lily?“

„Hier!“

Lily schlitterte um die Ecke, völlig verdreckt, aber grinsend.

„Kinder gerettet. Ratten filetiert. Können wir jetzt zündeln?“

Das Finale

Sie versiegelten den letzten Ausgang. Die verbliebenen Dämonen waren im Kreis gefangen. „3… 2… 1… ZÜNDUNG!“

Ein tiefes Grollen ging durch das Kanalsystem. Hunderte Meter entfernt schossen Stichflammen aus den Lüftungsschächten in den Nachthimmel von Marinburg. Unter der Erde breitete sich das reinigende Feuer aus und Millionen Ratten würden nie wieder Marinburg tyrannisieren.

Die Drei kletterten aus dem letzten offenen Schacht am Hafen an die frische Luft.

Es war 21:58 Uhr.

Flankiert von ihren Wachen wartete die Oberbürgermeisterin bereits. Sie sah die Stichflammen, sah den Rauch, sah die drei verdreckten Elfen. Die geretteten Jugendlichen kamen angerannt und erzählten aufgeregt von der „Roten Fee“, die sie gerettet hatte.

Die strenge Miene der Elfe wurde weicher. Sie nickte anerkennend. Sie ging auf Lily zu, die gerade versuchte, Rattenblut von ihrem Bikini zu wischen.

„Lily“, sagte die Oberbürgermeisterin feierlich. „Hiermit sind Dir Deine Sünden aus der Vergangenheit vergeben. Marinburg steht in Deiner Schuld.“

Lily grinste breit, drehte sich zu Funny um und flüsterte: „Siehst du? Ich bin doch brav.“

Funny verdrehte die Augen, legte aber den Arm um ihre Freundin.

„Ja, Li-chan. Manchmal bist du das wirklich.“

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Adiuva et Protege Adventskalender – 18.12. – Abfackeln

Der Morgen: Kaffee und Panik

Als Lily mit noch halbgeschlossenen Augen auf ihren Stuhl am Frühstückstisch fiel, bekam sie nur am Rande mit, dass Funny gerade einen Brief las. Lily schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und tastete halbblind nach ihrer Lebensader. Darin, vorausschauend wie immer, schob die Kaffeetasse genau in ihre Reichweite, kurz bevor ihre suchende Hand in der Müslischale landete.

Nach zwei großen Schlucken öffnete Lily ein Auge. Funny starrte sie an. Mit einem Lächeln, das so strahlend war, dass es schon fast wehtat.

„WAS?“ knurrte Lily.

„Wir können dem Schnee und der Kälte hier entkommen!“ verkündete Funny fröhlich.

Zu fröhlich.

Verdächtig fröhlich.

Lilys Gehirn arbeitete noch im 56k-Modem-Tempo.

„Hä? Url… erst… Weih… ten?“

Darin kommentierte trocken: „Lily, du brauchst mehr Kaffee. Dein Sprachzentrum bootet noch.“

„…Marinburg…“, säuselte Funny.

Darin zählte leise rückwärts: „3… 2… 1…“

Bei Lily machte es Klick. Die Tasse knallte auf den Tisch.

„NIEMALS!“ schrie sie, jetzt hellwach. „SAG, DASS WIR KEINEN AUFTRAG IN MARINBURG! HABEN“

Darin kicherte leise.

„Ich geh packen.“

Er verschwand in der Werkstatt.

Lily wechselte die Taktik. Sie setzte ihren berühmten Dackelblick auf, klimperte mit den Wimpern und faltete die Hände.

„Funny, biiitte. Nicht Marinburg. Überall, nur nicht da. Das stinkt nach Fisch. Und der Hafenmeister hasst mich.“

Funny blieb eisern, ihre Augen aber lächelten.

„Ich bin nicht Darin, dein Dackelblick wirkt bei mir nicht. Wir können uns das nicht aussuchen. Hier steht: Der Magistrat von Marinburg hat unser fähigstes Wächterteam angefordert.

Funny zuckte mit den Schultern.

„Da Kaelan Lindwürmer jagt und Vanessa bei Lumina Babysitter spielt, sind das wohl wir.“

Lily knurrte leise. Darin kam zurück.

„Fertig. Ich habe Spezialausrüstung gegen Möwen, Fische und Ratten eingepackt. Wir können los.“

Er legte einen blauen Kristall auf den Tisch und stupste ihn an. Ein Portal aus wirbelndem Licht öffnete sich. Schon bevor sie hindurchtraten, schlug Lily der Geruch von verrottendem Tang und altem Fisch entgegen, untermalt vom Kreischen hunderter Möwen. Lily seufzte tief.

„Also, wenn wir schon da sind… sagen wir dem Hafenmeister Hallo. Dann ist er nicht so überrascht, wenn wir die Stadt wieder in Schutt und Asche legen.“

„Es war nur ein Schiff“, korrigierte Darin.

„Und eine Lagerhalle“, ergänzte Funny.

„Es war toll“, schwelgte Lily in Erinnerungen.


Der Magistrat

Die Oberbürgermeisterin von Marinburg war eine hochgewachsene Schwertelfe, die so streng aussah, dass sie wahrscheinlich selbst Fennja noch Nachhilfe in Disziplin geben könnte.

„Herzlich willkommen in Marinburg…“

„Kssssssss…“, machte Lily leise.

Funny trat ihr unauffällig, aber schmerzhaft auf den Fuß.

„…Wir haben ein Problem mit einer Yokai-Plage in unseren Abwassertunneln“, fuhr die OB unbeirrt fort.

Lily rollte mit den Augen.

„Ratten? Ernsthaft? Dafür gibt es Kammerjäger. Oder einfach mal putzen.“

„LILY!“ zischte Funny.

„Was denn?“, Lily schaute unschuldig (!!) in die Runde.

Die OB musterte Lily mit kühler Verachtung.

„Wenn es nur gewöhnliche Ratten wären, hätten wir nur Dich angefordert. Auf eine mehr oder weniger in der Kanalisation käme es nicht an.“

Lilys Hand zuckte, als ob sie ihre Naginata aus der Itembox in ihre Hand gleiten lassen wollte. Darin legte ihr schnell und fest die Hand auf den Arm.

Funny übernahm.

„Erzählt uns mehr. Yokai?“

Murus Gigas. Riesen-Ratten-Dämonen“, erklärte die OB und schob eine Karte über den Tisch. „Sie verwandeln alles, was sie töten, ebenfalls in Monster. Wir haben bereits zehn Kanalarbeiter verloren. Es sind also mindestens elf Dämonen da unten. Wenn sie an die Oberfläche kommen, ist die Stadt verloren.“

„Das ist sie schon seit Jahren…“, murmelte Lily, aber diesmal leiser.

Darin vertiefte sich sofort in die Karte. Sein Zeigefinger tanzte über das Pergament.

„Hier ist das Nest. Diese Ein- und Ausgänge müssen versiegelt werden. Massiv. So stabil, dass ein anrennender Stier nicht durchkommt. Bis heute Abend?“

Die OB nickte.

„Das veranlasse ich.“

„Gut“, sagte Darin. „Wir starten Aktion Fumigare Mures – Ratten ausräuchern – um 20:00 Uhr. Bis 22:00 Uhr sind wir fertig.“

„Ich wäre euch verbunden“, sagte die OB kühl zu Darin, „wenn ihr Marinburg dabei nicht abfackeln würdet.“

Lily grinste böse. Darin schob seine Brille hoch.

„Ich arbeite präzise. Keine Sorge.“


Die Kanalisation: 20:00 Uhr

Es stank. Es war dunkel. Und es tropfte. Die drei Wächter standen im Hauptverteiler der Kanalisation. Darin hatte einen Holoprojektor aufgebaut, der die Tunnel als blaues 3D-Gitter in die Luft projizierte.

„Das ist der Plan“, flüsterte Darin. „Wir treiben sie in diesen verwinkelten Sektor. Lily, du bist der Schlüssel. Du sperrst mit deinen Dornen die Fluchtwege ab. Nicht zu früh, sonst drehen sie um. Nicht zu spät, sonst fressen sie uns.“

Er deutete auf einen Punkt.

„Hier ist ein Kreistunnel. Wir locken sie rein, rennen im Kreis, versiegeln hinter uns und kommen ihnen in den Rücken. Dann zünden wir die Brandsätze. Die Tunnel füllen sich mit Rauch, das Feuer verzehrt den Sauerstoff. Ende.“

Lily lächelte ihr gefährliches Lächeln.

„Ein toller Plan.“

„NEIN“, warnte Darin scharf. „Wir fackeln NICHT die Stadt ab.“

Lily nickte ernst. Sie wusste, wann Schluss mit lustig war.

Die Jagd

Sie teilten sich auf. Funny übernahm den linken Flügel, Darin die Mitte, Lily den rechten. Plötzlich hörten sie es. Ein Scharren. Ein Quieken, so tief und laut, dass die Wände vibrierten.

„Kontakt!“ rief Funny über Funk. „Drei Stück bei mir! Sie sind riesig!“

Lily rannte. Vor ihr tauchten rote Augen in der Dunkelheit auf. Zwei Murus Gigas, groß wie Ponys, mit Zähnen wie Dolche, stürmten auf sie zu.

„Na kommt her, ihr hässlichen Biester!“

Sie klopfte auf den Boden. Wusch! Eine massive Dornenhecke schoss aus dem dreckigen Wasser und blockierte den Tunnel. Die Ratten prallten dagegen, kreischten und suchten einen anderen Weg – genau wie geplant.

„Darin! Sie kommen zu dir!“

Darin stand in einer Kreuzung. Er hörte das Trampeln. Er platzierte hektisch die Brandsätze.

„Verdammt! Hier ist ein Seitenarm, der nicht auf der Karte ist!“

Er musste improvisieren. Er warf eine dauerhaft leuchtende Blendgranate in den unbekannten Gang, um ihn unattraktiv zu machen. Dann kamen sie. Eine Flut aus pelzigen Leibern. Darin rannte.

„Funny! Lily! Zünden in 30 Sekunden! Zum Sammelpunkt!“

Lily war auf dem Weg, als sie Schreie hörte. Menschliche Schreie.

„Was zur Hölle…“

Sie bog ab. In einer Sackgasse kauerten drei Kinder – offensichtlich bei einer idiotischen Mutprobe – zitternd an der Wand. Zwei Riesenratten hatten sie in die Enge getrieben.

„Verdammt“, fluchte Lily. „Darin! Verzögerung! Zivilisten!“

Sie sprang zwischen die Ratten und die Kinder.

„Hey! Sucht euch jemanden in eurer Größe!“

Die Ratten griffen an. Lily wirbelte ihre Naginata. Es war eng, es war glitschig. Eine Ratte schnappte nach ihrem Bein, Lily trat zu und traf die empfindliche Nase, drehte sich und enthauptete das Biest mit einem sauberen Hieb. Die zweite Ratte zögerte.

„LOS! RAUS HIER!“ brüllte Lily die Kinder an. „ZUM HINTEREN-AUSGANG! RENNT!“

Die Kinder rannten. Lily erledigte die zweite Ratte und sprintete hinterher.

Darin hatte ganz andere Probleme. Er war am Versiegelungspunkt angekommen, aber eine Ratte – nein, der Dämon selbst, der Alpha – blockierte den Weg. Das Vieh war so groß wie ein Stier und stank nach Schwefel.

„Na toll“, murmelte Darin.

Er zog seine schwere Doppelaxt. Das Biest stürmte. Darin wich im letzten Moment aus, die Klauen verfehlten ihn nur knapp. Darin nutzte den Schwung, drehte sich um die eigene Achse und hieb die Axt mit voller Wucht in die Flanke des Monsters. Es brüllte auf, drehte sich blitzschnell und biss zu. Der Kiefer schnappte nur Millimeter vor Darins Brust zusammen. Darins Shirt riss.

„Das war mein Lieblingsshirt!“ knurrte Darin.

Er konzentrierte seine Magie in die Axtklinge. Sie leuchtete blau auf. Mit einer Konzentration auf den Punkt hieb er von oben herab. Der Schädel des Dämons barst. Der Dämon brach zusammen.

Funny kam angerannt, völlig außer Atem.

„Darin! Alles okay?“

„Shirt kaputt. Ratte tot. Wo ist Lily?“

„Hier!“

Lily schlitterte um die Ecke, völlig verdreckt, aber grinsend.

„Kinder gerettet. Ratten filetiert. Können wir jetzt zündeln?“

Das Finale

Sie versiegelten den letzten Ausgang. Die verbliebenen Dämonen waren im Kreis gefangen. „3… 2… 1… ZÜNDUNG!“

Ein tiefes Grollen ging durch das Kanalsystem. Hunderte Meter entfernt schossen Stichflammen aus den Lüftungsschächten in den Nachthimmel von Marinburg. Unter der Erde breitete sich das reinigende Feuer aus und Millionen Ratten würden nie wieder Marinburg tyrannisieren.

Die Drei kletterten aus dem letzten offenen Schacht am Hafen an die frische Luft.

Es war 21:58 Uhr.

Flankiert von ihren Wachen wartete die Oberbürgermeisterin bereits. Sie sah die Stichflammen, sah den Rauch, sah die drei verdreckten Elfen. Die geretteten Jugendlichen kamen angerannt und erzählten aufgeregt von der „Roten Fee“, die sie gerettet hatte.

Die strenge Miene der Elfe wurde weicher. Sie nickte anerkennend. Sie ging auf Lily zu, die gerade versuchte, Rattenblut von ihrem Bikini zu wischen.

„Lily“, sagte die Oberbürgermeisterin feierlich. „Hiermit sind Dir Deine Sünden aus der Vergangenheit vergeben. Marinburg steht in Deiner Schuld.“

Lily grinste breit, drehte sich zu Funny um und flüsterte: „Siehst du? Ich bin doch brav.“

Funny verdrehte die Augen, legte aber den Arm um ihre Freundin.

„Ja, Li-chan. Manchmal bist du das wirklich.“

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